Europa ESS im Überblick

Aufgaben und Aufbau

Das Europäische Statistische System (ESS) ist eine Partnerschaft zwischen Eurostat, den nationalen statistischen Ämtern und anderen staatlichen Stellen, die für die Erstellung europäischer Statistiken zuständig sind.

Das Europäische Statistische System gewährleistet, dass die in allen EU-Mitgliedstaaten erstellten europäischen Statistiken zuverlässig sind, auf einheitlichen Kriterien und Definitionen beruhen und zwischen den verschiedenen EU-Ländern vergleichbar sind.

Derzeit wird das ESS als solches durch das Europäische Statistik­gesetz geregelt, das im Jahr 2009 durch die Verordnung (EG) 223/2009 (wurde zuletzt im Jahr 2015 in größerem Umfang revidiert, um der Bedeutung des ESS besser gerecht werden zu können) des Europäischen Parlaments und des Rates verabschiedet wurde.

Statistiken der Europäischen Union werden sowohl im Europäischen Statistischen System (ESS) als auch im Europäischen System der Zentral­banken (ESZB) vorbereitet, erstellt und verbreitet.

Kernelement des ESS ist der Ausschuss für das Europäische Statistische System (AESS). Hierin vertreten sind Eurostat und die Leiter der nationalen statistischen Ämter der EU- und EFTA-Staaten. Dieser Ausschuss bietet fachliche Orientierung für die Planung, Erstellung und Verbreitung europäischer Statistiken und ist am Prozess der Entwicklung und Verabschiedung von Standards zur Weiterentwicklung des europäischen Statistik­rechts beteiligt.

Das ESS arbeitet auf Grundlage eines Europäischen Statistischen Programms, das die statistische Planung für einen Fünf-Jahres-Zeitraum umfasst. Dieses Programm wird durch das Europäische Parlament und den Rat verabschiedet. Um die Berücksichtigung der Nutzer­bedürfnisse bei der Aufstellung des Europäischen Statistischen Programms sicherzustellen, wurde der Europäische Beratende Ausschuss für Statistik ins Leben gerufen. Er vertritt Nutzer, Auskunftsgebende, wissenschaftliche und gesellschaftliche Institutionen sowie die EU-Verwaltung.

Die Arbeits­planung erfolgt zwar gemeinsam durch die Nationalen Statistischen Ämter und Eurostat, jedoch ist die Produktion harmonisierter nationaler Statistiken Aufgabe der Mitgliedstaaten, während Eurostat die von den Staaten zur Verfügung gestellten Daten zusammenstellt, sie auswertet und auf deren Grundlage vergleichbare und harmonisierte Zahlen anbietet. Die harmonisierten Vergleichs­daten sind eine wichtige Voraussetzung für die Festlegung, Umsetzung und Auswertung gemeinsamer EU-Politikziele.

Darüber hinaus verpflichtet sich Eurostat, die für ein Funktionieren dieses komplexen Systems erforderliche Koordinierung (verschiedene Sprachen, höchst unterschiedliche Formen der Verwaltungs­organisation, spezifische Klassifikationen und so weiter) sowie die Kohärenz und Qualität der Daten sicherzustellen.

Partner im ESS: Nationale Statistikämter Europas

Qualität sichern: Verhaltenskodex für Europäische Statistiken

Die amtliche europäische Statistik orientiert sich an Grundsätzen, die im Verhaltenskodex für Europäische Statistiken (revidierte dritte Version November 2017) festgehalten sind.

Er umfasst 16 Grundsätze für den institutionellen Rahmen der Statistikerstellung, die statistischen Prozesse und die statistischen Produkte. Der Verhaltenskodex soll gewährleisten, dass die amtliche Statistik durchgehend in allen 27 EU-Mitgliedstaaten und beim Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) frei von politischer Einflussnahme und nach anerkannten wissenschaftlichen Verfahren durchgeführt wird.

Der Quality Assurance Framework (QAF) konkretisiert die Grundsätze des Verhaltenskodex und unterstützt deren Implementierung, indem er den einzelnen Indikatoren des Verhaltenskodex Maßnahmen, Methoden und Instrumente zur Qualitätssicherung zuordnet. Diese erleichtern die einheitliche Anwendung, indem sie einen systematischen Zusammenhang herstellen zwischen den Grundsätzen und Indikatoren auf der einen und den für ihre Umsetzung notwendigen Methoden auf der anderen Seite.

Zur Sicherung dieser Qualitätsverpflichtung besteht im Europäischen Statistischen System (ESS) das European Statistical Governance Advisory Board (ESGAB). Dieses Gremium berät die Kommission (Eurostat) zu Maßnahmen, die die Anwendung des Verhaltenskodex fördern. Darüber hinaus berät er die Kommission auch bei der Aktualisierung des Kodex und schlägt Maßnahmen vor, um den Verhaltenskodex bei Nutzern und Auskunftsgebenden bekannter zu machen. Das mit hochrangigen Statistik­fachleuten besetzte Beratungs­gremium erstattet jährlich einen Bericht an das Europäische Parlament und den Rat der Europäischen Union.

Umsetzung europäischer Qualitätsstandards in Deutschland

Gemeinsam entwickeln die Statistischen Ämter und andere Produzenten europäischer Statistiken (Other National Authorities (ONAs)) in Deutschland Methoden und Instrumente für einen gemeinsamen systematischen Ansatz zur Beobachtung und Verbesserung der Qualität der statistischen Prozesse und Produkte. Diese bilden den gemeinsamen Kern eines Qualitätsmanagements über das ganze Aufgabenspektrum hinweg – von der Erstellung der Ausgangsstatistiken bis hin zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Weitere Informationen zum Thema Qualitätssicherung im statistischen Verbund sind auf der Hauptseite des Statistischen Bundesamtes abrufbar.

ESS Innovationsagenda

Die letzten Jahre waren für das Europäische Statistische System (ESS) von Herausforderungen geprägt. Es galt agiler zu werden, insbesondere in Krisenzeiten, das Spektrum der Statistiken zu erweitern, die Aktualität zu steigern und vieles mehr.

Die Finanzkrise und die COVID-19-Pandemie haben unterstrichen wie wichtig genaue und zeitnahe Daten sind, insbesondere für demokratische Entscheidungsprozesse. Sie haben auch gezeigt, dass das ESS seine statistische Produktion noch weiter ausbauen muss.


Die wichtigsten Ziele der ESS Innovationsagenda sind daher:

  • die Fähigkeit des ESS zu stärken, rasch auf neue und dringende Nutzerbedürfnisse zu reagieren
  • die Erweiterung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios zur Deckung des politischen Bedarfs (z. B. neue statistische Erkenntnisse, mehr Gliederungstiefe, weniger Zeitverzug bis zur Veröffentlichung von Statistiken, besserer Zugang zum Produktportfolio)
  • die Realisierung von Effizienzgewinnen zur Freisetzung von Ressourcen
  • eine stärkere Resilienz in Krisenzeiten und eine flexiblere Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen

Partner im ESS

Links zu den nationalen Statistikämtern Europas