Verbraucherpreisindizes Verbraucherpreisindex (VPI)

Was beschreibt der Verbraucherpreisindex?

Der Verbraucherpreisindex für Deutschland misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Darunter fallen zum Beispiel Nahrungsmittel, Bekleidung und Kraftfahrzeuge ebenso wie Mieten, Reinigungsdienstleistungen oder Reparaturen. Nach dem Inlandskonzept werden alle Ausgaben berücksichtigt, die in Deutschland getätigt werden, das heißt neben den Ausgaben von beispielsweise Single-Haushalten, Ehepaaren, Familien oder Rentnerehepaaren auch die Ausgaben ausländischer Touristinnen und Touristen. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat beziehungsweise zum Vorjahr wird umgangssprachlich auch als Inflationsrate bezeichnet.

Der Verbraucherpreisindex ist der zentrale Indikator zur Beurteilung der Geldwertentwicklung in Deutschland und wird als Orientierungsmaßstab etwa bei Lohnverhandlungen oder in vertraglichen Vereinbarungen über die Höhe von wiederkehrenden Zahlungen (sogenannte Wertsicherungsklauseln) verwendet. Er dient weiterhin zur Deflationierung in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, beispielsweise bei der Berechnung des realen Wirtschaftswachstums. Aufbauend auf dem VPI wird durch methodische Anpassungen ein international vergleichbarer Harmonisierter Verbraucherpreisindex berechnet. Er dient insbesondere der Europäischen Zentralbank zur Beurteilung der Inflation.

Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet?

Warenkorb

Bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex geht man von einem "Warenkorb" aus, der sämtliche von privaten Haushalten in Deutschland gekaufte Waren und Dienstleistungen repräsentiert. Der Warenkorb lässt sich auf zwei Ebenen betrachten.

Die obere Ebene umfasst rund 700 Güterarten. Dazu gehören Waren wie beispielsweise Salz, Handtuch und Mobiltelefon. Im gleichen Maße umfasst der Warenkorb Dienstleistungen vom Kinobesuch über Bus- und Bahnticket bis zur Wohnungskaltmiete. Diesen Güterarten sind Wägungsanteile (Gewichte) zugeordnet, mit denen die jeweiligen Preisentwicklungen in den Gesamtindex einfließen. Auf dieser Ebene bleibt der Warenkorb einschließlich der Gewichte über fünf Jahre konstant.

Für die Güterarten der oberen Ebene des Warenkorbes werden anschließend in jedem ausgewählten Geschäft konkrete Einzelprodukte, zum Beispiel eine Packung mit 500 g Jodsalz, für die Preismessung ausgewählt. Diese konkreten Einzelprodukte stellen die untere Ebene des Warenkorbes dar. Auf dieser Ebene der einzelnen Preisrepräsentanten wird der Warenkorb ständig angepasst, da wegfallende oder an Marktbedeutung verlierende Güter ersetzt oder neue Gütervarianten aufgenommen werden.

Die Auswahl von Produkten erfolgt in Form von repräsentativen Stichproben. Hierfür wird zunächst das gesamte Bundesgebiet in 16 Bundesländer mit knapp 100 Regionen unterteilt. Im Anschluss werden in jeder dieser Regionen in der Regel repräsentative Städte und Gemeinden, dort dann repräsentative Geschäfte und darin die am häufigsten verkauften Produkte ausgewählt. Die Zahl der ausgewählten Produkte orientiert sich tendenziell am Anteil der Ausgaben für eine Güterart an den gesamten Ausgaben für den privaten Konsum. Auch für weniger bedeutende Bereiche müssen Produkte aufgenommen werden, um die gesamte Bandbreite des privaten Konsums abzudecken.

Preiserfassung

Für die Messung der Preisentwicklung der einzelnen Güter des Warenkorbes werden monatlich mehrere Hunderttausend Einzelpreise in Handels- und Dienstleistungsunternehmen manuell erhoben. Diese bisher übliche Preiserhebung umfasst einerseits die dezentrale Preiserhebung durch Preiserheberinnen und Preiserheber in Geschäften in ganz Deutschland und andererseits die zentrale Preiserhebung, welche hauptsächlich als Erhebung im Internet erfolgt.

