Die Entwicklung der Geburtenzahl hängt – neben der Anzahl der potenziellen Mütter – mit dem Geburtenverhalten der Frauen zusammen. Wie viele Frauen eines Geburtsjahrgangs werden überhaupt Mutter, wann gründen Frauen eine Familie, wie viele Kinder bringen sie im Laufe ihres Lebens zur Welt? Antworten auf diese Fragen zeigen, wie sich das Geburtenverhalten der Frauen verändert. Die Angaben dazu liefern die Statistik der Geburten und der Mikrozensus.
Geburtenhäufigkeit in den Jahren 2022 und 2023 deutlich gesunken
Im Jahr 2023 kamen in Deutschland 692 989 Kinder zur Welt. Weniger Kinder waren in Deutschland zuletzt 2013 geboren worden (682 069). Die zusammengefasste Geburtenziffer sank dabei von 1,49 Kinder je Frau im Jahr 2022 auf 1,38. Damit verstärkte sich der bereits seit 2017 zu beobachtende und nur im Jahr 2021 im Kontext der Corona-Pandemie unterbrochene Rückgang der Kinderzahl je Frau in den vergangenen beiden Jahren deutlich. Zuvor war die Geburtenziffer von 2011 bis 2016 infolge verbesserter Rahmenbedingungen für Familien mit Kindern und der Zuwanderung von 1,39 auf 1,59 gestiegen.
Trend zu späterer Geburt unterbrochen
Mütter waren im Jahr 2023 bei einer Geburt – unabhängig davon, ob es die Geburt des ersten Kindes oder eines weiteren Kindes war – im Durchschnitt 31,7 Jahre und Väter 34,7 Jahre alt. Damit nahm das Alter der Mütter bei Geburt im Vergleich zu 2021 (31,8 Jahre) leicht ab, während das Alter der Väter konstant blieb. Zuvor war das Durchschnittsalter der Eltern bei Geburt mit Ausnahme einer Stagnation in den Jahren von 2014 bis 2016 kontinuierlich gestiegen. Zwischen 1991 und 2023 nahm es bei Müttern um 3,9 Jahre (1991: 27,9 Jahre) und bei Vätern um 3,7 Jahre zu (1991: 31,0 Jahre).
Endgültige Kinderzahl bei den Frauen der 1970-er Jahrgänge kontinuierlich gestiegen
Die in den 1930er Jahren geborenen Frauen – zum Großteil die Mütter der Babyboom-Generation – haben durchschnittlich mehr als zwei Kinder geboren. Ihre Familiengründungsphase fiel in die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der 1950er und 1960er Jahre. Bereits bei den ab Mitte der 1930er Jahre geborenen Frauen zeichnete sich jedoch ein Rückgang der endgültigen Kinderzahl je Frau ab. Besonders schnell sank diese zwischen den Geburtsjahrgängen 1934 und 1944, als immer weniger Frauen sich für ein viertes oder weiteres Kind entschieden haben. Anschließend hat sich die Kinderzahl je Mutter bei zwei Kindern stabilisiert, zugleich stieg aber der Anteil der Frauen, die gar kein Kind zeitlebens geboren haben.
Zwischen den Jahrgängen 1937 und 1966 hat sich die sogenannte endgültige Kinderlosenquote (Anteil der Kinderlosen an allen Frauen eines Jahrgangs) von 11 % auf 21 % nahezu verdoppelt. In den folgenden Jahrgängen hat sie sich stabilisiert und variierte bis zum Jahrgang 1969 leicht zwischen 20 % und 21 %.
Die zunehmende Kinderlosigkeit der Frauen führte zu einem kontinuierlichen Rückgang der endgültigen Kinderzahl je Frau, die bei den Frauen des Jahrgangs 1968 ihren historischen Tiefststand mit 1,49 Kindern je Frau erreicht hat.
Die in den 1970er-Jahre geborenen Frauen haben bereits bis zum Jahr 2023 durchschnittlich mehr Kinder geboren als Frauen des Jahrgangs 1968. Hierfür sind im Wesentlichen zwei Faktoren ausschlaggebend: Zum einen nahm die Geburtenhäufigkeit der Frauen im Alter ab 30 Jahre deutlich zu. Unter insgesamt günstigen wirtschaftlichen und familienpolitischen Rahmenbedingungen haben sie die bis dahin noch nicht erfühlten Kinderwünsche realisiert. Zum anderen hat sich die Fertilität dieser Jahrgänge im jüngeren gebärfähigen Alter bis 29 Jahren stabilisiert. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Zuwanderinnen, die bei der Geburt ihrer Kinder tendenziell jünger waren als die deutschen Frauen. Da ihr Anteil an allen Frauen bei den 1970er-Jahrgängen gestiegen ist, hat dies die Gesamtfertilität positiv beeinflusst.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Geburten
- Web-Artikel: Kinderlosigkeit und Mutterschaft - Endergebnisse des Mikrozensus 2022
- Statistischer Bericht Frauen nach Zahl der geborenen Kinder – Ergebnisse des Mikrozensus 2022
- Pressemitteilung: Kinderlosenquote seit 10 Jahren konstant bei 20%
- Pressemitteilung: Geburtenziffer 2023 auf 1,35 Kinder je Frau gesunken
- Aktueller Geburtenanstieg und seine Potenziale (WISTA 3/2018)