Korrekturhinweis:
Die am 28. Februar 2024 veröffentlichten Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 2022 mussten am 28. März 2024 aufgrund eines Fehlers in der Datenaufbereitung, der zu veränderten Hochrechnungsfaktoren für die Tagebuchdaten führte, korrigiert werden. Betroffen waren die Ergebnisse zum tagesdurchschnittlichen Zeitaufwand verschiedener Bevölkerungsgruppen (zum Beispiel Frauen, Männer, Alleinerziehende). Ausführliche Informationen hierzu finden Sie in unserer Pressemitteilung vom 28. März 2024.
Wie verbringen die Menschen in Deutschland ihre Zeit? Wie viel Zeit wenden Frauen und Männer für unbezahlte (Sorge-)Arbeit auf, wie groß ist der Gender Care Gap? Wer ist von Einsamkeit betroffen? Wie viel Zeit verbringen die Menschen in einem Ehrenamt oder mit kulturellen Aktivitäten? Antworten auf diese und viele weitere Fragen geben die Ergebnisse aus der Zeitverwendungserhebung (ZVE) 2022. In der alle zehn Jahre durchgeführten ZVE haben rund 10 000 Haushalte mit 20 000 Personen ab 10 Jahren auf freiwilliger Basis detailliert Auskunft darüber gegeben, wie viel Zeit sie für ihre täglichen Aktivitäten aufwenden.
Die Teilnehmenden haben an drei vorgegebenen Tagen ein Zeit-Tagebuch geführt oder ihre verbrachte Zeit in einer App protokolliert. Jede Angabe wurde für die Auswertung einer von 174 Aktivitäten zugeordnet, die wiederum in 9 Hauptkategorien gegliedert sind. Das Spektrum reicht von der Kategorie "Persönlicher Bereich und physiologische Regeneration" über "Erwerbstätigkeit" sowie "Haushaltsführung und Betreuung der Familie" bis hin zur "Mediennutzung". Die ZVE ist eine Quotenstichprobe, bei der ein höchstmöglicher Grad an Repräsentativität der Ergebnisse für die Gesamtheit der privaten Haushalte in Deutschland sichergestellt wird. Die ZVE 2022 war die vierte Erhebung dieser Art – nach 1991/1992, 2001/2002 und 2012/2013. Veränderungen in unserem Alltag, die immer auch ein Stück weit Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen sind, können so nachvollzogen werden.
Diese Ergebnisse spiegeln eine Auswahl der Themenvielfalt und Auswertungsmöglichkeiten der ZVE wider. Weitere Ergebnisse der ZVE sind in unserem Internetangebot auf der Themenseite "Zeitverwendung" frei verfügbar. Die Seite bietet Tabellen, Grafiken, Angaben zur Methodik sowie unter "Publikationen" einen Statistischen Bericht mit detaillierten Ergebnissen. Ende 2024 werden die ZVE-Ergebnisse auch in der Datenbank GENESIS-Online verfügbar sein. Außerdem können, für vertiefende Analysen im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten, anonymisierte Mikrodaten über das Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder bezogen werden.
Schwerpunkte im Tagesablauf: Zwischen 9:00 Uhr und 15:00 Uhr verbringt jede zweite Person ihre Zeit mit Aktivitäten im Bereich bezahlte und unbezahlte Arbeit und Bildung
In der Zeit zwischen 22:30 Uhr und 8:00 Uhr sind für Menschen ab 10 Jahren Schlafen und Körperpflege die häufigste "Tätigkeit", mit einem Höhepunkt von 98 % zwischen 3:00 Uhr und 4:00 Uhr in den frühen Morgenstunden. Während dieser Anteil im Verlauf des Morgens immer weiter abnimmt, wächst der Anteil für Arbeit oder Bildung: Ab 8:10 Uhr sind dann mehr Personen mit Arbeit oder Bildung beschäftigt als mit Schlafen und Körperpflege. Zwischen 10:10 Uhr und 11:50 Uhr ist dieser Anteil mit rund 60 % am höchsten. Um 17:00 Uhr dominieren erstmals am Tag die Freizeitaktivitäten und erreichen den Höchststand um 20:50 Uhr mit 74 %. Um 22:30 Uhr ist dann gut die Hälfte aller Personen wieder mit Körperpflege beschäftigt oder schläft schon. Rund 40 % sind noch wach und verbringen ihre Zeit mit Freizeitaktivitäten.
Knapp eine Hälfte des Tages entfällt auf persönliche Grundbedürfnisse wie Schlafen, Essen und Körperpflege, gut eine Hälfte auf bezahlte und unbezahlte Arbeit, Bildung und Freizeit
Zur unbezahlten Arbeit gehört die sogenannte Sorgearbeit, auch Care-Arbeit genannt, in Haushalt und Familie, ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung von Personen, die nicht im eigenen Haushalt leben (siehe auch "Bezahlte und unbezahlte Arbeit"). Unter "Erwerbstätigkeit" fällt nicht nur die bezahlte Arbeitszeit, sondern beispielsweise auch die Pausen und Wegezeiten. Auch die Suche nach einer Arbeitsstelle wird der Kategorie "Erwerbstätigkeit" zugeordnet. Zur "Bildung" zählen wiederum nicht nur Unterrichtszeiten in der Schule, Lehrveranstaltungen an einer Hochschule oder Weiterbildungsmaßnahmen im Beruf oder in der Freizeit, sondern beispielsweise auch Pausen, Lernzeiten oder die Teilnahme an schulischen Betreuungsangeboten.
Wenn wir die durchschnittliche Verteilung der 24 Stunden des Tages auf die wesentlichen Aktivitätskategorien betrachten, so entfällt mit mehr als 11 Stunden fast die Hälfte des Tages auf die persönlichen Grundbedürfnisse, also auf Schlafen, Essen und Körperpflege. Erwerbstätigkeit, Bildung und unbezahlte Arbeit kommen auf mehr als 6 Stunden und damit gut ein Viertel des Tages.
Ebenfalls mehr als 6 Stunden oder ein Viertel des Tages wird für Freizeitaktivitäten verwendet. Der größte Teil dieser Zeit entfällt mit fast 3 Stunden auf die Mediennutzung, zum Beispiel Fernsehen, Streaming-Dienste und Lesen, gefolgt von der Zeit für soziales Leben und Unterhaltung mit knapp 2 Stunden. In diesen Bereich fallen Aktivitäten wie Treffen im Freundes- und Familienkreis, Besuche von Kultur- oder Sportveranstaltungen, aber auch Ausruhen sowie die Nutzung sozialer Medien. Für Sport, Hobbys und Spiele wird mit durchschnittlich gut 1 Stunde pro Tag die wenigste freie Zeit aufgewendet.
Bei diesen Zeitangaben ist zu berücksichtigen, dass es sich um Durchschnittswerte beispielsweise über Jung und Alt, Männer und Frauen, Erwerbstätige und Nichterwerbstätige handelt. Hier fließt also die Zeitverwendung so unterschiedlicher Gruppen wie Schulkinder, Vollzeiterwerbstätige oder Rentnerinnen und Rentner ein. Zudem wurde der Durchschnitt über Werktage und Wochenenden hinweg gebildet. Daraus resultiert zum Beispiel ein über alle Personen ab 10 Jahren gerechneter Durchschnittswert für Erwerbstätigkeit von rund 2,5 Stunden am Tag. Wenn man jedoch nur diejenigen betrachtet, die in der Erhebung überhaupt Zeitangaben für Erwerbstätigkeit gemacht haben, dann liegt die durchschnittliche Erwerbstätigkeit dieser Personen bei gut 7,5 Stunden pro Tag. Die Betrachtung von Durchschnittsangaben über alle Befragten mag alltagsfern anmuten. Sie macht aber generelle Verschiebungen in der Zeitverwendung der Bevölkerung im Zeitvergleich sichtbar.
Im Vergleich zur Erhebung 2012/2013 sind sowohl der durchschnittliche Tagesablauf als auch die Grundstruktur der Zeitverwendung nahezu identisch geblieben. Innerhalb der Kategorien gibt es jedoch Veränderungen: So wurden 2022 im Schnitt über alle Personen ab 10 Jahre hinweg pro Tag 13 Minuten weniger für Erwerbstätigkeit und Bildung aufgewendet als zehn Jahre zuvor. Gut die Hälfte dieses Rückgangs liegt in geringeren Wegezeiten begründet. Hier liegt ein Zusammenhang mit dem verstärkten Arbeiten aus dem Homeoffice auch nach der Corona-Pandemie nahe. Demgegenüber wendeten die Menschen 2022 im Schnitt 5 Minuten mehr für die persönlichen Grundbedürfnisse auf als 2012/2013. 4 Minuten mehr verbrachten sie mit Freizeitaktivitäten. Im Schnitt 7 Minuten mehr als zehn Jahre zuvor wurden für unbezahlte Arbeit aufgewendet, hier besonders für die Kinderbetreuung.
Je enger man die Betrachtung auf einzelne Personengruppen und Aktivitätsbereiche eingrenzt, desto sichtbarer werden Veränderungen in der Zeitverwendung. In der Zeitverwendung für bezahlte und unbezahlte Arbeit, mit denen die meisten Menschen in Deutschland von morgens bis zum Abend den Großteil ihrer Zeit verbringen, zeigen sich im Zehnjahresvergleich durchaus nennenswerte Veränderungen.
Zusammenfassung
Die Grundstruktur der Zeitverwendung ist 2022 gegenüber 2012/2013 nahezu unverändert geblieben: Knapp eine Hälfte des Tages entfällt auf persönliche Grundbedürfnisse wie Schlafen, Essen und Körperpflege, gut eine Hälfte auf bezahlte und unbezahlte Arbeit, Bildung und Freizeit. Innerhalb der einzelnen Bereiche zeigen sich allerdings Veränderungen: So waren die Menschen 2022 etwas weniger mit Erwerbstätigkeit und Bildung beschäftigt und etwas mehr mit den persönlichen Grundbedürfnissen, Freizeitaktivitäten und unbezahlter Arbeit.
Frauen ab 18 Jahren arbeiten pro Woche knapp 1,5 Stunden mehr als Männer
Pro Woche arbeiteten Erwachsene im Jahr 2022 durchschnittlich rund 45 Stunden. Das war fast die gleiche Stundenzahl wie zehn Jahre zuvor. Arbeit umfasst hierbei sowohl die Erwerbsarbeit als auch die unbezahlte Arbeit wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung, die Sorge für pflegebedürftige Angehörige, ehrenamtliches Engagement oder die Unterstützung von Personen, die nicht im eigenen Haushalt leben. Von den 45 Stunden Arbeit entfallen über alle Befragten ab 18 Jahren betrachtet knapp 20 Stunden auf die Erwerbsarbeit einschließlich Arbeitssuche und Wegen zur Arbeit. Den größeren Anteil macht jedoch mit knapp 25,5 Stunden die unbezahlte Arbeit aus.
Hier handelt es sich um Durchschnittswerte für Erwachsene jedes Alters, jedes Erwerbs-, Bildungs- und Familienstatus. Betrachtet man den Umfang und die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit getrennt für Frauen und Männer, so zeigen sich Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern.
Frauen ab 18 Jahren arbeiteten 2022 im Schnitt fast 46 Stunden pro Woche. Bei Männern waren es 44,5 Stunden. Auch zehn Jahre zuvor haben Frauen mehr gearbeitet als Männer. Der Umfang der geleisteten Arbeit insgesamt ist über die Zeit bei den Männern nahezu gleichgeblieben und bei den Frauen etwas gestiegen. Damithat sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern vergrößert: Im Jahr 2022 arbeiteten Frauen knapp 1,5 Stunden mehr als Männer. 2012/2013 hatte der Unterschied nur etwa 1 Stunde betragen.
Gender Care Gap im Jahr 2022 bei 44,3 %: Frauen ab 18 Jahren leisten pro Tag 1 Stunde und 19 Minuten mehr unbezahlte Arbeit als Männer
Frauen ab 18 Jahren leisten nicht nur weiterhin mehr Arbeit pro Woche als Männer. Ihre Arbeit besteht auch weiterhin zum größeren Teil aus unbezahlter Arbeit – dazu zählt vor allem die Sorgearbeit in der Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, aber auch ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung haushaltsfremder Personen. Fast zwei Drittel ihrer 46-Stunden-Woche besteht aus unbezahlter Arbeit. Dies entspricht knapp 30 Stunden. Bei Männern sind es mit knapp 21 Stunden weniger als die Hälfte ihrer 44,5-Stunden-Woche. Somit leisten Frauen im Schnitt pro Woche rund 9 Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
Wird die Differenz beim Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit von Frauen und Männern ins Verhältnis zum Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit der Männer gesetzt, ergibt sich daraus der Gender Care Gap. Diese Kennziffer zeigt den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer für unbezahlte Arbeit aufbringen. Damit ist sie ein wichtiger Indikator zum Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern.
Für das Jahr 2022 beträgt der Gender Care Gap 44,3 %. Frauen leisten also 44,3 % mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Dies entspricht einem Mehraufwand von 1 Stunde und 19 Minuten pro Tag. 2012/2013 hatte der Gender Care Gap bei 52,4 % gelegen. Frauen verrichteten damals pro Tag 1 Stunde und 27 Minuten mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
So ist die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit im Zeitvergleich zwar kleiner geworden, sie ist aber nach wie vor beträchtlich. Dabei erhöhte sich die Zeit, die Frauen wöchentlich mit unbezahlter Arbeit verbringen, gegenüber 2012/2013 sogar um gut 20 Minuten. Allerdings stieg der Zeitaufwand bei den Männern noch stärker, nämlich um gut 1 Stunde und 20 Minuten pro Woche.
Hausarbeit, Einkaufen, Betreuung und Pflege übernehmen immer noch vor allem Frauen
Fast die Hälfte der unbezahlten Arbeit setzt sich bei Frauen aus Tätigkeiten der klassischen Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Wäsche waschen zusammen. Mehr als 13 Stunden pro Woche oder fast 2 Stunden pro Tag wenden Frauen im Schnitt für diese Tätigkeiten auf. Männer verbringen nur halb so viel Zeit damit. Auch mit der Betreuung, Pflege und Unterstützung von Kindern und erwachsenen Haushaltsmitgliedern verbringen Frauen fast doppelt so viel Zeit wie Männer. Pro Woche wenden sie hierfür mehr als 3,5 Stunden auf, Männer nur knapp 2 Stunden. Mit Einkaufen und Haushaltsorganisation verbringen Frauen fast 5 Stunden pro Woche, Männer hingegen 4 Stunden. Für die weiteren unbezahlten Tätigkeiten wie Gartenarbeit, handwerkliche Tätigkeiten, ehrenamtliches und freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung anderer Haushalte wenden Frauen und Männer insgesamt etwa gleich viel Zeit auf.
Eltern leisten pro Woche rund 11 Stunden mehr Arbeit als Personen ohne Kinder
Der Umfang an geleisteter Arbeit von Erwachsenen im Erwerbsalter von 18 bis 64 Jahren unterscheidet sich je nachdem, ob sie in einem Haushalt mit oder ohne Kinder leben. Betrachtet man Haushalte mit Kindern – also sowohl Haushalte von Alleinerziehenden als auch von Paaren mit Kindern – zeigt sich, dass die Elternteile im Schnitt gut 57,5 Stunden pro Woche arbeiten. Damit leisten Väter und Mütter etwa 11 Stunden mehr Arbeit als 18- bis 64-jährige Erwachsene, die in einem Haushalt ohne Kinder leben. Die Mehrarbeitszeit ist in erster Linie durch einen größeren Umfang an unbezahlter Arbeit bedingt – schließlich fallen zusätzliche Aufgaben wie Kinderbetreuung an und die Haushaltsführung erfordert in einem größeren Haushalt ebenfalls mehr Zeit.
Besonders groß ist der Unterschied zwischen Vätern, deren Kinder im Haushalt leben, und Männern ohne Kinder im Haushalt. Väter arbeiten im Schnitt 12 Stunden mehr pro Woche als Männer ohne Kinder. Dabei leisten sie 4,5 Stunden mehr Erwerbsarbeit und 7,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit. Der Unterschied zwischen Müttern mit Kindern im Haushalt und Frauen ohne Kinder beträgt 10 Stunden pro Woche. Dabei leisten Mütter 15 Stunden mehr unbezahlte Arbeit pro Woche und 5 Stunden weniger Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder.
Kinderbetreuung und Hausarbeit in den ersten Lebensjahren von Kindern nach wie vor verstärkt von Frauen übernommen
Der Unterschied bei der Erwerbsarbeit von Frauen mit und ohne Kinder hängt stark vom Alter des jüngsten Kindes ab. Mütter von Kindern im Alter von 6 bis unter 18 Jahren gehen im Schnitt nur 1 Stunde weniger bezahlter Arbeit nach als Frauen ohne Kinder. Zehn Jahre zuvor betrug der Abstand noch 4,5 Stunden. Mütter von Kindern unter 6 Jahren leisten hingegen 10 Stunden weniger Erwerbsarbeit pro Woche als Frauen ohne Kinder im Haushalt, hier ist der Abstand gegenüber 2012/2013 um eine halbe Stunde geringer geworden.
Die Ergebnisse zeigen: Während Väter mehr Erwerbsarbeit leisten als Männer ohne Kinder, leisten insbesondere die Mütter kleiner Kinder weniger Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder im Haushalt. Stattdessen werden Kinderbetreuung und Haushaltsführung vor allem in den ersten Lebensjahren der Kinder vorrangig von den Müttern übernommen, während Väter tendenziell die traditionelle Rolle des Hauptverdieners einnehmen. Diese Aufteilung hat sich im Zehnjahresvergleich kaum verändert.
Väter und Mütter leisten fast gleich viel Arbeit – jede vierte erwerbstätige Mutter wünscht sich mehr Zeit für den Job, jeder vierte erwerbstätige Vater will mehr Zeit für andere Dinge
Betrachtet man nur die Haushalte mit Kindern sowie die bezahlte und unbezahlte Arbeit in der Summe, zeigt sich eine Art Gleichstellung des Arbeitspensums zwischen Müttern und Vätern im Alter von 18 bis 64 Jahren: Sowohl Mütter als auch Väter leisteten im Jahr 2022 im Schnitt gut 57,5 Stunden Arbeit pro Woche. Zehn Jahre zuvor leisteten Väter gut zwei Stunden mehr Arbeit als Mütter.
Die Aufteilung der Arbeit auf Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit ist zwischen Müttern und Vätern aber auch nach den Daten des Jahres 2022 unterschiedlich. Während bei Vätern die Arbeit zu mehr als der Hälfte (57 %) aus Erwerbsarbeit besteht, sind es bei Müttern zu mehr als zwei Dritteln (68 %) unbezahlte Tätigkeiten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass jede vierte erwerbstätige Mutter (24 %) ihre für Erwerbsarbeit zur Verfügung stehende Zeit als zu knapp bemessen einschätzt. Zugleich findet jeder vierte erwerbstätige Vater (26 %), dass er zu viel Zeit mit Erwerbsarbeit verbringt. Anders gesagt: Eine von vier erwerbstätigen Müttern würde gerne mehr Zeit für Beruf und Karriere haben, einer von vier erwerbstätigen Vätern würde demgegenüber gerne weniger Zeit damit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.
Umfang der Erwerbsarbeit von Müttern hängt mit dem Alter des jüngsten Kindes zusammen
Beim Arbeitspensum der Mütter und Väter fällt auf, dass Väter unabhängig vom Alter des jüngsten Kindes rund 33 Stunden pro Woche für Erwerbsarbeit aufwenden. Bei Müttern hängt der Umfang der Erwerbsarbeit mit dem Alter des jüngsten Kindes zusammen. Mütter von Kindern unter 6 Jahren gehen nur knapp 13,5 Stunden pro Woche bezahlter Arbeit nach. Bei älteren Kindern (6 bis 17 Jahre) liegt die durchschnittliche Erwerbsarbeitszeit der Mütter mit 22 Stunden pro Woche bereits deutlich höher.
Das Alter des jüngsten Kindes wirkt sich auch auf den Umfang der unbezahlten Arbeit aus. Das betrifft sowohl Mütter als auch Väter. Während Eltern von jüngeren Kindern unter 6 Jahren im Schnitt 40 Stunden pro Woche unbezahlte Tätigkeiten verrichten, liegt das Pensum bei Eltern von Kindern ab 6 Jahren mit 27 Stunden deutlich niedriger.
Mütter wenden pro Tag 1 Stunde mehr für die Kinderbetreuung auf als Väter
Im Durchschnitt verbringen Väter und Mütter fast 3 Stunden pro Tag mit der Betreuung von Kindern unter 18 Jahren. Davon entfällt rund 1 Stunde auf Tätigkeiten, die nebenbei laufen, zum Beispiel die Beaufsichtigung beim Spielen, während das Elternteil der Hausarbeit nachgeht. Betrachtet man die Kinderbetreuung nur als Hauptaktivität, verbringen Eltern im Schnitt rund 2 Stunden täglich damit. Dabei wenden Mütter mit 2,5 Stunden rund 1 Stunde mehr für die Kinderbetreuung auf als Väter.
Deutlich größer sind die Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter des jüngsten Kindes. Mütter von Kindern unter 6 Jahren verbringen im Schnitt fast 4 Stunden pro Tag mit Kinderbetreuung. Bei Kindern im Alter von 6 bis 17 Jahren sinkt der Zeitaufwand auf rund 1 Stunde pro Tag. Väter von Kindern unter 6 Jahren wenden hingegen im Schnitt gut 2 Stunden pro Tag für die Kinderbetreuung auf – also etwa halb so viel Zeit wie Mütter von gleichaltrigen Kindern. Erreicht das jüngste Kind das Schulalter, sinkt der Zeitaufwand für die Kinderbetreuung bei Vätern auf rund eine halbe Stunde pro Tag – also auch hier nur halb so viel Zeit wie bei den Müttern gleichaltriger Kinder.
Bei Eltern insgesamt entfällt rund ein Viertel der Kinderbetreuungstätigkeiten auf die Körperpflege, das Füttern und Anziehen. Jeweils rund ein weiteres Viertel besteht zum einen aus der Beaufsichtigung der Kinder und zum anderen aus Spielen und Sport mit den Kindern. Das verbleibende Viertel der Kinderbetreuung umfasst das Wahrnehmen von Terminen wie zum Beispiel das Begleiten zum Sporttraining, die Teilnahme an Elternabenden, aber auch Gespräche und Vorlesen sowie Hausaufgabenbetreuung. Bei Müttern macht dabei die Körperpflege, das Füttern und Anziehen der Kinder einen größeren Anteil der Kinderbetreuungszeit aus als bei Vätern. Väter verbringen dagegen anteilig mehr Zeit mit Spielen und Sport mit den Kindern.
Jeweils rund 4 von 10 Müttern (44 %) und Vätern (39 %) schätzen die Zeit für die eigenen Kinder im Haushalt als ausreichend ein. Fast 6 von 10 Vätern (58 %) und mehr als die Hälfte der Mütter (52 %) bewerten diese als zu wenig.
Zusammenfassung
- Nach wie vor arbeiten Frauen ab 18 Jahren in Deutschland mehr als Männer, wenn bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen betrachtet wird. Der Abstand ist im Zeitvergleich sogar gewachsen: 2022 leisteten Frauen pro Woche knapp 1,5 Stunden mehr Arbeit als Männer. 2012/2013 hatte der Unterschied nur etwa 1 Stunde betragen.
- Frauen leisten nicht nur weiterhin mehr Arbeit als Männer, sie leisten auch immer noch deutlich mehr unbezahlte Arbeit. Im Jahr 2022 betrug der Gender Care Gap 44,3 %. Damit leisten Frauen am Tag durchschnittlich 1 Stunde und 19 Minuten mehr unbezahlte Arbeit als Männer. 2012/2013 hatte der Gender Care Gap bei 52,4 % gelegen. Das heißt: Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit wurde im Zeitvergleich zwar kleiner, sie ist aber nach wie vor beträchtlich.
- Eltern im Erwerbsalter von 18 bis 64 Jahren mit Kindern im eigenen Haushalt verbringen pro Woche etwa 11 Stunden mehr mit bezahlter und unbezahlter Arbeit als Personen dieser Altersgruppe ohne Kinder im eigenen Haushalt.
