Konjunkturindikatoren Lieferengpässe bremsen Industrie und treiben Preise

Materialengpässe bremsen die deutsche Industrie im Jahr 2021. Das vorliegende Dossier des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zu Materialknappheit, Auftragseingängen, Produktion und Preisen in der Industrie verdeutlicht die aktuelle Situation und stellt sie vergangenen Konjunktur­zyklen gegenüber. Grundlage der Analyse sind Konjunktur- und Preisindizes des Statistischen Bundesamtes und des Bundesamtes für Güterverkehr sowie Umfrageergebnisse unter anderem des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung zur Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten.

In der Industrie übersteigt die Nachfrage das Angebot

Im April 2020 lag die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe gut ein Viertel niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland. In den nachfolgenden Monaten erholte sie sich zunächst rasch. Der Aufhol­prozess verlangsamte sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte 2020 und kam danach zunehmend ins Stocken. Zugleich übersteigt die Nachfrage mittlerweile bei Weitem das Angebot: Während die Produktion seit Jahresbeginn wieder abnimmt, sind die Auftragseingänge bis Mitte 2021 weiter angestiegen. In der Folge wuchs der Bestand an Aufträgen, die nicht abgearbeitet werden konnten, auf ein Rekordniveau. Die Reich­weite der Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe lag im September 2021 bei 7,4 Monaten. Diese Kennzahl gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleich­blei­ben­dem Ausstoß ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Im Februar 2020 hatte die Reichweite der Auftrags­bestände noch bei 5,9 Monaten gelegen. Der Auftragsbestand lag im September 2021 um fast ein Viertel höher als im Februar 2020. In der Grafik (1) ist die Entwicklung der Produktion, der Umsätze, Auftragseingänge und des Auftragsbestands im Ver­ar­bei­ten­den Gewerbe seit dem Jahr 2015 dargestellt.

Grafik (1)

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Die Auftragseingangs- und Auftragsbestandsindizes beziehen sich auf ausgewählte Wirtschafts­zweige des Verarbeitenden Gewerbes.

Material- und Transportknappheit behindern Produktion

Eine Ursache der verhaltenen Entwicklung der Industrieproduktion ist die Knappheit von Inputfaktoren, also Rohstoffen und Vorprodukten1. Diese sind, zum Teil auch wegen knapper Transportkapazitäten, nicht ausreichend in der Produktion verfügbar oder haben sich stark verteuert. Nach Angaben des ifo Instituts gaben in einer Befragung im November 2021 fast 75 % der einbezogenen Industrieunternehmen an, von Produktions­behinderungen durch Knappheit bei Rohstoffen und Vormaterialien betroffen zu sein. Besonders trifft das die Hersteller von Bekleidung und die Automobil­industrie, hier berichten über 88 % der befragten Unternehmen von Materialknappheit. Ähnlich viele Hersteller aus dem Maschinenbau und der Produktion von elektrischen Ausrüstungen sind mit Knappheit bei Vorleistungsgütern konfrontiert.2

Das ifo Institut berechnet aus den Ergebnissen dieser regelmäßigen Befragung einen Knappheitsindikator, der in der nachfolgenden Grafik (2) dargestellt ist. Er gibt den Anteil der Ja-Antworten auf die Frage an, ob es im Unternehmen Produktions­behinderungen durch Knappheit bei Rohstoffen beziehungsweise Vorprodukten gibt.3 Der ifo Knappheitsindikator für das Verarbeitende Gewerbe zeigt die außergewöhnlich hohe Knappheit von Vorleistungsgütern an, mit der die Industrieunternehmen seit Mitte des Jahres 2021 konfrontiert sind.

Grafik (2)

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Ergänzend ist in der Grafik (2) der vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in Zusammen­arbeit mit dem Statistischen Bundesamt berechnete Lkw-Maut-Fahrleistungsindex dargestellt. Als Frühindikator für die Industrieproduktion misst der Index die Entwicklung der Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf deutschen Autobahnen. Deutlich zu sehen ist im März 2020 der plötzliche Rückgang und im April 2020 der Tiefpunkt der Lkw-Maut-Fahrleistung in Folge der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Grenzen und Geschäfte haben Lieferketten und Verkehrsströme im Frühjahr 2020 in ganz Europa stark beeinträchtigt. Zum Beispiel entstand ein 60 Kilometer langer Lkw-Stau auf der Autobahn A4 in Folge der Schließung der Grenze zwischen Polen und Deutschland.4

