Qualität der Arbeit Ausfalltage durch Streiks und Aussperrungen

Der Indikator gibt die jährliche Zahl der verlorenen Arbeitstage durch Streiks oder Aussperrungen bezogen auf 1 000 Arbeitnehmer an.

Betrachtet man Streiks und Aussperrungen, so muss man immer auch die nationalen Ausgestaltungen der Arbeitsbeziehungen berücksichtigen. In Deutschland wird meist nach gescheiterten Verhandlungen für neue Tarifverträge gestreikt. Da in der deutschen Wirtschaft Flächentarifverträge dominieren, die für alle Unternehmen einer Branche und Region bindend sind und auch für nicht gewerkschaftlich organisierte Angestellte gelten, sind Streiks eher selten. Oft werden Tarifverträge einer Region später von anderen Regionen (Pilottarifvertrag) übernommen. Dies zeigt, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen in Deutschland eher konsensorientiert sind.

Das Streikrecht ist ein grundlegendes Recht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um ihren Anliegen Nachdruck zu verleihen. Häufige Streiks können jedoch auch Ausdruck schlechter Arbeitsbedingungen sein.

Die hier verwendeten Ergebnisse beziehen sich auf von Arbeitgebern bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Streiks und Aussperrungen.

Streiktage in 2023 nehmen zu

In Deutschland fielen 2023 je 1 000 Beschäftigte durchschnittlich 14 Arbeitstage durch Streiks aus. Damit gab es 2023 mehr Streiktage als noch im Vorjahr, in dem es zu 6,4 Ausfalltagen je 1 000 Beschäftigte durch Streiks kam. Während es in 2015 mit 28,2 Ausfalltagen die meisten Streiktage gab, fiel im Jahr 2000 weniger als ein Tag (0,3) je 1 000 Beschäftigte aufgrund von Streiks aus.

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Anzahl der Streiktage abhängig von der Branche

Die Zahl der Streiktage ist abhängig von der Zahl und Größe der streikenden Branchen. Die Auswirkungen der Streiks, vor allem die Wirkung auf die Bevölkerung sind sehr unterschiedlich. Mit 38,8 Ausfalltagen im Jahr 2023 wurde für den Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe der höchste Wert gemeldet. Daran waren 157 947 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 3 520 Betrieben beteiligt.

Im Wirtschaftsbereich „Öffentliche und sonstige private Dienstleister“ ist für 2023 mit 12,5 Ausfalltagen je 1 000 Arbeitnehmer der zweithöchste Wert zu erkennen. Knapp drei Viertel der betroffenen Betriebe (insgesamt 1 213) waren der öffentlichen Verwaltung (785 Betriebe) zuzuordnen. Beteiligt war dabei mit 4 % jedoch nur ein Bruchteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (89 961 von 2 110 902) aus der öffentlichen Verwaltung.

Durchschnittliche Ausfalltage aufgrund von Streiks und Aussperrungen im Jahr 2023 je 1 000 Arbeitnehmer
WirtschaftsbereicheAnzahl der Ausfalltage
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Ergebnis der Erwerbstätigenrechnung des Bundes.
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei0,1
Verarbeitendes Gewerbe2,8
Produzierendes Gewerbe2,0
Baugewerbe0,3
Handel, Verkehr und Gastgewerbe38,8
Information und Kommunikation1,5
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen6,9
Unternehmensdienstleister1,2
Öffentliche und sonstige private Dienstleister12,5
Insgesamt14,0

In den meisten Branchen wird selten und kurz gestreikt

In den meisten Wirtschaftszweigen traten Streiks nur temporär auf, während in vielen Jahren gar keine Arbeitsausfälle zu verzeichnen waren. Häufig sind sie für die Öffentlichkeit kaum zu spüren. Aufmerksamkeit erregen regelmäßig bei wiederkehrenden Tarifverhandlungen die Streiks im Produzierenden Gewerbe, im Verkehrsbereich oder im öffentlichen Dienst.

Informationen zum Indikator

Beschreibung/Definition
Durchschnittliche Zahl der Tage, die wegen Streiks und Aussperrungen nicht gearbeitet wurde.

Quelle
Streiks und Aussperrungen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Arbeitnehmer: Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR)

Hinweise zur Interpretation
Die von der BA ausgewiesenen Zahlen unter anderem zu den ausgefallenen Arbeitstagen sind untererfasst. Nähere Informationen finden Sie in der Publikation "Arbeitsmarkt in Zahlen, Streikstatistik, Nürnberg, 2018" unter methodische Hinweise. Bundesagentur für Arbeit, Statistik.