- Der Zeitaufwand für Arbeit insgesamt ist zwischen Vätern und Müttern nahezu gleich. Allerdings besteht bei Vätern die Arbeit zu mehr als der Hälfte aus Erwerbsarbeit und bei Müttern zu mehr als zwei Dritteln aus unbezahlter Arbeit.
- Kinderbetreuung und Haushaltsführung wird nach wie vor verstärkt von Frauen übernommen. Während Väter mehr Erwerbsarbeit leisten als Männer ohne Kinder und ihre mit Erwerbsarbeit verbrachte Zeit unabhängig vom Alter der Kinder hoch ist, leisten die Mütter von Kindern unter 6 Jahren nicht einmal halb so viel Erwerbsarbeit wie die Väter. Diese Rollenaufteilung, bei der Mütter sich vorrangig um den Haushalt und die Kinder kümmern und Väter die Haupterwerbstätigen sind, hat sich im Zeitvergleich kaum verändert.
- Der Umfang der Erwerbstätigkeit bei Frauen mit Kindern von 6 bis 17 Jahren liegt nur 1 Stunde niedriger als bei Frauen ohne Kinder im eigenen Haushalt. 2012/2013 hatte dieser Abstand noch bei 4,5 Stunden gelegen, hier fand also eine Angleichung statt.
- Befragt nach ihrem Zeitempfinden gibt jede vierte erwerbstätige Mutter an, dass sie gerne mehr Zeit für Erwerbstätigkeit hätte. Demgegenüber würde jeder vierte Vater gerne weniger Zeit mit Erwerbstätigkeit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.
Empfinden von "Einsamkeit" erstmals in einer Zeitverwendungserhebung erfragt
Das Thema "Einsamkeit" wurde lange Zeit insbesondere als ein Problem im hohen Alter betrachtet. Doch vor allem während der Corona-Pandemie wurde vielen von uns bewusst, dass Einsamkeit Menschen jeden Alters treffen kann. Das Thema "Einsamkeit" ist deshalb in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Einsamkeit umfasst das Einschätzen der eigenen Lebenslage als isoliert, zu wenig von sozialen Kontakten, Gesprächen und gemeinsamer Zeit mit anderen Menschen geprägt.
Auch in der Zeitverwendungserhebung wurden die Teilnehmenden daher erstmals um ihre subjektive Einschätzung zu der Aussage "Ich fühle mich oft einsam" gebeten. Lebensgefühl und Lebenszufriedenheit hängen auch davon ab, ob es Personen gibt, bei denen man sich wohlfühlt und ob man solche Personen vermisst. Die Zustimmung zu der Aussage "Ich vermisse Leute, bei denen ich mich wohlfühle" könnte auch ein Hinweis auf ein Einsamkeitsgefühl sein.
Jede sechste Person fühlt sich oft einsam. Besonders betroffen sind junge Erwachsene
Jede sechste Person ab 10 Jahren (16 %) gibt an, sich oft einsam zu fühlen. Das entspricht knapp 12,2 Millionen Menschen in Deutschland. Im Altersgruppenvergleich sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen. Jede vierte Person (24 %) dieses Alters fühlt sich oft einsam. Hierbei ist zu beachten, dass die Zeitverwendungserhebung im gesamten Jahr 2022 stattfand und zu Jahresbeginn noch gewisse Corona-Beschränkungen bestanden. Zudem wirkten unter Umständen gerade bei jüngeren Menschen die Jahre 2020 und 2021 noch deutlich nach, die mit Kontaktbeschränkungen, harten Lockdowns, Homeschooling, geschlossenen Restaurants, Clubs und so weiter einhergingen. Soziale Kontakte, gemeinsames Erleben und Feiern, neue Leute kennenlernen, sprich: vieles, was gerade jüngeren Menschen wichtig ist, war auch 2022 noch nicht vollständig in der sonst üblichen Form möglich.
Am wenigsten ausgeprägt ist das Gefühl der Einsamkeit nach den Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung bei Personen ab 65 Jahren. In dieser Gruppe fühlt sich nur jede zehnte Person (10 %) oft einsam. Bei diesem Ergebnis für Personen ab 65 Jahren ist zu beachten, dass Hochbetagte in der Stichprobe unterrepräsentiert sind. Und Personen in Alten- und Pflegeheimen wurden in diese Befragung gar nicht einbezogen.
Frauen sind tendenziell einsamer als Männer
Die Einsamkeitsbetroffenheit ist bei Frauen und Männern unterschiedlich. 18 % der Frauen geben an, sich oft einsam zu fühlen, während es bei den Männern rund 15 % sind. Sowohl bei Frauen als auch Männern zeigt sich ein ähnliches Bild nach den Altersgruppen. Unter den Frauen sind die in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen. Hier stimmt jede Vierte (26 %) zu, sich oft einsam zu fühlen. Bei den Frauen ab 65 Jahren gibt das hingegen nur jede neunte Frau (12 %) an. Am wenigsten einsam fühlen sich Männer ab 65 Jahren mit rund 8 %. Möglicherweise neigen Männer auch eher dazu, ihre empfundene Einsamkeit zu bagatellisieren. Auch hier sei nochmals auf die Unterrepräsentanz der Hochbetagten hingewiesen.
Jede vierte Person mit niedriger Bildung ist oft einsam
Personen ab 18 Jahren mit niedrigem Bildungsstand fühlen sich eher einsam als Personen mit hohem Bildungsstand. Von den Personen mit niedrigem Bildungsstand stimmt knapp jede vierte Person (23 %) der Aussage "Ich fühle mich oft einsam" zu. Von denjenigen mit hohem Bildungsstand fühlt sich nur rund jede siebte Person (15 %) einsam.
Alleinerziehende Mütter und Väter sind am stärksten von Einsamkeit betroffen
Der Haushaltskontext, in dem Personen leben, beeinflusst ebenfalls das Gefühl der Einsamkeit. Mit 40 % fühlen sich die Mütter und Väter in Alleinerziehenden-Haushalten am häufigsten einsam. Von den 10- bis 17-Jährigen in diesem Haushaltstyp sagen 19 %, dass sie oft einsam sind. Bei den Alleinlebenden ist es jede vierte Person (26 %). In Paarhaushalten mit Kind fühlen sich 14 % der Elternteile oft einsam. Bei den 10- bis 17-Jährigen sind es 15 %. Und mit 9 % am seltensten einsam fühlen sich Personen in Paarhaushalten ohne Kind.
Dauer der täglichen Internetnutzung und Einsamkeitsgefühl hängen zusammen
Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Dauer der täglichen Internetnutzung in der Freizeit und dem Gefühl der Einsamkeit. Von den Personen ab 10 Jahren, die in ihrer Freizeit mehr als 6 Stunden täglich das Internet nutzen, fühlt sich jede dritte Person einsam. Liegt die private Internetnutzung dagegen bei weniger als 1 Stunde täglich, fühlt sich nur jede neunte Person einsam.
Diese Ergebnisse lassen keinen Schluss auf Ursache und Wirkung zu, sondern beschreiben lediglich einen Zusammenhang zwischen der Internetnutzung und dem Einsamkeitsgefühl. Es geht aus diesen Ergebnissen daher nicht hervor, ob sich die Personen einsam fühlen, weil sie täglich so lange das Internet nutzen, oder ob sie so lange das Internet nutzen, weil sie sich einsam fühlen. Ungeachtet bleibt auch die Betrachtung möglicher moderierender Faktoren, beispielsweise das Alter.
Jede dritte Person vermisst Leute, bei denen sie sich wohlfühlt
Jede dritte Person ab 10 Jahren (32 %) stimmt der Aussage "Ich vermisse Leute, bei denen ich mich wohlfühle" zu. Das entspricht 23,8 Millionen Menschen in Deutschland. Im Altersgruppenvergleich stimmen junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren mit 43 % dieser Aussage am häufigsten zu. Am wenigsten stimmen Personen ab 65 Jahren zu: Hier ist es nur jede fünfte Person (18 %). Die Ergebnisse ähneln den Ergebnissen zur Einsamkeit, allerdings auf einem erheblich höheren Niveau. Der Aussage "Ich fühle mich oft einsam" stimmt jede sechste Person ab 10 Jahren (16 %) zu.
