Internationales 27,6 Millionen Menschen weltweit müssen Zwangsarbeit leisten

Sie schuften auf Baustellen, als Hausangestellte, auf Feldern, in Minen oder werden sexuell ausgebeutet: 2021 mussten weltweit 27,6 Millionen Menschen Zwangsarbeit verrichten. Zu diesem Ergebnis kommen die ILO, Walk Free und IOM in ihrem Bericht "Global Estimates of Modern Slavery 2022". Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren noch verschärft. Gegenüber 2016 nahm die weltweite Zahl der Betroffenen um rund 2,7 Millionen Personen zu (2016: 24,9 Millionen).

6,3 Millionen Fälle von Zwangsarbeit entfielen 2021 auf den Bereich der kommerziellen sexuellen Ausbeutung. 17,3 Millionen Menschen waren in anderen Bereichen der Privatwirtschaft betroffen. Hier geht es insbesondere um Arbeit im Dienstleistungssektor, im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe, in der Landwirtschaft sowie um private Hausarbeit. Von staatlich angeordneter Zwangsarbeit waren insgesamt 3,9 Millionen Menschen betroffen. Dazu zählt zum Beispiel die missbräuchliche Zwangsarbeit in Gefängnissen oder ein Missbrauch der Wehrpflicht. Laut Studie sind Migrantinnen und Migranten, die nicht durch Gesetze geschützt sind oder ihre Rechte nicht wahrnehmen können, einem deutlich höheren Risiko von Zwangsarbeit ausgesetzt als nicht-migrierte Arbeitnehmerinnen und -nehmer.

Zwangsarbeit weltweit

Die ILO definiert Zwangsarbeit als „jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat“. Merkmale von Zwangsarbeit können zum Beispiel nicht oder zu wenig ausgezahlte Löhne oder eine fehlende Kündigungsmöglichkeit sein. Auch extrem lange Arbeitszeiten sowie lebensgefährliche oder entwürdigende Bedingungen am Arbeitsplatz sein, die nicht freiwillig angenommen wurden, zählen dazu.

Im September 2022 hat die EU-Kommission vorgeschlagen, alle unter Zwangsarbeit hergestellten Waren auf dem EU-Markt zu verbieten. Der Vorschlag muss noch vom Europäischen Parlament und vom Rat der Europäischen Union gebilligt werden.

"Sofortige und wirksame Maßnahmen ergreifen, um Zwangsarbeit abzuschaffen, moderne Sklaverei und Menschenhandel zu beenden" ist auch eines der Ziele der globalen Nachhaltigkeitsstrategie der Vereinten Nationen, die bis 2030 erreicht werden sollen (Sustainable Development Goals, Ziel 8.7).

Stand 09.11.2022

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