Die Lebenserwartung bei Geburt ist im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel der zentrale Indikator, um den langfristigen Trend hin zu einem immer längeren Leben auszudrücken. Dieser langfristige Trend war bereits seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Seitdem hat sich die Lebenserwartung bei Geburt mehr als verdoppelt. Maßgebliche Gründe hierfür sind Fortschritte in der medizinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und Wohnsituation, verbesserte Arbeitsbedingungen und gestiegener Wohlstand.
Nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2021/2023 beträgt die Lebenserwartung neugeborener Jungen 78,2 und die der Mädchen 83,0 Jahre. Auch die fernere Lebenserwartung in höheren Altersjahren ist im langfristigen Vergleich stark gestiegen. So hatten beispielsweise 65-jährige Männer 1871/1881 im Durchschnitt noch 9,6 Jahre zu leben. 2021/2023 waren es bereits 17,5 Jahre. Bei den Frauen ist diese Entwicklung noch stärker ausgeprägt: Lag der Wert für den Zeitraum 1871/1881 bei 10 Jahren, so konnten 65-jährige Frauen 2021/2023 noch durchschnittlich 20,8 weiteren Lebensjahren entgegensehen.
Zuletzt hat sich der Anstieg der Lebenserwartung jedoch verlangsamt - im Zuge der Coronapandemie kam es zu einem leichten Rückgang.
In Zukunft wird jedoch mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gerechnet. In der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wurden dazu drei Annahmen getroffen. Der Anstieg der Lebenserwartung bei Geburt bis 2070 fällt darin unterschiedlich stark aus. Für Männer wurde eine Spanne von +4 bis +8 Jahren angenommen, für Frauen von +3 bis +7 Jahren.
Diese Annahmen gehen davon aus, dass verbesserte Lebensumstände, rückläufige Raucherquoten und Alkoholkonsum sowie weitere Verbesserungen in der medizinischen Versorgung auch künftig den weiteren Anstieg der Lebenserwartung positiv beeinflussen werden.
Zukünftig werden verstärkt die verbesserten Überlebenschancen im höheren Alter die Zunahme der Lebenserwartung beeinflussen. Im jüngeren Alter ist das Sterberisiko bereits heute sehr gering.
Wie wird die Lebenserwartung berechnet?
Die Werte für die Lebenserwartung (z.B. bei Geburt) ergeben sich aus den sogenannten Sterbetafeln. Diese können entweder für spezifische Zeiträume (Periodensterbetafeln) oder für Geburtsjahrgänge (Kohortensterbetafeln) aufgestellt werden. In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Ergebnisse aus Periodensterbetafeln meist im Mittelpunkt. Sie eignen sich sehr gut, um die Veränderung der Sterblichkeit über die Zeit oder im regionalen und internationalen Vergleich zu beurteilen. Endgültige Ergebnisse für die tatsächliche Lebenserwartung einzelner Geburtsjahrgänge aus Kohortensterbetafeln liegen hingegen erst dann vor, wenn alle Angehörigen des entsprechenden Geburtsjahrgangs bereits verstorben sind.
Was bedeutet die statistische Lebenserwartung für den Einzelnen?
Der Begriff „Lebenserwartung“ suggeriert, dass mithilfe der Ergebnisse die zu erwartende Zeitspanne von einem bestimmten Alter bis zum Tod angegeben werden kann. Dies ist jedoch zumeist nicht der Fall. Richtig ist hingegen, dass sich mit der Lebenserwartung Aussagen darüber treffen lassen, wie alt eine Person durchschnittlich werden würde, wenn sich an den Verhältnissen des aktuellen Zeitraums nichts mehr ändern würde (Periodensterbetafeln) oder wenn sich die aktuellen Veränderungstrends sehr lange in die Zukunft fortsetzen würden (Kohortensterbetafeln für noch lebende Geburtsjahrgänge). Hinzu kommt, dass Sterbetafeln lediglich Durchschnittswerte für die Lebenserwartung angeben können, von denen die individuellen Überlebensperspektiven je nach Lebensverhältnissen, Lebensführung, Beruf, gesundheitlicher Verfassung und weiteren Faktoren ganz erheblich abweichen können.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Sterbefälle und Lebenserwartung
- Webartikel: Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland seit 1871/1881
- Webartikel: Lebenserwartung einzelner Geburtsjahrgänge (Kohortensterbetafeln)
- Sterbetafelergebnisse bei GENESIS-Online