Pressemitteilung Nr. 397 vom 20. September 2022
Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz), August 2022
+45,8 % zum Vorjahresmonat
+7,9 % zum Vormonat
WIESBADEN – Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im August 2022 um 45,8 % höher als im August 2021. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war dies der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Juli 2022 hatte die Veränderungsrate bei +37,2 % und im Juni bei +32,7 % gelegen. Im Vormonatsvergleich stiegen die Erzeugerpreise im August 2022 um 7,9 %. Das ist ebenfalls der höchste Anstieg gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Erhebung.
Hauptverantwortlich für den Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise im Vorjahresvergleich ist weiterhin die Preisentwicklung bei Energie, bedingt durch den hohen Wägungsanteil des Energiepreisindex am Gesamtindex, kombiniert mit außergewöhnlich hohen Preisveränderungen. Zudem stiegen, teilweise infolge der Preissteigerungen für Energie, auch die Preise für Vorleistungsgüter (+17,5 %), Investitionsgüter (+7,8 %) sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgüter (10,9 % und 16,9 %) deutlich an.
Energiepreise mehr als verdoppelt
Die Energiepreise waren im August 2022 im Durchschnitt 139,0 % höher als im Vorjahresmonat. Allein gegenüber Juli 2022 stiegen diese Preise um 20,4 %. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten die Preissteigerungen für elektrischen Strom mit einem Plus von 174,9 %.
Strom kostete für Weiterverteiler 278,3 % mehr als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 195,6 %. Für gewerbliche Anlagen, die häufig tarifgebundene Verträge abschließen, waren die Preise 12,9 % höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom über alle Abnehmergruppen betrachtet im August um 26,4 %.
Erdgas in der Verteilung kostete mehr als dreimal so viel wie im August 2021(+209,4 %). Kraftwerke zahlten für Erdgas 269,1 % mehr als ein Jahr zuvor. Für Industrieabnehmer war Erdgas 264,9 % teurer und für Wiederverkäufer 236,8 %. Für die Abnehmer kleinerer Mengen erhöhten sich die Preise etwas weniger stark (Handel und Gewerbe +90,9 %, Haushalte +83,8 %). Gegenüber dem Vormonat Juli 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 24,6 % teurer.
Mineralölerzeugnisse waren 37,0 % teurer als im August 2021, gegenüber Juli 2022 sanken die Preise hingegen um 3,2 %. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+104,0 %), Kraftstoffe kosteten 27,3 % mehr.
Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 14,0 % höher als im August 2021 (+0,4 % gegenüber Juli 2022).
Hohe Preissteigerungen bei Vorleistungsgütern, vor allem bei Metallen und chemischen Grundstoffen
Vorleistungsgüter waren im August 2022 um 17,5 % teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber Juli 2022 stiegen diese Preise leicht um 0,1 %. Hauptverantwortlich für die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat in diesem Bereich waren die Preissteigerungen für Metalle mit einem Plus von 19,9 %. Gegenüber dem Vormonat Juli 2022 sanken diese Preise jedoch um 1,0 %. Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen waren 20,9 % teurer als im August 2021 (-3,2 % gegenüber Juli 2022), Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten im Jahresvergleich 16,9 % mehr.
Chemische Grundstoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 32,9 %. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit +108,8 %. Das für die Düngemittelherstellung wichtige Vorprodukt Ammoniak kostete 175,9 % mehr als im August 2021.
Die Preise für Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten verdoppelten sich binnen Jahresfrist (+108,2 %), Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln war sogar um 133,3 % teurer als ein Jahr zuvor. Futtermittel für Nutztiere verteuerten sich um 37,6 %, gegenüber dem Vormonat sanken diese Preise aber um 1,2 %. Zeitungsdruckpapier war 92,8 % teurer als im August 2021, Getreidemehl 46,4 %.