Frauen vermissen häufiger als Männer Leute, bei denen sie sich wohlfühlen
34 % der Frauen geben an, Menschen zu vermissen, bei denen sie sich wohlfühlen. Bei den Männern sind es 30 %. In jeder Altersklasse vermissen Frauen häufiger als Männer Leute, bei denen sie sich wohlfühlen. Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern bei den Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren. 39 % der Mädchen, jedoch nur 25 % der Jungen, vermissen Leute, bei denen sie sich wohlfühlen.
Alleinerziehende vermissen am häufigsten Leute, bei denen sie sich wohlfühlen
Im Vergleich ausgewählter Haushaltstypen zeigt sich, dass Alleinerziehende weitaus am häufigsten Leute vermissen, bei denen sie sich wohlfühlen (56 %). Am zweithäufigsten trifft das auf die Alleinlebenden zu (40 %).
Besonders häufig vermissen Alleinlebende unter 44 Jahren Menschen, bei denen sie sich wohlfühlen. 57 % der unter 30-jährigen Alleinlebenden und 54 % der 30- bis 44-jährigen Alleinlebenden stimmen der Aussage zu.
Dauer der täglichen Internetnutzung und das Vermissen von Leuten, bei denen man sich wohlfühlt, hängen zusammen
Je mehr Zeit Personen ab 10 Jahren täglich mit der privaten Internetnutzung verbringen, desto höher ist der Anteil derjenigen, die Leute vermissen, bei denen sie sich wohlfühlen.
24 % der Personen, die täglich weniger als 1 Stunde das Internet nutzen, vermissen Menschen, bei denen sie sich wohlfühlen. Von denjenigen, die in ihrer Freizeit täglich mehr als 6 Stunden das Internet nutzen, vermissen hingegen 44 % Leute, bei denen sie sich wohlfühlen. Diese Ergebnisse lassen keinen Schluss auf Ursache und Wirkung zu, sondern beschreiben lediglich einen Zusammenhang zwischen der Internetnutzung und dem Gefühl, Menschen zu vermissen, bei denen man sich wohlfühlt.
Zusammenfassung
- Erstmals bei einer Zeitverwendungserhebung wurden Personen ab 10 Jahren zum Thema "Einsamkeit" befragt. Demnach fühlt sich jede sechste Person häufig einsam.
- Im Altersgruppenvergleich sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen und Personen ab 65 Jahren am wenigsten. Frauen und Mädchen fühlen sich eher einsam als Männer und Jungen. Personen mit niedriger Bildung sind stärker betroffen als Personen mit hoher Bildung.
- Das Gefühl der Einsamkeit hängt neben dem Alter auch von der Haushaltssituation der Befragten ab. Demnach fühlen sich 40 % der Alleinerziehenden und gut ein Viertel der Alleinlebenden einsam, aber nur ein Zehntel der Personen in Paarhaushalten ohne Kinder.
- Es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der täglichen Dauer der Internetnutzung und dem Einsamkeitsgefühl – allerdings ohne Rückschluss auf Ursache und Wirkung: Je mehr das Internet genutzt wird, desto häufiger fühlen sich die Personen einsam.
- Jede dritte Person ab 10 Jahren vermisst Leute, bei denen sie sich wohlfühlt. Frauen sind eher betroffen als Männer. Junge Alleinlebende unter 45 Jahren sind am häufigsten betroffen.
- Je mehr Zeit Personen ab 10 Jahren täglich mit der privaten Internetnutzung verbringen, desto häufiger vermissen sie Leute, bei denen sie sich wohlfühlen. Auch hier gibt das Ergebnis keinen Hinweis auf Ursache und Wirkung.
36 % der Bevölkerung ab 10 Jahren engagieren sich ehrenamtlich oder freiwillig
Neben der Hausarbeit und der Betreuung der Familie gehört auch das ehrenamtliche oder freiwillige Engagement zu den unbezahlten Arbeiten. Nach Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung 2022 engagierten sich insgesamt 36 % der Bevölkerung ab 10 Jahren ehrenamtlich oder freiwillig in den letzten 12 Monaten vor der Befragung. Dies entspricht rund 27,1 Millionen Menschen. Der Anteil engagierter Mädchen und Frauen (37 %) war ähnlich hoch wie der Anteil von Jungen und Männern (36 %).
Die Bereiche des Engagements sind vielfältig. Sie reichen von der Elternvertretung in Kindergarten und Schule über die Leitung von Jugendgruppen oder Sporttrainings bis hin zur Unterstützung von Älteren, Kranken und Menschen in Not, etwa bei einer Hilfsorganisation, beim Rettungsdienst oder bei der freiwilligen Feuerwehr. Dazu gehören auch Interessenvertretungen im politischen oder beruflichen Bereich, Aktivitäten im Freizeitbereich wie das Engagement bei Kultur und Musik sowie Tätigkeiten im kirchlichen und religiösen Umfeld.
Anteil der Engagierten im Zehnjahresvergleich gesunken
Im Vergleich zu 2012/2013 ist der Anteil der Engagierten in der Bevölkerung 2022 um rund 4 Prozentpunkte gesunken. Zehn Jahre zuvor betrug er noch 40 %. Dieser Rückgang könnte mit den Folgen der Corona-Pandemie zusammenhängen. Kontaktbeschränkungen und Lockdowns erschwerten die Ausübung vieler ehrenamtlicher Tätigkeiten, zum Beispiel als Übungsleiterin oder Übungsleiter beim Sport. So zeigt sich, dass 2022 nur 6 % der Bevölkerung ab 10 Jahren im Sport ehrenamtlich oder freiwillig aktiv waren, 2012/2013 lag der Anteil noch bei 8 %. Auch das Engagement in Kirche und religiösen Gemeinschaften ist vergleichsweise stark gesunken: Während der Anteil 2022 bei 8 % lag, waren zehn Jahre zuvor noch 11 % der Menschen ab 10 Jahren in diesem Bereich ehrenamtlich oder freiwillig aktiv. Dieser Rückgang könnte neben den Auswirkungen der Corona-Beschränkungen auch mit den seit Jahren steigenden Zahlen an Kirchenaustritten zusammenhängen.
Männer engagieren sich am häufigsten beim Sport, Frauen im religiösen und sozialen Bereich
Mehr als jede fünfte männliche Person ab 10 Jahren (22 %), die sich 2022 ehrenamtlich oder freiwillig engagierte, war im Sport tätig, zum Beispiel als Trainer eines Sportvereins. Weitere häufige Bereiche von ehrenamtlich aktiven Jungen und Männern waren kirchliche und religiöse Gemeinschaften (18 %) sowie Tätigkeiten im sozialen Bereich (17 %), zum Beispiel in einem Wohlfahrtsverband oder einer anderen Hilfsorganisation.
Weibliche Personen ab 10 Jahren leisteten in erster Linie ehrenamtliches und freiwilliges Engagement in kirchlichen und religiösen Gemeinschaften (25 %) sowie im sozialen Bereich (24 %). Ehrenamtlich aktive Mädchen und Frauen engagierten sich zudem auch häufig in Kindergarten und Schule (17 %), zum Beispiel in der Eltern-/Schülervertretung oder einem Förderkreis, sowie im Bereich Kultur und Musik (16 %), zum Beispiel in einer Theatergruppe oder einem Gesangsverein.
Männer investieren mehr Zeit in ihr Engagement als Frauen
Ehrenamtlich Aktive wenden einen nicht unerheblichen Teil ihrer Zeit für ihr Engagement auf: Die Hälfte (50 %) der Engagierten brachte 6 oder mehr Stunden pro Monat dafür auf. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Jungen und Männer investierten mehr Zeit in ihr Engagement als Mädchen und Frauen. Fast jeder dritte männliche Engagierte (30 %) wendete für seine ehrenamtlichen oder freiwilligen Tätigkeiten 11 Stunden oder mehr pro Monat auf. Bei den weiblichen Engagierten traf dies nur auf jede Vierte (26 %) zu.
Einigen Engagierten reicht die bereits geleistete Zeit für ehrenamtliche oder freiwillige Tätigkeiten nicht aus. So schätzte jede dritte Person (33 %) ab 10 Jahren die dafür zur Verfügung stehende Zeit als zu knapp bemessen ein. Der Großteil (62 %) fand die Zeit für das Engagement ausreichend. Lediglich ein kleiner Teil (5 %) bewertete die verfügbare Zeit als zu hoch.
