Die demografischen Prozesse – Fertilität, Mortalität und Migration – wirken sich über die Zahl der geborenen Kinder, der Sterbefälle sowie die Zahl der per Saldo zugewanderten oder ausgewanderten Menschen auf die Bevölkerungsstruktur aus. Die Grafik zeigt, wie sich die Jahrgänge zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem Stand im Jahr 2021 unter dem Einfluss der Sterblichkeit und der Wanderungen verändert haben.
Die einzelnen Geburtsjahrgänge von 1922 bis 2021 sind hier einerseits im Jahr ihrer Geburt und andererseits im Jahr 2021 abgebildet: Die Jahrgangsgröße für Frauen (rechts) und für Männer (links) im Jahr der Geburt wird jeweils mit Balken dargestellt. Die Linienkonturen zeigen die jeweiligen Jahrgänge im Jahr 2021.
Auf und Ab bei Geburtenzahlen verursacht demografische Wellen
Die Geborenenzahl hat sich während der letzten hundert Jahre halbiert. Der langfristige Geburtenrückgang verlief aber nicht kontinuierlich und wurde mehrfach unterbrochen. Neben den tiefen Kerben, die gegen Ende des zweiten Weltkriegs entstanden sind (in den Jahren 1945 und 1946), gehörten auch Phasen mit einem Geburtenanstieg dazu.
Der erste Anstieg erfolgte nach 1933 infolge der Familienpolitik der Nationalsozialisten. Die zwischen 1934 und 1941 geborenen Menschen stellen derzeit eine relativ große Seniorengeneration und profitieren dabei von der gestiegenen Lebenserwartung.
Der zweite Geburtenanstieg hat nach dem zweiten Weltkrieg begonnen und mündete Mitte der 1960er Jahre im sogenannten Babyboom. Die besonders hohen Geburtenzahlen zwischen 1955 und 1969 mit jährlich über eine Million Neugeborenen führten zum Entstehen einer vergleichsweise großen Generation, die man als Babyboomer bezeichnet. Anschließend sind die Geburtenzahlen deutlich gesunken, sodass nach dem Babyboom der 1960er-Jahre der sogenannte Babybust der 1970er-Jahre folgte.
Durch solche Geburtenschwankungen entstehen demografische "Wellen", die zu problematischen Disparitäten im Altersaufbau führen können. Der Babyboom sorgte lange Zeit für ein großes Erwerbspersonenpotenzial. Wenn aber die Babyboomer in den nächsten Jahrzehnten nach und nach ins Rentenalter kommen und nach ihnen die deutlich schwächer besetzten Jahrgänge der 1990er- und 2000er Jahre ins Erwerbsalter folgen, werden die umlagefinanzierten sozialen Sicherungssysteme viel stärker als bisher belastet.
Einfluss von Nettozuwanderung und Sterblichkeit
Die mittleren Jahrgänge waren im Jahr 2021 stärker besetzt als im Jahr ihrer Geburt. Dies ist durch Migration zu erklären: Als diese Jahrgänge im Alter zwischen 17 Jahren und Mitte 50 waren, kamen mehr gleichaltrige Menschen aus dem Ausland dazu, als fortgezogen waren. Da die Zahl der Sterbefälle in dieser Altersspanne relativ gering ist, gewannen die entsprechenden Jahrgänge per Saldo an Personen. Trotzdem konnte der Wanderungsüberschuss die aufgrund von Geburtenschwankungen entstandenen Disparitäten zwischen den Altersgruppen nicht ausgleichen. Der aktuelle Altersaufbau wird die Bevölkerungsentwicklung der nächsten drei Jahrzehnte prägen.
Bei den Geburtsjahrgängen 1941 und früher ist der Einfluss der mit dem Alter steigenden Sterblichkeit in der Grafik gut zu erkennen. Ihre Jahrgangsstärke nahm im Vergleich zum Zeitpunkt der Geburt deutlich ab.
Weiterführende Informationen:
- Animierte Bevölkerungspyramide
- Zeitreihen zu Bevölkerungsstand und Altersstruktur der Bevölkerung
- Themenbereich Geburten
- Themenbereich Sterbefälle
- Ergebnisse der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung