Europa Europäischer Green Deal: Klimaneutralität bis 2050
Mit dem Europäischen Green Deal (Factsheet: Was ist der europäische Green Deal?) wollen die 27 EU-Mitgliedstaaten bis 2050 klimaneutral werden. In einem ersten Schritt sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Wirtschaft und Gesellschaft in vielen Bereichen neu ausgerichtet werden. Das Paket "Fit für 55" umfasst eine Reihe von Vorschlägen zur Überarbeitung und Aktualisierung von EU-Rechtsvorschriften. Außerdem enthält es Vorschläge für neue Initiativen, mit denen sichergestellt werden soll, dass die Maßnahmen der EU mit den Klimazielen in Einklang stehen, die der Rat und das Europäische Parlament vereinbart haben.
Emissionen
Treibhausgasemissionen
Der Treibhausgasausstoß der EU belief sich 2022 auf rund 3,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Damit lagen die Emissionen rund 29 % niedriger als 1990. Vor allem die Staaten Mittel- und Osteuropas verzeichneten in den letzten drei Jahrzehnten deutliche Einsparungen. Diese lassen sich zum Teil auf den deutlichen Industrieabbau zu Beginn der 1990er Jahre zurückführen.
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Treibhausgase und CO2-Äquivalente
Zu den Treibhausgasen zählen Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und andere klimawirksame Stoffe. Die Gase besitzen zum Teil sehr unterschiedliche Erwärmungspotenziale. Um sie aufzusummieren, werden sie auf die Klimawirksamkeit von CO2 normiert. Die Treibhauspotenziale der Gase bemessen sich somit relativ zu CO2 in "CO2-Äquivalenten".
CO2 ist das bei weitem wichtigste Treibhausgas. In der EU macht es rund vier Fünftel der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Es entsteht unter anderem bei der Verbrennung fossiler Energieträger.
Methan: Zweitstärkstes Treibhausgas nach CO2
Methan trägt als zweitstärkstes Treibhausgas nach CO2 erheblich zum Klimawandel bei. Der EU-weite Ausstoß lag 2022 bei 14,0 Milliarden Tonnen. Bis 2030 will die EU die Emissionen um 30 % gegenüber 2020 verringern.
Energie
Rund drei Viertel der EU-weiten Treibhausgasemissionen entfallen auf den Bereich Energie (für Industrie, Verkehr, Haushalte u.a.). Die 2022 ausgestoßene Menge entsprach rund 2,6 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Um die Klimaziele bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, will die EU-Kommission das Energiesystem der EU dekarbonisieren. Dafür soll der Anteil erneuerbarer Energien gesteigert und die Energieeffizienz erhöht werden.
Ziel: 40 % erneuerbare Energien bis 2030
Ein Umstieg auf erneuerbare Energiequellen mindert den Ressourcenverbrauch, reduziert Energieimporte, verringert energetisch bedingte Emissionen und fördert die Versorgungssicherheit sowie technische Innovationen. Die EU-Kommission möchte den Anteil erneuerbarer Energien in der EU deshalb bis 2030 auf 40 % anheben. 2023 wurden EU-weit 25 % des Bruttoendenergieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt.
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Bei der Nutzung erneuerbarer Energien gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren. Besonders deutlich stieg der Anteil der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren im Stromsektor. 2023 erreichte er im EU-Durchschnitt 45 % des Bruttoendenergieverbrauchs. Deutlich niedriger lag er in den Bereichen Wärme-/ Kälteerzeugung (26 %) und Verkehr (11 %).
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Strom
In sieben EU-Staaten stammten 2023 noch über 50 % des Stroms aus fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Gas, darunter Polen, Italien und Griechenland. Zugleich beruhte die Stromproduktion in neun EU-Staaten – darunter Dänemark, Österreich, Schweden und Deutschland – bereits zu mehr als 50 % auf erneuerbaren Energien. Spitzenreiter ist Dänemark mit 87,5 % Anteil erneuerbarer Energie an der Stromproduktion.
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Solarstrom
Bis zum Jahr 2030 möchte die EU-Kommission die EU-weit installierte Photovoltaikleistung auf insgesamt 600 Gigawatt vervierfachen. Die EU-weite Stromerzeugungskapazität durch Photovoltaik lag 2022 bei 198 Gigawatt. Deutschland hatte mit 61 Gigawatt beziehungsweise 31% den mit Abstand höchsten Anteil daran. Es folgten Italien mit 25 Gigawatt, Spanien mit 24 Gigawatt und die Niederlande mit 20 Gigawatt. Gegenüber dem Vorjahr nahm die EU-weit installierte Photovoltaikleistung um 23 % zu (2021: 162 Gigawatt).