Junge Erwachsene engagieren sich ebenso häufig ehrenamtlich wie ältere Erwachsene
Viele junge Erwachsene leisten einen gesellschaftlichen Beitrag durch ehrenamtliche Tätigkeiten – und zwar in ähnlichem Umfang wie ältere Erwachsene. Von den 18- bis 29-Jährigen engagierte sich 2022 gut ein Drittel (36 %) freiwillig oder ehrenamtlich. Ähnlich hoch war der Anteil unter den 30- bis 44-Jährigen (37 %), den 45- bis 64-Jährigen (38 %) und den ab 65-Jährigen (37 %).
Unterschiede gab es jedoch bei der Art des Engagements. Besonders häufig engagierten sich die 18- bis 29-Jährigen im Sport. 19 % aller Personen in der Altersgruppe betätigten sich hier ehrenamtlich. Weitere Bereiche, in denen junge Menschen besonders häufig ehrenamtlich oder freiwillig tätig waren, sind Kirchen und religiöse Gemeinschaften mit 18 % sowie Rettungsdienst oder freiwillige Feuerwehr mit 17 %. Im Rettungsdienst oder bei der Feuerwehr war der Anteil bei den 18- bis 29-Jährigen deutlich höher als bei älteren Erwachsenen (durchschnittlich 6 %). Die 30- bis 44-Jährigen engagierten sich am häufigsten im Bereich Schule und Kindergarten. 25 % aller Personen in der Altersgruppe waren ehrenamtlich in diesem Bereich aktiv. Die 45- bis 64-Jährigen sowie auch die Personen ab 65 Jahren waren am häufigsten im sozialen Bereich ehrenamtlich oder freiwillig tätig (22 % beziehungsweise 30 %).
Zusammenfassung
- Mehr als jede dritte Person ab 10 Jahren engagierte sich 2022 ehrenamtlich oder freiwillig. Der Anteil ist im Zehnjahresvergleich gesunken.
- Ob Mann oder Frau, jung oder alt: Die "Engagementquote" ist ähnlich hoch. Allerdings unterscheiden sich die bevorzugten Tätigkeitsbereiche nach Alter und Geschlecht.
Durchschnittlich 24 Stunden wöchentlich für Kultur und kulturelle Aktivitäten
Analysen zur Zeitverwendung für Kultur und kulturrelevante Tätigkeiten umfassen den Besuch von Kino, Theater, Museum oder beispielsweise einer Bibliothek ebenso wie künstlerische Aktivitäten (unter anderem visuelle, darstellende und literarische Kunst, Musizieren). Auch das Lesen von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften – analog wie digital – ist Teil kultureller Aktivitäten.
Daneben werden Fernsehen, Streamen und die Nutzung von Video-On-Demand aufgrund der besonderen Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland als kulturrelevante Aktivitäten ebenso einbezogen, wie das Hören von Radio und Musik. Gesellschafts- und Computerspiele sind laut Deutschem Kulturrat besondere Kulturgüter, weshalb analoges und digitales Spielen Kulturrelevanz besitzen und ebenfalls in die Analysen einfließen.
Personen ab 10 Jahren wenden im Schnitt pro Woche gut 9 Stunden auf für Besuche kultureller Veranstaltungen und Einrichtungen, Lesen von Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften sowie Musizieren, Malen oder Dichten. Wenn man Fernsehen, Streamen oder die Video-on-Demand-Nutzung einbezieht, steigt der Wert auf 24 Stunden an.
Mit fast 15 Stunden wöchentlich nehmen Fernsehen, Streamen oder die On-Demand-Nutzung den größten Anteil an der Zeitverwendung für kulturrelevante Aktivitäten ein. Lesen liegt mit durchschnittlich 3 Stunden pro Woche an zweiter Stelle, gefolgt von Computerspielen mit durchschnittlich mehr als 2 Stunden pro Woche. Für den Besuch kultureller Veranstaltungen und Einrichtungen, wie Kino, Museum oder Theater, wenden Menschen in Deutschland knapp 2 Stunden wöchentlich auf.
Im Jahr 2022 verbrachten Personen in Deutschland mehr Zeit mit kulturellen Aktivitäten als 10 Jahre zuvor: Lag die Zeitverwendung dafür im Berichtszeitraum 2012/2013 noch bei knapp 22,5 Stunden, stieg diese 2022 auf rund 24 Stunden an. Dabei hat sich an der Reihenfolge der kulturellen Aktivitäten untereinander nur wenig verändert. Bereits 2012/2013 lag Fernsehen mit knapp 14,5 Stunden an der Spitze, gefolgt von Lesen mit knapp 4 Stunden. Im Zehnjahresvergleich hat sich die Nutzung von Computer- und anderen elektronischen Spielen an die dritte Stelle vorgeschoben, an der zuvor noch der Besuch kultureller Veranstaltungen und Einrichtungen stand. 2012/2013 wendeten die Menschen in Deutschland gut 1 Stunde wöchentlich für das Spielen am Computer auf, während 2022 bereits durchschnittlich etwas mehr als 2 Stunden an PC, Tablet oder Handy gespielt wurde.
Aktivitäten | 2012/2013 | 2022 |
---|---|---|
1: Unter anderem Besuch eines Kinos, Theaters, einer Kunstausstellung, eines Museums, einer Messe oder einer Bibliothek. 2: Visuelle, handwerkliche, darstellende und literarische Kunst sowie Musizieren. 3: Lesen von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern (auch digital) sowie sich vorlesen lassen oder Kindern vorlesen. Quelle: Zeitverwendungserhebung 2012/2013 und 2022 | ||
Besuch kultureller Veranstaltungen/Einrichtungen 1 | 01:31 | 01:52 |
Künstlerische Tätigkeiten 2 | 00:20 | 00:23 |
Lesen 3 | 03:45 | 03:07 |
Fernsehen, Streaming, Video-on-Demand | 14:26 | 14:56 |
Radio, Musik hören | 00:31 | 00:46 |
Computerspiele | 01:08 | 02:12 |
Gesellschaftsspiele | 00:40 | 00:47 |
Insgesamt | 22:25 | 24:06 |
Männliche Personen nehmen sich fast 3 Stunden mehr Zeit für kulturelle Aktivitäten als weibliche
Insbesondere männliche Personen verbringen mit fast 3,5 Stunden pro Woche viel Zeit mit dem Spielen am Computer oder an anderen digitalen Endgeräten. Bei Mädchen und Frauen liegt der Wert mit gut 1 Stunde deutlich niedriger. Auch beim Fernsehen und Streamen übersteigt der zeitliche Aufwand von männlichen Personen für entsprechende Angebote mit gut 15,5 Stunden denjenigen von weiblichen Personen mit etwas mehr als 14,5 Stunden pro Woche.
Insgesamt betrachtet wenden Jungen und Männer wöchentlich fast 3 Stunden mehr für Kultur und kulturrelevante Aktivitäten auf als Mädchen und Frauen (25,5 Stunden gegenüber 22,5 Stunden). Dies ist aber allein auf ihren höheren Konsum von Fernseh- und Streaming-Angeboten sowie Computerspielen zurückzuführen. Weibliche Personen lesen hingegen wöchentlich (knapp 3,5 Stunden) eine gute halbe Stunde länger als männliche Personen (rund 3 Stunden). Bei den sonstigen kulturellen Aktivitäten gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Die meiste Zeit für Kultur und kulturelle Aktivitäten wenden Personen über 65 Jahre auf
Der Besuch eines Kinos, Theaters oder das Spielen – analog oder digital – ebenso wie der Musikunterricht oder das Lesen eines Buches nimmt Zeit in Anspruch und Zeit wird je nach Lebensalter unterschiedlich genutzt.
Personen über 65 Jahre wenden durchschnittlich fast 31 Stunden wöchentlich für Kultur und kulturrelevante Aktivitäten auf. Fast 20,5 Stunden verbringen sie mit Fernsehen, gefolgt von etwas über 6 Stunden, in denen sie Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften lesen.