Die damalige Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung führte dazu, dass die Betriebe ihre Produktionspläne angepasst haben und über viele Branchen hinweg die Produktions- und Transportkapazitäten heruntergefahren wurden.5 Gleichzeitig verursachten die Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Jahr 2020 eine Verschiebung der privaten Konsumstruktur weg von Dienstleistungen hin zu langlebigen Konsumgütern wie Elektronikgeräten oder Möbeln.6 Der in den nach­folgenden Monaten einsetzende synchrone Konjunkturaufschwung in vielen Welt­regionen erzeugte eine starke Nachfrage, die vor dem Hintergrund der durch die Pandemie noch stark beeinträchtigten Lieferketten nicht voll bedient werden konnte. Hinzu kam, dass im März 2021 im Suezkanal ein Containerschiff auf Grund lief und die zentrale Seeverkehrsroute nach Asien blockierte. Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge werden schätzungsweise 9 Prozent aller deutschen Güterexporte und -importe durch den Suezkanal transportiert.7 Die verschiedenen Entwicklungen führten zu Verwerfungen bei den Zulieferketten, welche die Entwicklung der Industriekonjunktur in Deutschland und vielen anderen Staaten im Verlauf des Jahres 2021 bremsten.

Materialknappheit ist kein neues Phänomen

Materialmangel ist in der Industrie ein wiederkehrendes Phänomen. Allerdings ist er selten so ausgeprägt wie in der aktuellen, von der Corona-Krise beeinflussten Situation. Für eine rückblickende Betrachtung der Konjunktur­entwicklung seit Anfang der 1990er Jahre ist in der Grafik (3) neben dem bereits vorgestellten ifo Knapp­heits­indikator auch die Entwicklung des Produktions- und des Auftragseingangs­index des Statistischen Bundesamtes mit angegeben. Die dargestellte zyklische Entwicklung verdeutlicht die konjunkturelle Entwicklung in der Vergangenheit. Die Zeitpunkte, zu denen jeweils besonders viele Unternehmen von Knappheit bei Rohstoffen oder Vorprodukten berichtet haben, sind mithilfe der grauen Linien hervorgehoben.8

Grafik (3)

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Steigende Nachfrage nach Endprodukten bewirkt steigende Nachfrage nach Vorprodukten

Die rückblickende Betrachtung zeigt, dass konjunkturelle Aufschwungphasen häufig mit wachsender Materialknappheit einhergehen. Da die Industrieproduktion über mehrere Stufen hinweg stattfindet, führt eine steigende Nachfrage nach Endprodukten (z. B. nach Pkw) zu Produktions­ausweitungen, die ihrerseits die Nachfrage nach Vorprodukten (z. B. nach elektrischen Bauelementen oder Stahlprodukten) erhöht. Diese Dynamik entlang der Lieferketten kann zu Materialknappheit führen. In der Regel erzeugen dann an­zie­hen­de Vorproduktpreise Anreize für die Vorleistungshersteller, das Angebot aus­zu­wei­ten. Nachfrageseitig steigen für die Hersteller von Endprodukten bei anziehenden Material­preisen die Produktionskosten, die sie nicht immer an ihre Kunden weitergeben können. Ist eine Rentabilitätsgrenze erreicht, kann die Nachfrage nach Vorprodukten letztlich auch sinken. Angebot und Nachfrage gleichen sich mittelfristig aus.

Die Coronakrise hat zu sehr schnellen Verschiebungen in den globalen Wertschöpfungs­ketten geführt. Die plötzliche starke Nachfrage nach bestimmten Vorprodukten, etwa nach sog. Mikrochips, kann auch bei stark anziehenden Preisen nicht umgehend bedient werden. In vielen Bereichen der Vorleistungsgüter­industrie benötigt der Aufbau neuer Produktionskapazitäten lange Vorlaufzeiten. In dieser Situation kann sich das Angebot nicht an die Nachfrage anpassen. Die Materialknappheit bleibt zunächst bestehen und kann sogar eine eigene Dynamik entwickeln. So gibt es Hinweise darauf, dass derzeit die Produktionsbetriebe in Reaktion auf die Materialknappheit ihre Bestellungen von häufig benötigten Vorprodukten vorziehen oder ausweiten, um ihre Materialversorgung zu sichern, sofern die entsprechenden Vorprodukte beschafft werden können und lagerbar sind. Die Umfragen der Institute IHSMarkit/BME zum Einkaufsmanagerindex zeigen, dass die Materiallager der Betriebe tendenziell wieder aufgebaut werden.9

