Europa Wöchentliche Arbeitszeit: Deutliche Unterschiede in der EU

Wöchentliche Arbeitszeit im EU-Vergleich

In Deutschland nimmt der Mangel an Fachkräften zu, deshalb werden auch Forderungen nach längeren Arbeitszeiten lauter. 2022 betrug die durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit von 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen 35,3 Stunden. Damit lag sie unter dem EU-Durchschnitt von 37,5 Stunden. Am längsten arbeiteten 2022 im EU-Vergleich die Erwerbstätigen in Griechenland (durchschnittlich 41,0 Wochenstunden). Die geringste Zahl wurde mit 33,2 Wochenarbeitsstunden in den Niederlanden gemessen. Dieser Wert wird vom hohen Anteil der Erwerbstätigen in Teilzeit beeinflusst: Die Niederlande verzeichnete 2022 in der EU mit 38,7 % die höchste Teilzeitquote unter den Erwerbstätigen zwischen 20 und 64 Jahren. Deutschland lag 2022 im EU-Vergleich mit einer Teilzeitquote von 27,9 % auf Platz 3, was sich ebenfalls in der verhältnismäßig niedrigen durchschnittlichen Wochenarbeitszeit widerspiegelt.

Durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit

2022 arbeiteten in der EU Vollzeiterwerbstätige 40,6 Stunden pro Woche

Vollzeiterwerbstätige in der EU 2022 arbeiteten durchschnittlich 40,6 Stunden pro Woche – Deutschland lag mit 40,5 Stunden leicht darunter. In Finnland wurde die geringste Stundenzahl bei Vollzeiterwerbstätigen verzeichnet. 2022 lag sie bei 38,8 Stunden.

Durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit von Vollzeiterwerbstätigen

Teilzeiterwerbstätige kamen auf 22,3 Stunden

Teilzeiterwerbstätige kamen 2021 im EU-Durchschnitt auf 22,3 Stunden. In Deutschland arbeiteten sie mit 21,8 Stunden pro Woche etwas weniger. EU-weit am längsten arbeiteten Teilzeiterwerbstätige mit 26,5 Wochenstunden in Schweden, am kürzesten in Portugal mit durchschnittlich 18,9 Stunden.

Teilzeitbeschäftigte arbeiten mehr, Vollzeitbeschäftigte weniger als vor 10 Jahren

Zwischen 2012 und 2022 stieg die durchschnittliche Arbeitszeit der Teilzeiterwerbstätigen in der EU von 20,8 Stunden auf 22,5 Stunden. Im gleichen Zeitraum sank die durchschnittliche Arbeitszeit der Vollzeiterwerbstätigen von 41,4 Stunden auf 40,6 Stunden. Die durchschnittliche normalerweise geleistete wöchentliche Arbeitszeit in der EU ist in den vergangenen zehn Jahren dadurch gesunken - von 37,8 Stunden im Jahr 2012 auf 37,5 Stunden im Jahr 2022.

Junge Menschen arbeiten in Teilzeit rund 16 Stunden pro Woche

In den meisten Ländern der EU ergibt sich bei den Teilzeiterwerbstätigen nach Alter ein ähnliches Bild: Die 15- bis 24-Jährigen arbeiteten durchschnittlich die wenigsten Stunden. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass in dieser Altersgruppe auch viele Schülerinnen und Schüler sowie Studierende sind, die sich über eine Erwerbstätigkeit etwas dazuverdienen. In allen Ländern der EU wird die Aus- und Weiterbildung mit deutlichem Abstand als Hauptgrund für eine Teilzeitbeschäftigung genannt. Konkret lag der EU-weite Durchschnitt der wöchentlichen Arbeitszeit bei den 15- bis 24-Jährigen bei 16,1 Stunden, in Deutschland bei 14,0 Stunden. In der mittleren Altersgruppe von 25 bis 54 Jahren arbeiteten Teilzeiterwerbstätige 2022 im EU-Durchschnitt 23,4 Stunden. Deutschland lag mit 22,9 Stunden leicht darunter. Bei den Teilzeiterwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 Jahren nahm die Wochenarbeitszeit wieder ab, lag aber im EU-Durchschnitt mit 21,8 Wochenstunden höher als bei den 15- bis 24-Jährigen.

Durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit von Teilzeiterwerbstätigen nach Altersgruppen

Junge Vollzeiterwerbstätige arbeiten meist kürzer als ältere

In Deutschland und im EU-Schnitt arbeiteten Vollzeiterwerbstätige zwischen 15 und 24 Jahren 2022 etwas weniger Wochenstunden als die Erwerbstätigen ab 25 Jahre.

Durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit von Vollzeiterwerbstätigen nach Altersgruppen

Vollzeiterwerbstätige: Frauen arbeiten überall in der EU weniger als Männer

In allen EU-Ländern arbeiten vollzeiterwerbstätige Frauen weniger Stunden pro Woche als Männer. Im EU-weiten Durchschnitt waren es 2022 knapp zwei Stunden Differenz: Männer arbeiteten im Durchschnitt 41,3 Stunden, vollzeiterwerbstätige Frauen 39,4 Stunden. Deutschland lag mit 41,1 gegenüber 39,3 Stunden im EU-Durchschnitt. Die größten Unterschiede verzeichneten Irland, die Niederlande und Griechenland, wo Männern in Vollzeit knapp vier Stunden länger arbeiteten als Frauen in Vollzeit. In Bulgarien sowie Lettland und Litauen betrug die Differenz zwischen den Geschlechtern hingegen weniger als eine halbe Stunde.

Teilzeiterwerbstätige: kein einheitlicher Gender Gap

Bei den Teilzeiterwerbstätigen lässt sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Stundenumfang und Geschlecht konstatieren. In einem Drittel der EU-Länder waren kaum Unterschiede zu erkennen, in einem weiteren Drittel arbeiteten teilzeiterwerbstätige Männer länger als Frauen. In den übrigen Ländern wiesen die Frauen höhere Stundenzahlen auf als die Männer. Im EU-weiten Durchschnitt arbeiteten teilzeiterwerbstätige Männer im Durchschnitt 22,1 Stunden und Frauen 22,6 Stunden. In Deutschland war dieser Unterschied etwas größer und lag bei knapp einer Stunde: Teilzeiterwerbstätige Männer arbeiteten mit 21,4 Stunden etwas weniger als Frauen mit 22,1 Stunden.

Datenstand: 05.07.2023

Methodischer Hinweis:

Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Daten auf Erwerbstätige im Alter zwischen 20 und 64 Jahren.

Die normalerweise geleistete wöchentliche Arbeitszeit gibt an, wie viele Stunden pro Woche gewöhnlich, also über einen längeren Zeitraum, gearbeitet wird. Sie kann von der vertraglich geregelten Arbeitszeit abweichen, wenn über einen längeren Zeitraum im Saldo mehr bzw. weniger als vertraglich vereinbart gearbeitet wird. Demgegenüber steht die tatsächliche Arbeitszeit, also die Arbeitszeit, die bei der Befragung (der Arbeitskräfteerhebung) für einen konkreten Zeitraum, nämlich der Berichtswoche, abgefragt wird. Sie spiegelt eine Momentaufnahme wider und weicht insbesondere dann von der normalerweise geleisteten Arbeitszeit ab, wenn in der Berichtswoche sehr viele Überstunden gemacht wurden, aber auch, wenn Befragte zum Zeitpunkt der Erhebung Urlaub machten, in Elternzeit waren oder ein oder mehrere Feiertage in den Befragungszeitraum fielen. Stellt man die normalerweise geleistete Arbeitszeit der tatsächlichen Arbeitszeit gegenüber, zeigt sich, dass in allen Ländern der EU-27 die durchschnittliche tatsächliche Arbeitszeit unter der normalerweise geleisteten liegt. Das gilt auch dann, wenn nur die Vollzeiterwerbstätigen oder nur die Teilzeiterwerbstätigen miteinander verglichen werden.

Quelle

Eurostat, Arbeitskräfteerhebung

Aktuelle Daten

Eurostat Datenbank

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