Jüngere Menschen zeigen ein anderes Nutzungsverhalten bei kulturellen Angeboten und Aktivitäten. So hat Lesen bei den 10- bis 11-Jährigen mit etwas über 3 Stunden pro Woche einen hohen Stellenwert. Verglichen mit allen anderen Altersgruppen verbringen sie aber am wenigsten Zeit mit Fernsehen und Streamen (etwas mehr als 8,5 Stunden).
Während die Fernseh- und Streamingzeit mit zunehmenden Alter ansteigt, verhält es sich beim Spielen von Gesellschaftsspielen anders: Die Jüngsten wenden mehr als 4,5 Stunden für das gemeinsame analoge Spielen wöchentlich auf, während der geringste Wert bei den 45- bis 64-Jährigen zu finden ist (rund eine halbe Stunde). Computerspielen ist bei den 10- bis 11-Jährigen (knapp 6,5 Stunden), aber vor allem bei den 12- bis 17-Jährigen (knapp 8,5 Stunden) weit verbreitet. Die meiste Zeit für Kino-, Theater- oder Museumsbesuche nehmen sich hingegen Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren (knapp 3 Stunden).
Aktivitäten | Insgesamt | Alter von ... bis ... Jahre | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
10 - 11 | 12 - 17 | 18 - 24 | 25 - 44 | 45 - 64 | 65 und älter | ||
*: ( ) = Aussagewert eingeschränkt, da der Zahlenwert aufgrund der geringen Fallzahl von Personen bzw. Tagebuchtagen (25 bis unter 100 Personen bzw. 50 bis unter 200 Tagebuchtage) statistisch relativ unsicher ist. 1: Unter anderem Besuch eines Kinos, Theaters, einer Kunstausstellung, eines Museums, einer Messe oder einer Bibliothek. 2: Visuelle, handwerkliche, darstellende und literarische Kunst sowie Musizieren. 3: Lesen von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern (auch digital) sowie sich vorlesen lassen oder Kindern vorlesen. Quelle: Zeitverwendungserhebung 2022 | |||||||
Besuch kultureller Veranstaltungen/Einrichtungen 1 | 01:52 | (01:53)* | 02:24 | 02:56 | 02:02 | 01:37 | 01:35 |
Künstlerische Tätigkeiten 2 | 00:23 | 00:58 | 00:50 | 00:30 | 00:16 | 00:17 | 00:27 |
Lesen 3 | 03:07 | 03:03 | 01:47 | 01:09 | 01:43 | 02:55 | 06:04 |
Fernsehen, Streaming, Video-on-Demand | 14:56 | 08:36 | 10:06 | 11:10 | 12:10 | 15:37 | 20:17 |
Radio, Musik hören | 00:46 | 01:29 | 01:28 | 01:04 | 00:36 | 00:39 | 00:49 |
Computerspiele | 02:12 | 06:23 | 08:27 | 05:30 | 02:31 | 00:53 | 00:42 |
Gesellschaftsspiele | 00:47 | 04:36 | 01:18 | 00:36 | 00:37 | 00:33 | 00:54 |
Insgesamt | 24:06 | 25:06 | 26:24 | 22:58 | 19:58 | 22:34 | 30:51 |
Erwerbstätige bringen die wenigste Zeit für Kultur und kulturrelevante Aktivitäten auf
Wechselt der Blick von einer rein altersspezifischen Betrachtung der Zeitverwendung für Kultur und bezieht die aktuelle Lebensphase von Personen mit ein, dann zeigt sich Folgendes: Personen im Ruhestand weisen zwar die höchsten Werte bei der Zeitverwendung für Kultur und kulturelle Aktivitäten auf (über 31 Stunden), allerdings folgen nur mit geringem Abstand Arbeitslose und sonstige Nichterwerbspersonen (fast 30 Stunden). Bei diesen beiden Personengruppen ist ein jeweils hoher Zeitaufwand für Fernsehen und Streamen erkennbar (knapp 20,5 Stunden beziehungsweise 18,5 Stunden). Sie weisen ebenfalls die höchsten Werte für Lesen auf (knapp 6 Stunden beziehungsweise 3 Stunden).
Schülerinnen und Schüler sowie Studierende wenden etwas weniger als 28 Stunden pro Woche für Kultur und kulturrelevante Aktivitäten auf. Verglichen mit Personen in anderen Lebensphasen bringen sie am meisten Zeit für den Besuch kultureller Veranstaltungen und Einrichtungen auf (über 2 Stunden). Des Weiteren fällt auf, dass Schülerinnen und Schüler sowie Studierende fast ebenso lange Fernsehen oder Streamen, wie sie Computer- und andere elektronische Spiele spielen (fast 10 Stunden beziehungsweise knapp 9,5 Stunden).
Im Gegensatz hierzu wenden Erwerbstätige die wenigste Zeit für Kultur und kulturrelevante Tätigkeiten auf (fast 20,5 Stunden). Sie verbringen 12,5 Stunden wöchentlich mit Fernsehen und Streamen, gefolgt von knapp 2,5 Stunden, die sie am Computer, Tablet oder Handy spielen.
Aktivitäten | Schülerinnen und Schüler, Studierende | Erwerbstätige | Personen im Ruhestand | Arbeitslose, sonstige Nichterwerbspersonen |
---|---|---|---|---|
*: Aussagewert eingeschränkt, da der Zahlenwert aufgrund der geringen Fallzahl von Personen bzw. Tagebuchtagen (25 bis unter 100 Personen bzw. 50 bis unter 200 Tagebuchtage) statistisch relativ unsicher ist. 1: Unter anderem Besuch eines Kinos, Theaters, einer Kunstausstellung, eines Museums, einer Messe, oder einer Bibliothek. 2: Visuelle, handwerkliche, darstellende und literarische Kunst sowie Musizieren. 3: Lesen von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern (auch digital) sowie sich vorlesen lassen oder Kindern vorlesen. Quelle: Zeitverwendungserhebung 2022 | ||||
Besuch kultureller Veranstaltungen/Einrichtungen 1 | 02:11 | 01:53 | 01:39 | 02:04 |
Künstlerische Tätigkeiten 2 | 00:50 | 00:15 | 00:27 | (00:27)* |
Lesen 3 | 02:07 | 01:58 | 05:58 | 03:10 |
Fernsehen, Streaming, Video-on-Demand | 09:49 | 12:30 | 20:19 | 18:24 |
Radio, Musik hören | 01:26 | 00:38 | 00:49 | 00:50 |
Computerspiele | 09:25 | 02:24 | 01:36 | 03:42 |
Gesellschaftsspiele | 01:56 | 00:34 | 00:52 | 00:38 |
Insgesamt | 27:48 | 20:15 | 31:44 | 29:17 |
Weitere Ergebnisse der Zeitverwendung für Kultur und kulturelle Aktivitäten, beispielsweise nach dem Bildungsstand oder dem Haushaltsnettoeinkommen, sowie für den Konsum von Kultur als Nebentätigkeit, finden Sie im Online-Fachbericht "Zeitverwendung für Kultur und kulturelle Aktivitäten".
Zusammenfassung
- Personen ab 10 Jahren wenden pro Woche 24 Stunden für Kultur und kulturelle Aktivitäten auf, wobei der größte Anteil mit 62 % auf das Fernsehen und Streamen entfällt (rund 15 Stunden wöchentlich). Lesen folgt an zweiter Stelle mit etwas über 3 Stunden pro Woche (13 %).
- Die für Kultur und kulturrelevante Aktivitäten aufgewendete Zeit unterscheidet sich nach dem Geschlecht der Personen. Männliche Personen wenden fast 3 Stunden mehr Zeit für Kultur auf als weibliche Personen, wobei der Unterschied insbesondere auf den höheren Anteil für Computerspiele sowie für Fernsehen und Streamen zurückzuführen ist.
- Die meiste Zeit für Kultur und kulturrelevante Aktivitäten wenden Personen im Ruhestand sowie aktuell nicht erwerbstätige Personen auf, und zwar insbesondere für Fernsehen, Streamen und Lesen. Erwerbstätige Personen bringen mit rund 20,5 Stunden die wenigste Zeit für kulturrelevante Aktivitäten auf.