Materialknappheit wird international weitergegeben

Die deutsche Industrie ist international eng verflochten. Deutsche Industrieprodukte werden einerseits häufig exportiert, andererseits ist die industrielle Fertigung in Deutschland auf Importe angewiesen. Wertmäßig kommt 38 % der Waren, die in deutschen Industriebetrieben in der Produktion als Vorleistungsgüter weiterverwendet werden, aus dem Ausland.10 Diese Verflechtung führt dazu, dass Materialknappheit auch international weitergegeben wird. In der Grafik ist die zyklische Entwicklung des Einfuhr- und Ausfuhrvolumens für Vorleistungs­güter, sowie die zyklische Entwicklung der Produktion von Vorleistungsgütern in Deutschland dargestellt.

Grafik (4)

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Aus der internationalen Verflechtung der Güterproduktion ergibt sich ein relativ synchroner Verlauf zwischen der heimischen Produktion, dem Import und dem Export von Vorleistungs­gütern. Die wichtigsten Außenhandelspartner Deutschlands beim Handel mit Vorleistungsgütern sind in der Tabelle (1) angegeben.

Tabelle (1)

Außenhandel mit Vorleistungsgütern, Wertanteile im Jahr 2019
LandEinfuhren in %LandAusfuhren in %
Volksrepublik China10,1Frankreich8,0
Niederlande6,9Vereinigte Staaten6,8
Belgien6,4Niederlande6,7
Frankreich5,9Volksrepublik China6,4
Italien5,9Polen6,0
Vereinigte Staaten5,3Italien5,7
Polen5,2Vereinigtes Königreich5,2

Aus der Volksrepublik China werden zum Beispiel häufig elektronische Bauteile wie Halbleiter­bauelemente und elektronische integrierte Schaltungen importiert. Beim Import von Vorleistungen aus den Niederlanden und aus Belgien handelt es sich etwa um Kunststoffe, Metalle oder chemische Erzeugnisse.

Im Maschinenbau ist Auftragseingang aus dem Ausland auf Rekordniveau

Vor dem Hintergrund der starken Nachfrage wollen derzeit weltweit viele Unternehmen ihre Produktionskapazitäten ausweiten. Hierfür werden unter anderem Maschinenteile (unter anderem so genannte Komponenten) und auch neue Maschinen und Anlagen benötigt. Im Industriezweig "Maschinenbau" sehen sich die deutschen Betriebe derzeit einer außergewöhnlich hohen Nachfrage nach ihren Produkten gegenüber, die be­son­ders aus dem Ausland kommt. In der Grafik (5) ist die Entwicklung der Auftrags­eingänge im Maschinenbau für das Inland und das Ausland dargestellt. Die Entwicklung der Auslandsaufträge wurde zuletzt noch durch Großaufträge beschleunigt. Die Auf­trags­bücher der deutschen Maschinenbauer sind damit so gut gefüllt wie seit Jahren nicht.

Grafik (5)

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Der Maschinenbau ist eine Exportindustrie. Wertmäßig werden fast zwei Drittel der im Inland produzierten Komponenten, Maschinen und Anlagen exportiert.11 Die wichtigsten Handelspartner beim Export von Produkten der Maschinenbauindustrie sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:

Tabelle (2)

Ausfuhren im Wirtschaftszweig Maschinenbau, Wertanteile im Jahr 2019
LandAusfuhren in %
Vereinigte Staaten10,9
Volksrepublik China9,8
Frankreich7,2
Vereinigtes Königreich4,7
Italien4,7

Auch im Maschinenbau kann die Produktion nur bedingt ausgeweitet werden, nicht zuletzt weil auch hier die knappen Vorleistungsgüter in der Fertigung benötigt werden. Die Folge ist ein hoher Stau von Aufträgen, die nicht abgearbeitet werden können. In der Grafik (6) ist die Entwicklung der Auftragseingänge, der Umsätze und des Auftrags­bestands im Maschinenbau in Deutschland dargestellt. Wegen der Schere zwischen den hohen Auftragseingängen einerseits und der verhaltenen Umsatzentwicklung anderer­seits steigen auch die Auftragsbestände auf Rekordhöhe.

