Pressemitteilung Nr. 275 vom 17. Juli 2024
- Gut die Hälfte aller überschuldeten Personen im Jahr 2023 lebte alleine und war durchschnittlich mit knapp 30 000 Euro verschuldet
- Alleinlebende Männer waren häufiger und höher verschuldet als alleinlebende Frauen
- Bei alleinlebenden Männern überstiegen die Schulden das monatliche Nettoeinkommen im Schnitt um das 28-Fache, bei Frauen um das 24-Fache
WIESBADEN – Jede zweite Person (51 %), die im Jahr 2023 die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch nahm, lebte in einem Singlehaushalt. Durchschnittlich waren diese Personen mit 29 611 Euro verschuldet, während die durchschnittliche Verschuldung aller beratenen Personen 31 565 Euro betrug. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren alleinlebende Männer häufiger und höher verschuldet als alleinlebende Frauen: 63 % der überschuldeten Alleinlebenden waren Männer mit einer durchschnittlichen Schuldenlast von 31 613 Euro und 37 % waren Frauen mit durchschnittlichen Schulden von 26 180 Euro. Auch bei der Überschuldungsintensität (Verhältnis zwischen monatlichem Nettoeinkommen und Schuldenhöhe) zeigten sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: So bräuchten alleinlebende Männer bei Verwendung ihres gesamten monatlichen Nettoeinkommens durchschnittlich 28 Monate zur Schuldentilgung. Frauen wären bereits nach 24 Monaten schuldenfrei. Im Durchschnitt aller beratenen Personen lag der Wert bei 25 Monaten.
Hauptauslöser der Überschuldung bei Singlehaushalten häufig Erkrankung, Sucht oder Unfall
Ein besonders häufiger Auslöser für Überschuldung bei Singlehaushalten war im Jahr 2023 eine Erkrankung, eine Sucht oder ein Unfall. Mit knapp einem Viertel (24 %) lag der Anteil hier bei Alleinlebenden deutlich über dem Durchschnitt aller beratenen Personen von weniger als einem Fünftel (18 %). Der Verlust des Arbeitsplatzes war dagegen mit 19 % bei Alleinlebenden ähnlich häufig die Hauptursache für die Verschuldung wie im Durchschnitt aller Personen, die eine Beratungsstelle aufsuchten (18 %).
Bei der Betrachtung der Ursachen nach Geschlecht zeigte sich, dass bei alleinlebenden Frauen die Trennung, Scheidung oder der Tod des Partners oder der Partnerin mit 14 % eine größere Rolle spielten als bei alleinlebenden Männern mit 10 %. Im Gegensatz dazu lag bei alleinlebenden Männern der Verlust des Arbeitsplatzes mit 21 % als Hauptursache für die Überschuldung höher als bei alleinlebenden Frauen mit 16 %.
Schulden bei sonstigen öffentlichen Gläubigern am häufigsten
Im Jahr 2023 hatten sechs von zehn beratenen Personen (57 %) Schulden bei sonstigen öffentlichen Gläubigern. Hierzu zählen beispielsweise gesetzliche Renten- und Krankenversicherungsträger sowie die Bundesagentur für Arbeit und deren Jobcenter. An zweiter Stelle standen Telekommunikationsunternehmen, bei denen die Hälfte aller beratenen Personen (49 %) Schulden hatte, gefolgt von Gewerbetreibenden, bei denen vier von zehn beratenen Personen (39 %) verschuldet waren. Diese Gläubigergruppe umfasst alle privaten Anschaffungen (außer Versandhandel) und Dienstleistungen von Handwerksbetrieben. Beim Versandhandel (einschließlich Onlinehandel) waren 30 % der beratenen Personen verschuldet. Bei Singlehaushalten zeigte sich ein ähnliches Bild. Auffällig ist jedoch, dass alleinlebende Männer mit 61 % öfter Schulden bei sonstigen öffentlichen Gläubigern hatten als alleinlebende Frauen mit 54 %.
Methodische Hinweise:
Die Ergebnisse der Überschuldungsstatistik 2023 beruhen auf Angaben von 671 der insgesamt etwa 1 350 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Deutschland zu rund 175 000 beratenen Personen. Die Teilnahme an dieser Statistik ist sowohl für die Beratungsstellen als auch für die Ratsuchenden freiwillig. Die gemeldeten Daten werden anschließend auf die Grundgesamtheit aller durch Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen beratenen Personen in den Bundesländern hochgerechnet.
Weitere Informationen:
Detaillierte Daten und Zeitreihen sind über die Tabellen 63511 in der Datenbank GENESIS-Online abrufbar.