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Betrachtet man die installierte Photovoltaikleistung je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner, lag diese EU-weit im Schnitt bei 441 Kilowatt. Hier belegten die Niederlande 2022 mit 1 107 Kilowatt den Spitzenplatz, gefolgt von Deutschland mit 730 Kilowatt. Auf Rang drei lag Belgien mit 581 Kilowatt je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner.
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Strom aus Windkraft
In der EU wird deutlich mehr Strom aus Windkraft gewonnen als vor zehn Jahren. Erzeugten die 27 EU-Staaten 2013 zusammen noch rund 210 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Windenergie, waren es 2023 bereits 428 Milliarden Kilowattstunden. Das entsprach einem Anstieg um 128 %. Der Anteil der Windenergie an der EU-weiten Bruttostromerzeugung erhöhte sich in diesem Zeitraum von 7,2 % auf 17,4 %. In Deutschland lag der Anteil über dem EU-Durchschnitt: 2023 stammte hierzulande bereits mehr als ein Viertel des erzeugten Bruttostroms (27,5 %) aus Windkraftanlagen. Am höchsten war der Anteil in Dänemark mit 57,5 % und Litauen mit 42,4 %.
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Neue Einsparziele für den Energieverbrauch
Um sowohl die Emissionen als auch die Energiekosten für Verbraucher und Industrie zu verringern, will die EU-Kommission bis 2030 den Primär- und Endenergieverbrauch in der EU deutlich reduzieren.
Primärenergieverbrauch
Der jährliche Primärenergieverbrauch der EU sank zwischen 2005 und 2023 von 1,5 Milliarden auf 1,2 Milliarden Tonnen Rohöleinheiten. Das entsprach einem Minus von rund 19 %. In Deutschland ging der Jahresverbrauch im gleichen Zeitraum um rund 25 % zurück.
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Endenergieverbrauch
Der jährliche Endenergieverbrauch der EU-27 ist zwischen 2005 und 2023 um rund 12 % zurückgegangen.
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Verkehr
Ziel: Nachhaltige Mobilität
Der Straßenverkehr verursacht rund ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen der EU. 2022 lag der Ausstoß bei 794 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Gegenüber 1990 entsprach das einem Zuwachs um 20 %. Um bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen deshalb auch die Voraussetzungen für eine emissionsfreie bzw. emissionsarme Mobilität geschaffen werden.
Wachsendes Verkehrsaufkommen
Auf den Straßen der EU sind immer mehr Fahrzeuge unterwegs: Die Zahl der Pkw in der EU stieg zwischen 2012 und 2022 von rund 216 Millionen auf rund 253 Millionen (Bestand).
Steigender Energieverbrauch im Straßenverkehr
Der EU-weite Energieverbrauch im Straßenverkehr belief sich 2023 auf rund 262 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (t RÖE). Der Jahresverbrauch lag damit rund 28 % über dem Niveau von 1990.
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Ziel: Emissionsfreie Neuwagen bis 2035
Die EU-Staaten wollen ab 2035 in der EU nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen. Bislang sind Autos mit Verbrennungsmotoren die Regel: 2023 hatten in Deutschland immer noch über die Hälfte der 2,8 Millionen neu zugelassenen Pkw einen klassischen Verbrennungsmotor statt eines alternativen Antriebs.
Neuzulassungen: Anteil E-Autos noch ausbaufähig
Vor allem das Elektroauto steht gegenwärtig als potentiell emissionsarme Alternative im Fokus. Doch 2023 hatten nur 18 % aller neu zugelassenen Pkw in Deutschland einen Elektroantrieb. In den meisten europäischen Staaten lag der Anteil ähnlich niedrig (Erstzulassungen / Elektroautos).
Elektroantriebe spielen bisher marginale Rolle
Über 90 % der im Straßenverkehr verbrauchten Energie wird durch fossile Energieträger gedeckt. Alternativen wie der Elektroantrieb spielen derzeit noch eine marginale Rolle. So machte Elektrizität 2023 nur 0,51 % der im EU-weiten Straßenverkehr verbrauchten Energie aus.
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Im Personenverkehr dominiert das Auto
Im motorisierten Personenverkehr dominiert nach wie vor das Auto. Nur ein geringer Teil der Wege wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt.
Straßenverkehr: Rund 60 % des CO2-Austoßes durch Pkw
CO2-Emissionen machen 99 % der Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr aus. Rund 760 Millionen Tonnen CO2 wurden 2022 im EU-weiten Straßenverkehr ausgestoßen. Pkw und Motorräder verursachten mit 60 % den größten Teil der CO2-Emissionen. Auf Schwerlastwagen und Busse entfielen 27 %, weitere 12 % auf leichte Nutzfahrzeuge.
