Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Konsumausgaben der privaten Haushalte

Was sind Konsumausgaben der privaten Haushalte?

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte umfassen die Ausgaben für alle Waren und Dienstleistungen, die von gebietsansässigen privaten Haushalten erworben werden (ESVG 2010 Ziffer 3.94 ff.). Sie umfassen zum Beispiel die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke, für Bekleidung, für Wohnungsmieten und Energie, für Möbel und Geräte für den Haushalt, für die Gesundheitspflege, für Verkehr und Telekommunikation, für Freizeit und Bildung sowie Kredit- und Versicherungsdienstleistungen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden dabei zu Anschaffungspreisen bewertet, also einschließlich der Umsatzsteuer und aller Verbrauchsteuern, wie Tabak- und Mineralölsteuer.
Für die vollständige Erfassung der privaten Konsumausgaben werden neben den tatsächlichen Käufen der privaten Haushalte auch bestimmte unterstellte Käufe berücksichtigt. Hierzu zählen in erster Linie die unterstellten Mietzahlungen für selbst genutzten Wohnraum. Auch die private Nutzung von Firmenwagen und die landwirtschaftliche Produktion für den Eigenverbrauch werden erfasst und mit vergleichbaren Marktpreisen bewertet. Ebenfalls werden illegale Waren wie Drogen und geschmuggelte Zigaretten in der Berechnung der privaten Konsumausgaben berücksichtigt.
Der Konsum der privaten Haushalte kann sowohl im Inland als auch in Form von Reiseausgaben im Ausland stattfinden. Gleichzeitig wird der Konsum ausländischer Reisender in Deutschland nicht eingeschlossen. Die Reiseausgaben und -einnahmen der Haushalte werden aggregiert als Dienstleistungsimporte oder -exporte beim Außenbeitrag abgebildet, um das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach dem Inlandskonzept zu ermitteln.

Kein Bestandteil der Konsums privater Haushalte sind definitionsgemäß unter anderem:

  • der Kauf oder investiver Ausbau von Immobilien (Sie sind Teil der Bauinvestitionen)
  • Ausgaben für die Vermögensbildung, wie Käufe von Gebäuden und Grundstücken, Käufe von Wertpapieren oder Tilgung und Verzinsung von Krediten
  • die Geldanlage in Wertsachen, wie Schmuck, Antiquitäten oder Kunstgegenstände (Sie werden als Nettozugang an Wertsachen gebucht)
  • Käufe und Verkäufe der privaten Haushalte untereinander (Diese saldieren sich im Wirtschaftsgebiet und sind daher nur für das BIP relevant, wenn Übertragungskosten wie Provisionen anfallen.)
  • die Ausgaben privater Haushalte für Steuern, Beiträge zur Sozialversicherung oder Spenden an private Organisationen
  • soziale Sachleistungen, allen voran die Krankenversorgung durch die gesetzliche Krankenversicherung (Sie zählen zum Konsum des Staates.)
  • von Kirchen, Vereinen oder anderen gemeinnützigen Einrichtungen unentgeltlich erhaltene Waren oder Dienstleistungen (Sie gehören zum Konsum der Organisationen ohne Erwerbszweck.)

Der Konsum der privaten Haushalte kann inländisch oder als Reiseausgaben auch im Ausland stattfinden und gleichzeitig wird der Konsum ausländischer Reisender in Deutschland nicht eingeschlossen und bei den Berechnungen entsprechend abgezogen. Auf diese Weise werden die Konsumausgaben ausschließlich inländischer Haushalte ermittelt. Die Ausgaben und Einnahmen aus der Reisetätigkeit der Haushalte werden aggregiert als Dienstleistungsimporte oder -exporte beim Außenbeitrag abgebildet, um das BIP nach dem Inlandskonzept zu ermitteln.

Wie werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte ermittelt?

Zur Ermittlung der Konsumausgaben der privaten Haushalte werden die Umsätze der Lieferanten herangezogen, die den Haushalten Waren und Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Die Verwendung der Lieferantenangaben steht im Gegensatz zu den Konsumenten- oder Haushaltsbefragungen. In den deutschen VGR wird die Lieferantenmethode verwendet, da die Daten aus den beiden in Frage kommenden Haushaltsbefragungen, der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe und den Laufenden Wirtschafts-rechnungen mit großer zeitlicher Verzögerung und nicht für Quartale vorliegen. Zudem werden die Ausgaben der privaten Haushalte nicht vollständig erfasst, da beispielsweise Haushalte in den höheren Einkommensschichten in der Erhebung fehlen.