Die ergänzende Nutzung digitaler Datenquellen ermöglicht es den Statistischen Ämtern, die Zahl der monatlichen Preisbeobachtungen deutlich zu erhöhen. So werden zum Beispiel für Güterbereiche mit besonders komplexer Preisgestaltung – wie Flügen oder Beiträge zu Kfz-Versicherungen – zusätzliche Datenquellen mit hoher Beobachtungszahl genutzt. Darüber hinaus kommen moderne Erhebungsmethoden wie Web Scraping zum Einsatz, die nach und nach die manuelle Erhebung ersetzen. Hierbei handelt es sich um ein automatisiertes Auslesen von Internetdaten. Für den Onlinehandel und für ausgewählte Dienstleistungen – wie zum Beispiel für Mietwagennutzung – wurde die Zahl der monatlichen Preisbeobachtungen angesichts dynamischer Preisänderungen mit Hilfe derartiger Verfahren deutlich ausgeweitet.

Für die Preismessung werden die Anschaffungspreise einschließlich Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) und Verbrauchssteuern beobachtet. Ein einmal für die Preisbeobachtung ausgewählter Artikel wird dann gegen einen anderen ausgetauscht, wenn er nicht mehr oder nur noch wenig verkauft wird.

Mengen- und Qualitätsänderungen

Beim Preisvergleich werden auch Mengenänderungen eingerechnet. Verringert zum Beispiel ein Anbieter die Verpackungsgröße eines Produktes bei gleich bleibendem Preis, wird dies in der Preisstatistik wie eine Preiserhöhung behandelt.

Weiterhin werden Qualitätsänderungen berücksichtigt – zum Beispiel bei Gütern mit technischem Fortschritt. Qualitätsbereinigungen sind bei der Berechnung von Preisindizes zwingend notwendig. Modellwechsel können ebenso wie Änderungen von Vertragskonditionen mit Qualitätsänderungen einhergehen, die sich zwar im Preis niederschlagen können, aber nicht vollständig den Preisunterschied zwischen altem und neuem Produkt bedingen müssen. In diesen Fällen wird der durch die Qualitätsunterschiede hervorgerufene Preisunterschied quantifiziert und bei der Indexermittlung herausgerechnet. Ohne eine solche Qualitätsbereinigung würden sich Verbesserungen oder Verschlechterungen der Güterqualität in den Preisindizes voll niederschlagen. Damit wäre eine sinnvolle Interpretation der gemessenen Preisentwicklung erschwert.

Wägungsschema

Zur Berechnung des Verbraucherpreisindex für Deutschland werden die Güter des Warenkorbs zunächst in rund 700 Güterarten eingeteilt (obere Warenkorbebene). Die durchschnittliche Preisentwicklung gegenüber dem Basisjahr für eine Güterart wird dann jeweils mit dem Ausgabenanteil gewichtet, welchen die privaten Haushalte in Deutschland für diese Güterart ausgeben. Das Gesamtergebnis ist ein gewichteter Mittelwert für die Preisentwicklung in Deutschland. Die Ausgabenanteile beziehungsweise die Gewichtungsinformationen sind im sogenannten Wägungsschema enthalten. Dieses wird in der Regel nur alle fünf Jahre aktualisiert, um innerhalb des Fünfjahreszeitraums die reine Preisentwicklung darstellen zu können, unbeeinflusst von Änderungen der Ausgabengewichtung.

Zur Ermittlung der Gewichte der höheren Ebenen im Wägungsschema werden ab der Basis 2020 die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) zu den privaten Konsumausgaben verwendet. Die Feingewichte des Wägungsschemas basieren auf Haushaltsbefragungen. Dafür zeichnen rund 80 000 Teilnehmer der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) alle fünf Jahre freiwillig einige Monate lang ihre Einnahmen und Ausgaben auf und übermitteln diese Informationen an die Statistischen Landesämter. Die so gewonnenen Basisinformationen werden durch Daten aus den Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR), welche Informationen über die genaue Aufteilung der Haushaltsausgaben auf einzelne Güterarten liefern, ergänzt und aktualisiert. Diese Ergebnisse werden anschließend anhand zusätzlicher Informationen überprüft, ergänzt und aktualisiert. Die Ausgabenanteile für die einzelnen Güterarten basieren auf den Ausgaben aller Haushalte im Basisjahr. Wenn zum Beispiel ein Haushalt im Basisjahr keine langlebigen Gebrauchsgüter gekauft hat, werden seine Ausgaben dennoch mitgezählt. Auf diese Weise wird berücksichtigt, dass man in der Regel nicht jedes Jahr eine Waschmaschine, einen Fernseher, ein Fahrzeug oder ähnliches kauft.