Quelle: Eurostat
CO2-Emissionen im Straßenverkehr seit 1990 noch deutlich gestiegen
Der EU-weite CO2-Ausstoß im Straßenverkehr erhöhte sich zwischen 1990 und 2022 von 609 Millionen Tonnen auf 756 Millionen Tonnen. Das entsprach einem Anstieg um 24 %. Besonders deutlich erhöhte sich der Ausstoß der leichten Nutzfahrzeuge (Transporter u.Ä.).
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Pkw-Abgaswerte sollen auf Null sinken
2023 stießen neue Pkw in der EU rund 17 % weniger CO2 als noch vor zehn Jahren aus. Bis 2035 sollen die CO2-Emissionen von neuen Pkw und Kleintransportern auf Null sinken. Wie die folgende Grafik zeigt, sind die EU-Staaten derzeit von diesem Ziel noch weit entfernt.
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Ziel: Mehr Bahn, mehr Schiff, weniger Lkw
In vielen EU-Staaten spielen Bahn und Binnenschifffahrt eine wichtige Rolle im Warentransport. In Lettland wird mehr als die Hälfte des Güterverkehrs über diese beiden Verkehrsträger abgewickelt. In den meisten Mitgliedsstaaten überwiegt jedoch der Transport per Straße deutlich. In den großen EU-Staaten Frankreich, Italien und Spanien lag der Anteil des Güterverkehrs per Schiene und Schiff insgesamt unter 13 %. EU-weit lag der Anteil 2022 bei rund 22 %.
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Güterverkehr: Keine Verlagerung auf die Schiene
Im Güterverkehr möchte die EU insbesondere die Bahn als emissionsarmes Verkehrsmittel fördern. Doch die Verlagerung von der Straße auf die Schiene kommt nicht voran. Der Anteil der Bahn am EU-weiten Güterverkehr lag 2022 mit 17 % niedriger als 2012 (19 %). Der Anteil der Binnenschifffahrt ging im gleichen Zeitraum von 7 % auf 5 % zurück. Dafür nahm der Straßentransport weiter zu: Sein Anteil stieg zwischen 2012 und 2022 von 74 % auf 78 %.
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Landwirtschaft
Die Landwirtschaft verursachte 2022 10,5 % aller Treibhausgasemissionen in der EU. Außerdem trägt die Landwirtschaft durch den Einsatz von Pestiziden und die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen zum Artensterben bei. Gleichzeitig bedrohen Klimawandel und Artensterben die Erträge in der Landwirtschaft – zu Lasten der Landwirtinnen und Landwirte sowie der Ernährungssicherheit. Um die Landwirtschaft krisenfester zu machen, soll das Agrarsystem durch den Europäischen Green Deal nachhaltiger werden.
Ziel: Ökologische Landwirtschaft
Um natürliche Ressourcen zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten, will die EU-Kommission die ökologische Landwirtschaft verstärkt fördern. Bis 2030 sollen 25 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Bisher ist die EU von diesem Ziel weit entfernt. Bei 19 EU-Staaten liegt der Anteil im Jahr 2022 bei unter 15 %. Spitzenreiter ist Estland, wo im selben Jahr auf 23,4 % der landwirtschaftlichen Fläche Ökolandbau betrieben wurde. Deutschland liegt im Jahr 2022 mit einem Anteil von 9,8 % im Mittelfeld.
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Pestizide
Pestizide wirken nicht nur auf dem Acker, sondern beeinflussen auch das umgebene Ökosystem. Sie tragen zum Rückgang der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen bei, kontaminieren Boden, Luft und Wasser und bergen somit auch gesundheitliche Gefahren für den Menschen. Die EU will deshalb den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Rahmen des Green Deal bis 2030 halbieren. Laut Eurostat-Schätzung wurden 2022 in der EU rund 322 000 Tonnen Pestizide abgesetzt. Die jährliche verkaufte Menge erreichte damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2011. Der Rückgang im Jahr 2022 entsprach 10 % gegenüber den Verkäufen im Jahr 2021 und lag etwa 12 % unter den Verkäufen im Jahr 2011. Ausführliche Informationen hierzu in diesem Statistics Explained-Artikel.
Letzte Änderung: 30.01.2025.
Methodische Hinweise
Übersicht über die in den Grafiken verwendeten Ländercodes.
Die EU-Statistikbehörde Eurostat harmonisiert nationale Daten, um sie auf europäischer Ebene vergleichbar zu machen. Die bei Eurostat für Deutschland veröffentlichten Daten können aufgrund dieser Harmonisierung und den damit verbundenen methodischen Unterschieden von den Daten, die Destatis für Deutschland veröffentlicht, abweichen.
Weiterführende Informationen
Europäische Kommission: European Green Deal
Europäische Kommission: Umsetzung des europäischen Green Deals
Eurostat: Statistics for the European Green Deal
Statistisches Bundesamt: Klima in Deutschland