Bei dem Lieferantenansatz werden für verschiedene Wirtschaftsbereiche vor allem die Umsätze aus dem Unternehmensregister und den jährlichen Strukturerhebungen herangezogen. Für jeden Wirtschaftsbereich wird dabei eine Konsumquote festgelegt, da die Umsätze sowohl private als auch gewerbliche Käufe beinhalten. Für den Handel können beispielsweise die Konsumquoten aus der Jahreserhebung im Handel abgeleitet werden.

Für einige bestimmte Güter werden Sonderrechnungen durchgeführt. Dies ist sinnvoll, wenn gute zusätzliche Quellen verfügbar sind. So werden beispielsweise für die Käufe von Pkw Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes genutzt, die Käufe von Tabakwaren werden der Steuerstatistik entnommen und die Stromkäufe der Haushalte aus Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen abgeleitet. Die Wohnungsmieten werden in einem Rechenmodell ermittelt, in das der verfügbare Wohnraum und die entsprechenden Mieten tief gegliedert eingehen.

Die Ausgangsdaten der Lieferantenumsätze enthalten in der Regel nicht die Umsatzsteuer. Für die Bewertung der Konsumausgaben zu Anschaffungspreisen wird daher die Umsatzsteuer basierend auf der Umsatzsteuerstatistik hinzugerechnet. Bei den Versicherungen wird die Versicherungssteuer, bei den Wohnungsmieten die Zweitwohnungsteuer hinzugerechnet. Wo im Rahmen der Sonderrechnungen Preis-mal-Menge Modelle verwendet werden, sind die Gütermengen mit Preisen einschließlich der Umsatz- und Verbrauchsteuern bewertet.

Die beschriebenen Berechnungen beinhalten darüber hinaus Zuschläge, die eine möglichst vollständige Erfassung der Konsumausgaben der privaten Haushalte sicherstellen sollen. Aus verschiedenen Gründen sind bei den verwendeten Ausgangsdaten Lücken zu schließen, wie beispielsweise bei der Erfassung von Trinkgeldern, Käufe bei Kleinbetrieben sowie Schattenwirtschaftliche Aktivitäten, die sich naturgemäß amtlicher Erhebungen entziehen. Über den Abgleich mit ergänzenden Datenquellen, zum Beispiel den Ergebnissen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Bundeszollverwaltung, und mit den Input-Output-Rechnungen werden diese Vollständigkeitszuschläge ermittelt.

Veröffentlicht werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte nach Verwendungs-zwecken sowie nach Dauerhaftigkeit der Güter. Die Verwendungszwecke entsprechen der Systematik der Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte (SEA 2013) und damit der COICOP. Die Klassifikation unterscheidet bei den Ausgaben der privaten Haushalte 12 aggregierte Abteilungen sowie 47 tiefer gegliederten Gruppen. Die Zuordnung zu den Verwendungszwecken erfolgt anhand des beschriebenen Lieferantenansatzes, bei dem die tiefgegliederten Ergebnisse einzelner Wirtschaftsbereiche den entsprechenden Verwendungszwecken unmittelbar zugeordnet werden können. Die Sonderrechnungen für bestimmte Güter können ebenfalls einzelnen Verwendungszwecken direkt zugewiesen werden.

Welche sind die wichtigsten Datenquellen?

Die wichtigsten Datenquellen zur Berechnung der Konsumausgaben privater Haushalte:

  • Unternehmensregister (EVAS 52111)
  • Jahresstatistik im Handel (EVAS 45341)
  • Kraftfahrzeugstatistik des Kraftfahrtbundesamtes
  • Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank (EVAS 83111)

Wo finde ich aktuelle Ergebnisse?

Aktuelle Ergebnisse zu den Konsumausgaben privater Haushalte in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen stehen in unserer Datenbank GENESIS-Online (Tabelle 81000-0019, Tabelle 81000-0119 und Tabelle 81000-0120) zur Verfügung.

zur detaillierten Methodenbeschreibung "ESA 2010 methods and sources for the German GNI and its components - Edition 2021" (nur in englischer Version verfügbar)