Pressemitteilung Nr. 080 vom 2. März 2023
- Deutschland liegt damit über dem EU-Durchschnitt (10,6 %)
- Weitere 5,7 % sind Nachkommen von Personen, bei denen beide Elternteile nach Deutschland eingewandert sind
- Statistisches Bundesamt bietet ergänzend zum Migrationshintergrund neues Veröffentlichungsangebot aus dem Mikrozensus zu Eingewanderten und ihren Nachkommen an
WIESBADEN – Nach Ergebnissen des Mikrozensus lebten 2021 in Deutschland 14,2 Millionen Menschen, die seit 1950 selbst eingewandert sind. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich der erstmaligen Veröffentlichung von Ergebnissen zum Konzept der Eingewanderten (erste Generation) und ihren direkten Nachkommen (zweite Generation) mitteilt, betrug der Anteil der Eingewanderten an der Bevölkerung somit 17,3 %. Weitere 4,7 Millionen Personen (5,7 %) waren direkte Nachkommen von Eingewanderten. Diese Personen wurden selbst in Deutschland geboren, es sind aber beide Elternteile seit 1950 nach Deutschland eingewandert.
Das Konzept der Eingewanderten und ihrer direkten Nachkommen wurde von der Fachkommission der Bundesregierung zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit im Jahr 2021 empfohlen. Eine Einwanderungsgeschichte haben nach dieser Definition Personen, die entweder selbst oder deren beide Elternteile seit dem Jahr 1950 auf das heutige Staatsgebiet Deutschlands eingewandert sind. Insgesamt hatten damit im Jahr 2021 in Deutschland knapp 19,0 Millionen Personen eine Einwanderungsgeschichte. Ihr Anteil an der Bevölkerung betrug 23,0 %.
Daneben war bei weiteren 3,7 Millionen Personen (4,5 %), die in Deutschland geboren wurden, nur eines der Elternteile seit 1950 nach Deutschland eingewandert. Diese Personen werden nach der Empfehlung der Fachkommission aber nicht zur Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte gezählt. 59,7 Millionen Personen (72,5 %) waren weder selbst eingewandert noch war eines der Elternteile seit 1950 nach Deutschland eingewandert.
Deutschland bei Eingewanderten über dem EU-Durchschnitt
Einer der Vorteile des neuen Konzepts ist die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse für die Gruppe der Eingewanderten: Im EU-Vergleich lag Deutschland nach Ergebnissen der Europäischen Statistikbehörde Eurostat mit einem Anteil der Eingewanderten an der Bevölkerung von 17,3 % über dem Durchschnitt aller 27 Mitgliedstaaten (10,6 %). Die höchsten Anteile hatten Malta mit 22,3 %, Zypern (22,1 %) und Schweden (21,9 %). Die Länder mit den geringsten Anteilen Eingewanderter waren Bulgarien, Rumänien und Polen (jeweils unter 1 %). Da es sich um Ergebnisse für das Jahr 2021 handelt, sind Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine hier noch nicht abgebildet.
Neues Konzept der Personen mit Einwanderungsgeschichte als Empfehlung der Fachkommission Integrationsfähigkeit
Die Fachkommission der Bundesregierung zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit hatte in ihrem im Jahr 2021 vorgelegten Abschlussbericht empfohlen, künftig das Konzept der Eingewanderten und ihrer direkten Nachkommen zu verwenden. Die Empfehlung wird damit begründet, dass das neue Konzept im Vergleich zu dem des Migrationshintergrunds analytisch klarer ist. Es setzt nur auf dem Kriterium der Wanderungserfahrung auf und vermischt diese nicht mit der Staatsangehörigkeit. Zudem ist das neue Konzept weniger komplex und international besser vergleichbar. Daneben soll die neue Begrifflichkeit aus Sicht der Fachkommission dazu beitragen, eine Stigmatisierung der Personengruppen zu vermeiden.
Das bisherige Konzept des Migrationshintergrunds wird vom Statistischen Bundesamt vorerst parallel weiter veröffentlicht, um die Unterschiede zum Konzept der Eingewanderten transparent zu machen und um die Kontinuität der Zeitreihen zu gewährleisten.
Methodische Hinweise:
Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet.
Der Mikrozensus ist die einzige derzeit verfügbare amtliche Datenquelle zur Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte. Eine Person hat eine Einwanderungsgeschichte, wenn sie selbst oder ihre Elternteile beide seit dem Jahr 1950 nach Deutschland eingewandert sind. Weitere Definitionen zu den hier verwendeten Begriffen bietet ein Glossar im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.
Die Ergebnisse beziehen sich auf die Bevölkerung in privaten Hauptwohnsitzhaushalten (2021: 82,3 Millionen Personen) und nicht auf die Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften, da für Personen in Gemeinschaftsunterkünften die zur Auswertung erforderlichen Merkmale gemäß Mikrozensusgesetz (MZG) 2016 nicht erhoben werden.
Hinweise zur Mikrozensus-Erhebung ab Berichtsjahr 2020:
Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Damit zwischen dem Ende des Erhebungsjahres und der Ergebnisbereitstellung möglichst wenig Zeit vergeht, werden ab dem Jahr 2020 zunächst Erstergebnisse und mit einigem zeitlichen Abstand Endergebnisse veröffentlicht. Bei den in dieser Pressemitteilung veröffentlichten Zahlen handelt es sich um Endergebnisse des Berichtsjahres 2021.
Ausführliche Informationen zu den Änderungen sowie den Auswirkungen der Neugestaltung und der Corona-Krise auf den Mikrozensus sind auf einer eigens eingerichteten Sonderseite verfügbar.
Weitere Informationsangebote
Weiterführende Informationen zur Umsetzung des Konzepts der Eingewanderten und ihren direkten Nachkommen sind in einem Hintergrundpapier zusammengestellt. Weitere Ergebnisse zum neuen Konzept finden sich im Statistischen Bericht „Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte“ sowie auf unserer Themenseite „Migration und Integration“. Ergebnisse nach dem Konzept des Migrationshintergrunds sind in der Fachserie „Bevölkerung mit Migrationshintergrund“ sowie in der Datenbank Genesis-Online (Tabellen 12211-0200 bis 12211-0206) verfügbar.