Hauptstadtkommunikation Fernerkundungsdaten

Mittels Satelliten- und anderen Fernerkundungsdaten, wie beispiels­weise Luftbildern, lassen sich objektive Informationen der Erdober­fläche und -atmosphäre berührungsfrei ermitteln. Durch ihre schnelle und überregionale Verfügbarkeit – auch über ad­mi­nist­ra­tive Grenzen hinaus, die georeferenzierte Darstellung und die zahlreichen Einsatz­möglichkeiten wird die Nutzung von Fernerkundungs­daten als sehr vielversprechend für die Weiterentwicklung der amtlichen Statistik angesehen. So können sie zum Beispiel die Genauigkeit und Aktualität amtlicher Daten, im Sinne einer schnelleren Daten­produktion und einer kleinräumigen Ergebnisdarstellung, verbessern oder zur Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle amtlicher Daten beitragen.

Aus diesen Gründen werden Fernerkundungsdaten beim Statistischen Bundesamt bereits in verschiedenen Machbarkeits­studien und Projekten für unterschiedliche Anwendungszwecke geprüft, insbesondere hinsichtlich Ertragsschätzungen in der Landwirtschaft, Gebäudeerkennung sowie Konjunkturschätzungen:

Das Projekt "Satellitengestützte Ertragsschätzung in der Erntestatistik" (SatAgrarStat_Plus) ist ein bis Mitte 2023 angelegtes Verbundprojekt zwischen dem Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern von Bayern, Berlin-Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nord, Nordrhein-Westfalen sowie dem Projektpartner Julius-Kühn Institut (JKI). Auf Basis von Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus werden Möglichkeiten und Vorteile fernerkundungsbasierter Ertrags­schätzungen am konkreten Anwendungsfall der amtlichen Erntestatistik untersucht. Im Projekt werden auf Basis von Satellitendaten Erträge auf Schlag- wie auch auf Landkreisebene in ausgewählten Bundesländern für die Kulturarten Winterweizen, Wintergerste, Winterraps und Sommergerste geschätzt und validiert. Ziel des Vorhabens ist es, Voraussetzungen zu schaffen, die satellitengestützte Ernteertragsabschätzung im Prozess der Statistikproduktion zu verankern, um in Zukunft bei den Ernteertragsabschätzungen sowohl eine größere regionale Tiefe als auch eine verbesserte Qualität zu erreichen. Im WISTA-Artikel zum SatAgrarStat Projekt finden Sie weitere Informationen.

Bei der Konzeption des Registerzensus wird im Rahmen der Machbarkeitsstudie "Satelliten- und andere Fernerkundungsdaten für das Gebäude- und Wohnungsregister" (Sat4GWR) vom Statistischen Bundesamt untersucht, inwieweit Fernerkundungs­daten zur Qualitätssicherung der Daten aus dem noch aufzubauenden Gebäude- und Wohnungsregister für den Registerzensus unterstützend eingesetzt werden können. In dem vom BMI finanzierten IF-Bund-Innovationsprojekt "Sat4GWR_IF-Bund – Fern­er­kundung & Künstliche Intelligenz für den Registerzensus" werden Algorithmen auf Basis neuronaler Netze entwickelt, mit denen Gebäude auf Luftbildern und Satellitendaten erkannt und Gebäudemerkmale, wie beispielsweise die Gebäudenutzung, abgeleitet werden können. Hierfür arbeitet das Statistische Bundesamt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) zusammen. Das Projekt ist im Oktober 2021 gestartet und läuft bis voraussichtlich Dezember 2024. Anschließend sollen die Ergebnisse bis 2028 in den Registerzensus überführt werden. Im EXSTAT-Werkstattbericht zu Fernerkundung und künstlicher Intelligenz für den Registerzensus finden Sie weitere Informationen.

In der Machbarkeitsstudie "Satellitengestützte Konjunktur­schnell­schätzung" wird aufbauend auf dem Projekt "Smart Business Cycle Statistics" ein auf Satellitendaten basierender Wirtschaftsindikator der European Space Agency (ESA) auf die Eignung als Echtzeit-Indikator der deutschen Wirtschaft untersucht. Die Idee hinter der Nutzung von Satellitendaten für Konjunkturstatistiken ist, dass wirtschaftliche Aktivitäten optische Spuren auf der Erdoberfläche hinterlassen, die von Satelliten erfasst werden und darauf basierend quantifiziert werden können. Unter der Nutzung von Radar-Satellitendaten beobachtet der untersuchte Indikator der ESA Fertigungsparkplätze an Automobil­produktions­stätten an 15 Standorten in Deutschland. Die Entwicklung dieses ESA-Indikators könnte Rückschlüsse auf die Produktion im Fahrzeugbau ermöglichen und somit die amtliche Konjunkturschnellschätzung unterstützen. Weitere Informationen finden Sie in den EXSTAT-Werkstattberichten zur satellitengestützten Konjunktur­schnell­schätzung sowie zu Smart Business Cycle Statistics.