Grafik (6)

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Es besteht die Möglichkeit, dass durch die Überhitzung der Auftragslage am Ende nicht alle eingegangenen Aufträge abgearbeitet werden können und zu entsprechenden Umsätzen führen. Möglicherweise werden einige Aufträge bei einer Normalisierung der Lage wieder storniert.

Materialknappheit zeigt sich am Anstieg der Erzeuger- und Einfuhrpreise

Ein weiterer Indikator für die Knappheit von Vorprodukten ist die Preisentwicklung auf den vorgelagerten Produktions­stufen. In der Grafik (7) ist neben dem ifo Knappheits­indikator für das Verarbeitende Gewerbe auch die zyklische Entwicklung der Erzeuger- und Einfuhrpreisindizes für Vorleistungs­güter angegeben. Auch hier zeigt sich ein enger Zusammenhang mit der Knappheit von Rohstoffen und Vormaterialien im Produktions­prozess. Die Phasen verstärkter Materialknappheit gehen in der Regel mit einem zyklischen Anstieg sowohl der Erzeuger- als auch der Einfuhrpreise für Vorleistungs­güter einher.

Grafik (7)

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In der Grafik (8) ist die aktuelle Entwicklung der Erzeuger- und Einfuhrpreisindizes für Vor­leis­tungs­güter angegeben. Die Erzeugerpreise für Vorleistungs­güter waren im Oktober 2021 um 18,1 % höher als ein Jahr zuvor. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungs­rate für Vorleistungs­güter gegenüber dem Vorjahr hatten Metalle ins­gesamt mit einem Plus von 37,8 %. Hier stiegen die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen um 56,4 %. Nichteisenmetalle und deren Halbzeug insgesamt kosteten 29,8 % mehr, Aluminium in Rohform war 67,4 % teurer. Allein gegenüber Sep­tem­ber 2021 stiegen die Aluminium­preise um 13,1 %. Aber auch bei vielen anderen Vorleistungsgütern waren starke Preissteigerungen zu beobachten.

Grafik (8)

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Auf der Einfuhrseite wurden Vorleistungsgüter im Oktober 2021 im Vergleich zum Vorjahres­monat zu 22,1 % höheren Preisen importiert. Gegenüber Oktober 2020 verteuerten sich vor allem Düngemittel und Stickstoffverbindungen (+123,3 %), Roheisen, Stahl und Ferro­legierungen (+60,8 %), Rohaluminium (+59,6 %), gesägtes und gehobeltes Holz (+58,8 %), Rohkupfer (+47,1 %) sowie Kunststoffe in Primärformen (+41,5 %).

Die Industrie­unternehmen versuchen zum Teil, die Preissteigerungen bei den Vorprodukten an die Abnehmer ihrer Endprodukte weiterzugeben. Für die aktuelle Situation zeigen Umfragen jedoch, dass dies nur sehr eingeschränkt möglich ist. Nach einer Auswertung des ifo Instituts gaben im Juni 2021 nur 8 % der befragten Unternehmen in Deutschland an, die Preis­erhöhungen vollständig an die Kunden weitergeben zu können, knapp 40 % geben demnach mindestens die Hälfte der Preissteigerungen weiter. Ein Drittel der Unternehmen berichtete, dass sie keinen Spielraum für Preiserhöhungen sehen.

Die Preissteigerungen fallen mit steigendem Grad der Verarbeitung daher oftmals geringer aus. Das zeigt sich in der Grafik (8), hier sind auch die Erzeuger- und Ausfuhr­preis­indizes für Maschinen mit angegeben. Diese betreffen die Preise, welche die Betriebe der Maschinenbaubranche den Abnehmern ihrer Endprodukte im Inland und im Ausland in Rechnung stellen. Die Erzeugerpreise für Maschinen sind um 3,4 % und die Ausfuhrpreise für Maschinen um 2,7 % gestiegen.

Weiterhin ist in der Grafik (8) der Einzel­handels­preisindex mit aufgeführt. Er misst die Preisentwicklung, der sich die Verbraucherinnen und Verbraucher in den Einzel­handels­geschäften oder im Onlinehandel gegenübersehen. Auch für die Endverbraucher zogen die Preise zuletzt deutlich an. Im Oktober 2021 lagen die Einzelhandelspreise inkl. Kraftfahrzeughandel ohne Mehrwert­steuer um 3,0 % höher als im Vorjahresmonat. Allerdings ist zu beachten, dass in den Einzelhandelspreisen Verkäufe an Tankstellen und damit Kraftstoffpreise enthalten sind. Hier wirken zusätzlich einige preistreibende Basiseffekte, wie die niedrigen Kraftstoffpreise im Jahr 2020 sowie die Einführung der CO2-Abgabe im Januar 2021. Die Kraftstoffpreise wirkten sich leicht preistreibend aus.