Zeitempfinden und Zeitwünsche sagen etwas über die eigene Lebensqualität aus. So kann der Wunsch bestehen, mehr Zeit für bestimmte Aktivitäten oder Personen zu haben. Also, mehr Zeit für das, was einem wichtig ist. Aber man kann sich selbst auch mehr Zeit von anderen wünschen, zum Beispiel von der Familie oder von Freundinnen, Freunden und Bekannten.
Bei den folgenden Ergebnissen ist zu beachten, dass die Zeitverwendungserhebung im gesamten Jahr 2022 stattfand. Zu Jahresbeginn bestanden noch gewisse Corona-Beschränkungen und die Kontaktbeschränkungen und harten Lockdowns der Vorjahre könnten sich in unterschiedlicher Weise auf die Zeitwünsche an Familie und Freundeskreis ausgewirkt haben.
Jede dritte Person wünscht sich mehr Zeit von der Familie, besonders häufig 30- bis 44-Jährige
Fast jede dritte Person ab 10 Jahren (31 %) stimmt der Aussage zu "Ich wünsche mir, dass meine Familie mehr Zeit für mich hat". Im Altersgruppenvergleich ist dieser Wunsch bei den 30- bis 44‑Jährigen am stärksten ausgeprägt (38 %). Am wenigsten stark ausgeprägt ist dieser Wunsch bei den Personen ab 65 Jahren (23 %). Auch bei den 18- bis 29‑Jährigen liegt der Wunsch nach mehr Zeit von der Familie mit 28 % leicht unter dem Durchschnitt. Entweder widmet die Familie dieser Altersgruppe häufig bereits genügend Zeit oder dieser Altersgruppe ist der Wunsch nach mehr Zeit von der Familie weniger wichtig, so dass sie sich folglich seltener mehr Zeit von der Familie wünscht.
Frauen wünschen sich häufiger als Männer, dass die Familie mehr Zeit für sie hat
Der Wunsch, dass die Familie mehr Zeit für einen hat, ist zwischen den Geschlechtern unterschiedlich stark ausgeprägt. Rund jede dritte weibliche Person (35 %) ab 10 Jahren wünscht sich mehr Zeit von der Familie. Bei Männern und Jungen trifft dies nur auf rund jeden Vierten zu (27 %). Im Vergleich der Altersgruppen zeigt sich bei den weiblichen und männlichen Personen ein ähnliches Bild. Frauen und Männer in der Altersgruppe von 30 bis 44 Jahren wünschen sich am häufigsten mehr Zeit von der Familie (42 % bzw. 33 %). Am seltensten äußern Frauen und Männer ab 65 Jahren den Wunsch nach mehr Zeit von der Familie (27 % bzw. 18 %).
Vier von zehn Müttern und Vätern wünschen sich mehr Zeit von der Familie
Der Wunsch nach mehr Zeit von der Familie wird auch beeinflusst vom Haushaltskontext, in dem Personen leben. Dabei ist der Wunsch bei Müttern und Vätern am stärksten ausgeprägt. 43 % der Mütter und Väter in Paarhaushalten und 40 % der Mütter und Väter in Alleinerziehendenhaushalten wünschen sich, dass die Familie mehr Zeit für sie hat. Kinder in diesen Haushaltstypen äußern den Wunsch seltener. 30 % der Kinder in Paarhaushalten und 28 % der Kinder in Alleinerziehendenhaushalten wünschen sich mehr Zeit von der Familie. Am seltensten äußern Alleinlebende und Personen in Paarhaushalten ohne Kind diesen Wunsch (jeweils 26 %).
Jede dritte Person wünscht sich mehr Zeit vom Freundeskreis, besonders häufig 18- bis 44-Jährige
Neben dem Wunsch nach mehr Zeit von der Familie besteht für viele Menschen auch der Wunsch, dass der Freundeskreis mehr Zeit für sie hat. Mehr als jede dritte Person ab 10 Jahren (37 %) stimmt der Aussage zu "Ich wünsche mir, dass Freunde, Freundinnen und Bekannte mehr Zeit für mich haben". Der Wunsch ist zwischen den Geschlechtern ähnlich stark ausgeprägt (weiblich: 38 %, männlich: 36 %). Im Altersgruppenvergleich zeigen sich hingegen Unterschiede. Besonders häufig wird dieser Wunsch von Menschen im Alter von 18 bis 44 Jahren geäußert. Rund jede zweite Person dieses Alters wünscht sich mehr Zeit vom Freundeskreis, insbesondere junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren. Die über 65‑Jährigen äußern mit 19 % am seltensten den Wunsch nach mehr Zeit von Freundinnen, Freunden und Bekannten. Vergleicht man die Ergebnisse zu Zeitwünschen vom Freundeskreis mit denen zu Zeitwünschen von der Familie, zeigt sich über alle Altersgruppen bis 64 Jahren hinweg ein ähnliches Bild: Der Wunsch, dass der Freundeskreis mehr Zeit für sie haben sollte, wird häufiger geäußert als der Wunsch, dass die Familie mehr Zeit haben sollte. Besonders groß ist der Unterschied bei den 18- bis 29‑Jährigen (28 % Familie, 50 % Freundeskreis). Hier wirken eventuell die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie besonders nach.
Jede zweite alleinerziehende Person wünscht sich mehr Zeit von Freundinnen, Freunden und Bekannten
Der Wunsch, dass der Freundeskreis mehr Zeit für einen hat, wird wie der Wunsch, dass die Familie mehr Zeit hat, davon beeinflusst, in welchem Haushaltskontext jemand lebt. Jede zweite alleinerziehende Person (53 %) wünscht sich mehr Zeit von Freundinnen, Freunden und Bekannten. Auch Kinder in diesen Haushalten wünschen sich vergleichsweise sehr häufig mehr Zeit vom Freundeskreis (48 %). Elternteile sowie Kinder in Paarhaushalten äußern diesen Wunsch seltener (jeweils 43 %). Mit 28 % äußern Personen in Paarhaushalten ohne Kind am seltensten den Wunsch nach mehr Zeit von Freunden, Freundinnen und Bekannten.
Alleinlebende liegen mit einer Zustimmungsrate von 39 % leicht über dem Durchschnittswert (37 %). Im Altersgruppenvergleich zeigt sich aber, dass die 30- bis 44‑jährigen Alleinlebenden mit 58 % am weitaus häufigsten den Wunsch nach mehr Zeit von Freundinnen, Freunden und Bekannten haben, dicht gefolgt von den unter 30‑jährigen Alleinlebenden (55 %). Bei den über 65‑jährigen Alleinlebenden stimmt nur noch jede fünfte Person (22 %) der Aussage zu. Entweder verbringen diese bereits ausreichend Zeit mit Freundinnen, Freunden und Bekannten, oder der Wunsch ist ihnen nicht mehr so wichtig, dass sie ihn äußern müssten.
Dauer der täglichen Internetnutzung und der Wunsch nach mehr Zeit von Freunden hängen zusammen
Je mehr Zeit Personen ab 10 Jahren täglich mit der privaten Internetnutzung verbringen, desto höher ist der Anteil derjenigen, die sich mehr Zeit von Freundinnen, Freunden und Bekannten wünschen. 27 % der Personen, die täglich weniger als 1 Stunde das Internet nutzen, wünschen sich mehr Zeit vom Freundeskreis. Von denjenigen, die in ihrer Freizeit täglich mehr als 6 Stunden das Internet nutzen, wünschen sich hingegen 45 % mehr Zeit von Freundinnen, Freunden und Bekannten. Dieser Zusammenhang zeigt sich bei dem Wunsch nach mehr Zeit von der Familie nicht.
Zusammenfassung
- Jede dritte Person ab 10 Jahren wünscht sich, dass die Familie mehr Zeit für sie hat. Ebenso wünscht sich mehr als jede dritte Person, dass Freundinnen, Freunde und Bekannte mehr Zeit für sie haben.
- Der Wunsch nach mehr Zeit von der Familie ist besonders häufig bei den 30- bis 44‑Jährigen, bei Frauen und Mädchen sowie bei Müttern und Vätern.
- Der Wunsch nach mehr Zeit vom Freundeskreis ist besonders häufig bei jungen Erwachsenen, Alleinlebenden unter 45 Jahren sowie alleinerziehenden Elternteilen und deren Kindern. Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen diesem Wunsch und der Dauer der täglichen Internetnutzung.
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