Qualität der Arbeit Überlange Arbeitszeiten

Wie hoch ist der Anteil der Erwerbstätigen mit überlangen Arbeitszeiten? In die Berechnung fließen alle Berufstätigen in Vollzeit ein, die in der Regel mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Die Angaben beruhen auf der Selbsteinschätzung der Befragten. Die Definition von "überlanger" Arbeitszeit richtet sich nach den internationalen Konventionen.

Hinter dem Durchschnittswert für die wöchentliche Arbeitszeit (siehe Indikator "Wöchentliche Arbeitszeit") stehen Erwerbstätige mit einer großen Bandbreite von Arbeitszeiten, die auch weit über und unter dem Durchschnitt liegen können. Beides kann für die entsprechenden Erwerbstätigen problematisch sein: Zu lange Arbeitszeiten können physisch oder psychisch belastend sein, und lassen weniger Zeit für das Privatleben. Jobs mit (zu) kurzen Arbeitszeiten führen meist zu Gehaltseinbußen und werden zum Teil ausgeübt, weil gerade keine Tätigkeit mit höherer Stundenzahl zu finden ist (siehe Indikator "Unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte").

8,3 % aller Vollzeiterwerbstätigen arbeiten mehr als 48 Stunden pro Woche

2022 gaben 8,3 % der Vollzeiterwerbstätigen an, gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Solche langen Arbeitszeiten betreffen vor allem Männer: 10,0 % der Männer, aber nur 5,2 % der Frauen.

Vollzeiterwerbstätige, die normalerweise mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten
im Jahr 2022 in %
Merkmal %
Quelle: Ergebnis der Arbeitskräfteerhebung.
Insgesamt8,3
Männer10,0
Frauen5,2

Steigendes Alter, längere Arbeitszeiten

Grundsätzlich gilt: Je älter, desto länger die Arbeitszeiten. Nur 1,6 % der Vollzeiterwerbstätigen im Alter von 15 bis 24 Jahren arbeiteten 2022 mehr als 48 Stunden wöchentlich. Dieser Anteil steigt mit zunehmendem Alter, sodass von den Vollzeittätigen zwischen 55 und 64 Jahren 10,8 % mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiteten.

Überlanges Arbeiten bei Führungskräften fast normal

Einer der Gründe für die deutlichen Altersunterschiede ist der hohe Anteil überlanger Arbeitszeiten bei Führungskräften, die eher in den höheren Altersgruppen zu finden sind. 27,8 % der Vollzeiterwerbstätigen in Leitungs- und Führungspositionen arbeiteten 2022 gewöhnlich mehr als 48 Stunden – bei den Erwerbstätigen ohne Führungsaufgaben lag dieser Anteil mit 7,2 % deutlich niedriger. Landwirtschaftliche Fachkräfte (28,4 %) und Erwerbstätige in akademischen Berufen (11,8 %) arbeiteten ebenfalls häufig länger. Am seltensten traten lange Arbeitszeiten bei Bürokräften und kaufmännischen Angestellten (2,6 %), vollzeittätigen Hilfsarbeitskräften (3,1 %), sowie bei Handwerkern (4,2 %) auf.

Selbstständige arbeiten am häufigsten mehr als 48 Stunden

Sucht man die Gruppe, die am häufigsten über 48 Wochenstunden arbeitet, so wird man bei den Selbstständigen fündig: 38,6 % aller Selbstständigen arbeiten besonders lang. Selbstständige mit Beschäftigten (48,2 %) sogar wesentlich öfter als Solo-Selbstständige (26,0 %). Im Vergleich dazu arbeiten nur 5,1 % aller vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so viele Stunden. Während der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit über 48 Arbeitsstunden pro Woche in der Corona-Krise gleichgeblieben ist, hat sich der Anteil bei den Selbstständigen gegenüber 2019 verringert. Hierbei dürften weiterhin beispielsweise Geschäftsrückgänge wegen Einschränkungen oder unterbrochener Lieferketten und eine langsame Erholung der Situation eine Rolle gespielt haben. Es muss allerdings auch berücksichtigt werden, dass infolge der Neugestaltung der Arbeitskräfteerhebung die Ergebnisse jedoch nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar sind.

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Informationen zum Indikator

Beschreibung/Definition
Vollzeiterwerbstätige (ab 15 Jahre), die normalerweise 49 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten an allen Vollzeiterwerbstätigen (ab 15 Jahre).

Quelle
Arbeitskräfteerhebung

Hinweise zur Interpretation
Es wird empfohlen Selbstständige und Arbeitnehmer, beziehungsweise Führungskräfte differenziert zu betrachten, da Selbstständige und Führungskräfte wesentlich häufiger lange Arbeitszeiten haben, als (sonstige) Arbeitnehmer.

Der Mikrozensus mit der integrierten Arbeitskräfteerhebung wurde in 2020 neugestaltet. Neben dem Fragenprogramm wurden die Konzeption der Stichprobe sowie mit der Einführung eines Online-Fragebogens auch die Form der Datengewinnung verändert. Die Ergebnisse ab Erhebungsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.

Weitere methodische Veränderungen mit Auswirkungen auf die Ergebnisse wurden darüber hinaus in den Jahren 2005, 2011 und 2021 durchgeführt. Die Ergebnisse in diesen Jahren sind daher nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.

Die Hochrechnung berücksichtigt die Bevölkerungseckwerte aus der Fortschreibung des mit Stichtag 9. Mai 2011 durchgeführten Zensus und revidiert die Ergebnisse ab dem Jahr 2010. Ab dem Berichtsjahr 2016 basiert die Stichprobe des Mikrozensus auf den Daten des Zensus 2011. Durch diese Umstellung ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse des Mikrozensus 2016 mit den Vorjahren eingeschränkt.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Bereich Methoden: Qualitätsberichte und Erläuterungen.

Weitere Informationen
Überlange Arbeitszeiten in Europa
Neuregelung des Mikrozensus ab 2020