Niedriger als im Vorjahresmonat waren die Preise für Holz insgesamt (-13,0 % gegenüber dem bisherigen Höchststand im August 2021) und metallische Sekundärrohstoffe (-12,3 %).
Preisanstieg bei Verbrauchsgütern vor allem durch gestiegene Preise für Fleisch und Fleischerzeugnisse sowie Milch und Milcherzeugnisse
Die Preise für Verbrauchsgüter waren im August 2022 um 16,9 % höher als im August 2021 und stiegen gegenüber Juli 2022 um 0,8 %. Nahrungsmittel waren 22,3 % teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+74,6 % gegenüber August 2021) und unbehandelte pflanzliche Öle (+51,4 %). Flüssige Milch kostete 35,3 % mehr als im August 2021, Kaffee war 32,5 % teurer als vor einem Jahr. Fleisch ohne Geflügel kostete 27,5 % mehr als ein Jahr zuvor.
Die Preise für Gebrauchsgüter waren im August 2022 um 10,9 % höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+13,2 %).
Investitionsgüter kosteten 7,8 % mehr als im Vorjahr. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber August 2021 hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 9,3 %, gefolgt von denen für Kraftwagen und Kraftwagenteile (+6,2 %). Besonders stark stiegen die Preise unter anderem für Metallkonstruktionen (+20,3 %), Turbinen (+19,8 %) und Ventilatoren (+18,1 %).
Jahr / Monat | 2015 = 100 | Veränderung in % gegenüber | ||
---|---|---|---|---|
Vorjahresmonat | Vormonat | |||
2021 | August | 115,6 | 12,0 | 1,5 |
September | 118,3 | 14,2 | 2,3 | |
Oktober | 122,8 | 18,4 | 3,8 | |
November | 123,8 | 19,2 | 0,8 | |
Dezember | 130,0 | 24,2 | 5,0 | |
2022 | Januar | 132,8 | 25,0 | 2,2 |
Februar | 134,6 | 25,9 | 1,4 | |
März | 141,2 | 30,9 | 4,9 | |
April | 145,2 | 33,5 | 2,8 | |
Mai | 147,5 | 33,6 | 1,6 | |
Juni | 148,4 | 32,7 | 0,6 | |
Juli | 156,3 | 37,2 | 5,3 | |
August | 168,6 | 45,8 | 7,9 | |
davon: | ||||
Vorleistungsgüter | 141,4 | 17,5 | 0,1 | |
Investitionsgüter | 116,8 | 7,8 | 0,4 | |
Gebrauchsgüter | 122,1 | 10,9 | 0,6 | |
Verbrauchsgüter | 127,5 | 16,9 | 0,8 | |
Energie | 291,8 | 139,0 | 20,4 |
Methodische Hinweise:
Der Index misst die Entwicklung der Preise für die im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland erzeugten und im Inland verkauften Produkte. Berücksichtigt werden dabei alle Steuern und Abgaben auf die Produkte außer der Mehrwertsteuer. Er stellt damit die Preisveränderungen in einer frühen Phase des Wirtschaftsprozesses dar. Erhebungsstichtag ist jeweils der 15. des Berichtsmonats.
Weitere Informationen:
Alle aktuellen Ergebnisse enthält auch die Fachserie 17, Reihe 2 „Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte“. Lange Zeitreihen können für den Gesamtindex über die Tabelle Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (61241-0002), für tiefer gegliederte Subindizes über die Tabelle Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (61241-0006) in der Datenbank GENESIS-Online bezogen werden.
Hinweise zur CO2-Bepreisung nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz sind auf der Themenseite Erzeugerpreise gewerblicher Produkte verfügbar.
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sind auch Teil des „Krisenmonitors“ (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Zudem sind sie neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf der Sonderseite „Corona-Statistiken“ (www.destatis.de/corona) sowie im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) verfügbar. Im Dashboard Deutschland bündelt das Statistische Bundesamt hochaktuelle Indikatoren der amtlichen Statistik und weiterer Datenanbieter zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität.
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