Europa Unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung in der EU

Erwerbstätige in Teilzeit, die gerne Vollzeit arbeiten würden aber auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechende Stelle finden, werden als unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte bezeichnet. Unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte müssen häufig Einbußen beim Verdienst und bei der Altersvorsorge in Kauf nehmen.

Fast jede fünfte Teilzeitkraft würde gern Vollzeit arbeiten

Im Jahr 2022 gingen 18,5 % der Erwerbstätigen in der Europäischen Union (EU) einer Teilzeittätigkeit nach. Das waren 37,5 Millionen Menschen. Von ihnen betrachteten 19,7 % ihre Teilzeitarbeit als Notlösung (dies entspricht 3,6 % der gesamt Beschäftigten, siehe Grafik). Sie gaben an, keine Vollzeitstelle zu finden. Der Anteil war unter teilzeitbeschäftigten Männern mit 22,8 % höher als unter den Frauen mit 18,5 %.

Lädt...

Anteil der Betroffenen zuletzt rückläufig

Vor 20 Jahren war unfreiwillige Teilzeitarbeit relativ selten. 2002 wünschten sich EU-weit nur 18,7 % der Teilzeitbeschäftigten (dies entspricht 2,7 % der gesamt Beschäftigten) lieber einen Vollzeitjob. In den Folgejahren stieg dieser Anteil deutlich an. Der Höchstwert wurde 2014 erreicht, als der Anteil der unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten bei 30,4 % (dies entspricht 5,9 % der gesamt Beschäftigten) lag. Seitdem ging der Anteil wieder zurück und erreichte 2022 mit 19,7 % fast wieder das Niveau von 2004.

Familienpflichten sind für Frauen wichtigster Grund für Teilzeit

Neben der unfreiwilligen Teilzeitarbeit gibt es noch weitere Gründe für Teilzeitbeschäftigung. So arbeiteten 2022 rund 43,5 % der Frauen wegen der Betreuung von Kindern oder anderen Angehörigen oder sonstigen familiären Verpflichtungen in Teilzeit. Von den Männern waren es 21,8 %. Inwiefern hier Teilzeitarbeit freiwillig ausgeübt wird, geht aus den Daten nicht hervor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Veränderungen bei Angeboten für Kinderbetreuung und Pflege die Wünsche nach Voll- oder Teilzeitarbeit stark beeinflussen.

Regionale Unterschiede in der EU

Der Anteil der unfreiwilligen Teilzeitarbeit variiert stark zwischen den Mitgliedstaaten der EU. In Italien (56,5 %) und Rumänien (55,4 %) waren 2022 mehr als die Hälfte unfreiwillig teilzeitbeschäftigt. In sieben EU-Staaten lag der Anteil unfreiwillig Teilzeitbeschäftigter unter 10 %. Deutschland gehört mit 5,7 % ebenfalls dazu.

Lädt...


Informationen zum Indikator

Beschreibung/Definition
Anteil der Teilzeitbeschäftigten ab 15 Jahren, die keine Vollzeitstelle gefunden haben. Basis sind die Angaben der Befragten zum Hauptgrund für ihre Teilzeitbeschäftigung.

Methodische Hinweise
Der Mikrozensus mit der integrierten Arbeitskräfteerhebung wurde in 2020 neugestaltet. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Neuregelung des Mikrozensus 2020.

Quelle
Eurostat, Arbeitskräfteerhebung

Aktuelle Daten
Eurostat Datenbank. Stand: 30.09.2023

Hinweise zur Interpretation
Als unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte gelten alle Teilzeiterwerbstätigen, die als Haupt­grund für die Teilzeittätigkeit angeben, keine Dauerstelle gefunden zu haben. Diese Definition kann insofern verwirrend sein, als auch bei den anderen Gründen für die Ausübung von Teilzeittätigkeiten nicht zwangsläufig von einer "freiwilligen" Entscheidung ausgegangen werden kann, beispielsweise wenn die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen der Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung im Wege stehen.

Die Arbeitskräfteerhebung wurde in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Erfassung des Erwerbsstatus kontinuierlich methodisch verbessert. Dadurch sind Zeitvergleiche teilweise eingeschränkt.

Weitere Informationen
Unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte in Deutschland

Zurück zur Publikation
"Qualität der Arbeit"