Tabelle (3)

Preisindizes im Monat Oktober 2021, Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
PreisindexVeränderung in %
Einfuhrpreisindex Vorleistungsgüter22,1
Erzeugerpreisindex Vorleistungsgüter18,1
Erzeugerpreisindex Maschinen3,4
Ausfuhrpreisindex Maschinen2,7
Einzelhandelspreisindex (einschl. Kfz-Handel) ohne
Mehrwertsteuer
3,0

Fazit

Nach dem starken Einbruch zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 hat sich die Industrieproduktion zunächst rasch erholt. Seit Anfang 2021 führen jedoch Liefer- und Transportengpässe zunehmend zu Störungen in den globalen Lieferketten und bringen die Entwicklung der Industrieproduktion ins Stocken.

Materialmangel ist in der Industrie ein wiederkehrendes Phänomen. Eine rückblickende Betrachtung seit 1991 zeigt, dass konjunkturelle Aufschwungphasen häufig mit wach­sen­der Materialknappheit einhergehen. Allerdings ist sie selten so ausgeprägt wie in der aktuellen, von der Corona-Krise beeinflussten Situation.

Die Phasen verstärkter Materialknappheit gehen in der Regel mit einem zyklischen Anstieg sowohl der Erzeuger- als auch der Einfuhrpreise für Vorleistungsgüter einher. Die Industrieunternehmen versuchen zum Teil, die Preissteigerungen bei den Vorprodukten an die Abnehmer ihrer Endprodukte weiterzugeben. Für die aktuelle Situation zeigen Umfragen jedoch, dass dies nur sehr eingeschränkt möglich ist.

Fußnoten:

1: Vgl. z. B. Deutsche Bundesbank: Monatsbericht November 2021

2: Ifo Institut (2021), Pressemitteilung vom 29.11.21: "Materialmangel in der Industrie verstärkt".

3: Die Befragung zur Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten wird normalerweise vierteljährlich, in den letzten Monaten jedoch monatlich durchgeführt. Die vom ifo Institut verwendete Bezeichnung des daraus berechneten Knappheitsindikators ist: "ifo Index für die Knappheit von Vorprodukten im Verarbeitenden Gewerbe".

4: Vgl. IFC: The Impact of COVID-19 on Logistics

5: In Deutschland waren im Jahr 2020 die Investitionen deutlich gegenüber dem Vorjahr gesunken, insbesondere in den Bereichen Metallerzeugung und -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen sowie bei der Herstellung von Daten­verarbeitungs­geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen. Vgl. Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 523 vom 16. November 2021: Investitionen der Industrie 2020: "14 % weniger als im Vorjahr".

6: Vgl. Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 122 vom 15. März 2021: "Konsumausgaben der privaten Haushalte 2020 deutlich zurückgegangen" sowie Pressemitteilung Nr. 531 vom 22. November 2021: "Konsumausgaben privater Haushalte 2020 um knapp 3 % gesunken".

7: Vgl. ifw Institut für Weltwirtschaft, Pressemitteilung vom 29.03.2021: "Maritimer Handel: Stau im Suezkanal verschärft Folgen der Corona-Krise".

8: Die zyklische Entwicklung wird als Abweichung des mittel- bis kurzfristigen Trends vom langfristigen Trend der jeweiligen Statistik berechnet. Die zyklische Entwicklung ist für eine rückblickende Betrachtung der Konjunkturentwicklung gut geeignet. Für die Einschätzung der aktuellen Entwicklung sind sie jedoch ungeeignet, die Darstellung der Zyklen endet daher im Jahr 2020. Für die aktuelle Entwicklung der Auftrags- und Produktionsindizes wird auf die in der Grafik (1) dargestellten Entwicklung des saisonbereinigten Indizes verwiesen.

9: Dabei kann jedoch auch der Mangel bestimmter Materialien zur Anhäufung anderer führen. IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex™ (2021), "Deutsche Industrie leidet weiter unter gestörten Lieferketten", Seite 5.

10: Die Berechnung wurde mithilfe der Input-Output Tabellen (2018) durchgeführt.

11: Auf Basis der Input-Output-Tabellen (2018) lässt sich eine Exportquote von 62,4 % errechnen.