Bevölkerung Lebenserwartung und Sterblichkeit

Die Lebens­erwartung bei Geburt ist im Zusammen­hang mit dem demo­grafischen Wandel der zentrale Indikator, um den langfristigen Trend hin zu einem immer längeren Leben auszu­drücken. Dieser lang­fristige Trend war bereits seit Beginn der statistischen Auf­zeichnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Seitdem hat sich die Lebens­erwartung bei Geburt mehr als ver­doppelt. Maß­gebliche Gründe hierfür sind Fortschritte in der medi­zinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und Wohn­situation, verbesserte Arbeits­bedingungen und gestiegener Wohl­stand.

Nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2020/2022 beträgt die Lebens­erwartung neu­geborener Jungen 78,3 und die der Mädchen 83,2 Jahre. Auch die fernere Lebens­erwartung in höheren Alters­jahren ist im langfristigen Vergleich stark gestiegen. So hatten beispielsweise 65-jährige Männer 1871/1881 im Durch­schnitt noch 9,6 Jahre zu leben. 2020/2022 waren es bereits 17,6 Jahre. Bei den Frauen ist diese Ent­wicklung noch stärker ausgeprägt: Lag der Wert für den Zeitraum 1871/1881 bei 10 Jahren, so konnten 65-jährige Frauen 2020/2022 noch durch­schnittlich 20,9 weiteren Lebens­jahren entgegen­sehen.

Zuletzt hat sich der Anstieg der Lebenserwartung jedoch verlangsamt - im Zuge der Corona­pandemie kam es zu einem leichten Rückgang.

In Zukunft wird jedoch mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gerechnet. In der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wurden dazu drei Annahmen getroffen. Der Anstieg der Lebenserwartung bei Geburt bis 2070 fällt darin unterschiedlich stark aus. Für Männer wurde eine Spanne von +4 bis +8 Jahren angenommen, für Frauen von +3 bis +7 Jahren.

Diese Annahmen gehen davon aus, dass verbesserte Lebensumstände, rückläufige Raucherquoten und Alkoholkonsum sowie weitere Verbesserungen in der medizinischen Versorgung auch künftig den weiteren Anstieg der Lebenserwartung positiv beeinflussen werden.

Zukünftig werden verstärkt die verbesserten Überlebenschancen im höheren Alter die Zunahme der Lebenserwartung beeinflussen. Im jüngeren Alter ist das Sterberisiko bereits heute sehr gering.

Wie wird die Lebenserwartung berechnet?

Die Werte für die Lebens­erwartung (z.B. bei Geburt) ergeben sich aus den sogenannten Sterbe­tafeln. Diese können entweder für spezifische Zeit­räume (Perioden­sterbeta­feln) oder für Geburts­jahrgänge (Kohorten­sterbe­tafeln) aufgestellt werden. In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Ergebnisse aus Perioden­sterbe­tafeln meist im Mittelpunkt. Sie eignen sich sehr gut, um die Veränderung der Sterblichkeit über die Zeit oder im regionalen und internationalen Vergleich zu beurteilen. Endgültige Ergebnisse für die tatsächliche Lebens­erwartung einzelner Geburts­jahrgänge aus Kohorten­sterbe­tafeln liegen hingegen erst dann vor, wenn alle Angehörigen des ent­sprechenden Geburts­jahrgangs bereits verstorben sind.

Was bedeutet die statistische Lebens­erwartung für den einzelnen?

Der Begriff „Lebens­erwartung“ suggeriert, dass mithilfe der Ergeb­nisse die zu erwartende Zeit­spanne von einem bestimmten Alter bis zum Tod angegeben werden kann. Dies ist jedoch zumeist nicht der Fall. Richtig ist hingegen, dass sich mit der Lebens­erwartung Aussagen darüber treffen lassen, wie alt eine Person durch­schnittlich werden würde, wenn sich an den Verhältnissen des aktuellen Zeitraums nichts mehr ändern würde (Perioden­sterbe­tafeln) oder wenn sich die aktuellen Veränderungs­trends sehr lange in die Zukunft fortsetzen würden (Kohorten­sterbe­tafeln für noch lebende Geburts­jahrgänge). Hinzu kommt, dass Sterbe­tafeln lediglich Durch­schnitts­werte für die Lebens­erwartung angeben können, von denen die individuellen Überlebens­perspek­tiven je nach Lebens­verhältnissen, Lebens­führung, Beruf, gesundheit­licher Verfassung und weiteren Faktoren ganz erheb­lich abweichen können.

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