In Ost- und Westdeutschland verläuft die demografische Entwicklung unterschiedlich. Die Gründe hierfür sind komplex; großen Einfluss haben jedoch die Wanderungsmuster in den jeweiligen Bundesländern. In Ostdeutschland sind sie mitverantwortlich für den Rückgang und die schnellere Alterung der Bevölkerung. In Westdeutschland wirken sie der Alterung der Bevölkerung eher entgegen und tragen außerdem zu einem höheren Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund bei. Zurückzuführen ist dies sowohl auf die bis in die 2010er Jahre stattfindende Ost-Westwanderung innerhalb Deutschlands als auch auf unterschiedliche Effekte bei der Außenwanderung (über die Grenzen Deutschlands) in Ost und West.
Ostdeutschland: Negativer Binnenwanderungssaldo in 2023
Das Wanderungsgeschehen in Ostdeutschland (hier ohne Berlin) war lange durch die Abwanderung in die alten Bundesländer geprägt.
Seit der deutschen Vereinigung 1990 bis zum Jahr 2016 waren die Fortzüge nach Westdeutschland in allen Jahren höher als die Zuzüge. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 1,2 Millionen Fortzüge in die alten Bundesländer registriert. Die durch die Abwanderung in den Westen und den Geburtenrückgang entstehenden Bevölkerungsverluste im Osten konnten nur in wenigen Jahren durch Zuzüge aus dem Ausland ausgeglichen werden, so dass die Bevölkerung in Ostdeutschland insgesamt zurückgegangen ist. Einen besonderen Einfluss hatte die verstärkte Abwanderung junger Erwachsener mit dem Effekt einer schnelleren Alterung der ostdeutschen Bevölkerung. Es sind zudem mehr junge Frauen als junge Männer abgewandert, was in der Vergangenheit zusätzlich zu einem Rückgang der Frauen im gebärfähigen Alter führte.
Zwischen 2017 und 2022 kehrte sich die langjährige Entwicklung um: Mehr Menschen wanderten wenn auch in deutlich geringerem Umfang aus dem Westen in die neuen Bundesländer als umgekehrt (Saldo +18 000 Personen). In 2023 kehrte sich das Wanderungsverhalten erneut um, sodass ein negativer Binnenwanderungssaldo für die östlichen Bundesländer registriert wurde (Saldo -3 000 Personen). Die meisten Wanderungsverluste verzeichnete dabei in 2023 Thüringen (Saldo -2 000 Personen). Alle östlichen Bundesländer sind von einem Wanderungsverlust bei den 18- bis unter 25-Jährigen betroffen, der vor allem auf die Abwanderung zum Zwecke der universitären und beruflichen Ausbildung zurückzuführen sein dürfte.
In dieser Grafik können Sie die Linien für die verschiedenen Altersgruppen per Mausklick ein- oder ausblenden. Beim Halten des Mauszeigers über den Linien werden die jeweiligen Werte angezeigt.
Einwohnerzahl Westdeutschlands steigt überwiegend durch die Zuwanderung aus dem Ausland
Westdeutschland hat in der Vergangenheit von der Abwanderung von Ost nach West profitiert, auch bedingt durch die Altersstruktur der Zugewanderten.
Einen größeren Einfluss als die Binnenwanderung hat jedoch die Außenwanderung auf die Bevölkerungszahl. Die Zuwanderung aus dem Ausland war bereits vor der deutschen Vereinigung in den alten Bundesländern deutlich höher als in den neuen Bundesländern. Diese Bevölkerungszuzüge bewirken einen stetigen Anstieg der Einwohnerzahl in Westdeutschland trotz niedriger Geburtenzahlen. Aber auch die Struktur der Bevölkerung verändert sich hierdurch. Dadurch dass Zuwanderer im Durchschnitt jünger sind als die einheimische Bevölkerung, verlangsamt die Zuwanderung die Alterung der Bevölkerung. Auch der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist dadurch in Westdeutschland deutlich höher als in Ostdeutschland.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Wanderungen
- Broschüre Hochschulen auf einen Blick zur Wanderung von Studierenden
- Grafischer Überblick zur Altersstruktur nach Bundesländern