Presse Öffentliche Schulden steigen im 1. Halbjahr 2021 auf 2,25 Billionen Euro

Schulden des Öffentlichen Gesamthaushalts um 3,6 % höher als zum Jahresende 2020 

Pressemitteilung Nr. 456 vom 29. September 2021

WIESBADEN – Der Öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) war beim nicht-öffentlichen Bereich zum Ende des 1. Halbjahres 2021 mit 2 251,8 Milliarden Euro verschuldet. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 27 090 Euro. Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute sowie der sonstige inländische und ausländische Bereich, zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland.

Lädt...

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, stieg die öffentliche Verschuldung gegenüber dem Jahresende 2020 um 3,6 % oder 78,9 Milliarden Euro. Insbesondere beim Bund ist dies weiterhin auf Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie zurückzuführen. Gegenüber dem 1. Quartal 2021 nahm die Verschuldung im 2. Quartal 2021 um 2,1 % oder 46,3 Milliarden Euro zu.

Schulden des Bundes steigen auf 1 478 Milliarden Euro

Der Schuldenanstieg des Öffentlichen Gesamthaushalts ist mit Ausnahme der Sozial­versicherung auf einen Zuwachs bei allen Ebenen zurückzuführen. Den größten Anteil verzeichnete der Bund mit einer Steigerung um 5,3 % beziehungsweise 74,0 Milliarden Euro auf 1 477,5 Milliarden Euro. Gegenüber dem 1. Quartal 2021 stiegen die Schulden des Bundes um 3,2 % beziehungsweise 46,0 Milliarden Euro. Während die Verschuldung an Kassenkrediten und Krediten rückläufig war, stiegen die Wertpapierschulden an.

Schulden der Länder nehmen geringfügig um 0,6 % zu

Die Länder waren zum Ende des 1. Halbjahres 2021 mit 639,9 Milliarden Euro verschuldet, was einem Zuwachs von 0,6 % beziehungsweise 3,9 Milliarden Euro gegenüber dem Jahresende 2020 entspricht. Gegenüber dem 1. Quartal 2021 konnten die Länder sogar einen leichten Rückgang um 62 Millionen Euro (0,0 %) verzeichnen.

Die höchsten prozentualen Schuldenanstiege gegenüber dem Jahresende 2020 wiesen Sachsen (+11,0 %), Niedersachsen (+5,0 %) und Nordrhein-Westfalen (+4,4 %) auf. Die Schuldenanstiege in diesen Ländern sind hauptsächlich auf eine Ausweitung der Emission von Wertpapieren zurückzuführen. In Sachsen resultiert dieser zu einem großen Teil aus Aufnahmen von Wertpapieren für den Corona-Bewältigungsfonds sowie einer Umschichtung der Kreditaufnahmen vom bislang vornehmlich genutzten öffentlichen Bereich (z. B. bei verbundenen Unternehmen) zum nicht-öffentlichen Bereich. In Niedersachsen wurden mit dem Nachtragshaushalt verbundene Ausgaben abgedeckt und in Nordrhein-Westfalen wurden bereits neue Wertpapiere im Vorgriff auf Tilgungen von im Folgequartal endfälligen Wertpapieren ausgegeben.

Der stärkste prozentuale Rückgang wurde in Bremen (-17,1 %) verzeichnet. Dieser beruht vor allem auf den gegenüber dem Jahresende 2020 geringeren Schuldenaufnahmen für die Bereitstellung von Barsicherheiten für Derivatgeschäfte. In Brandenburg sank die Verschuldung um 4,3 % und in Hessen um 3,0 %.

Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände steigen um 1,1 Milliarden Euro

Die Gemeinden und Gemeindeverbände wiesen zum Ende des 1. Halbjahres 2021 einen Schuldenstand von 134,4 Milliarden Euro aus. Der Anstieg gegenüber dem Jahresende 2020 betrug 0,8 % beziehungsweise 1,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem 1. Quartal 2021 war bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden ein Anstieg von 0,3 % beziehungsweise 0,4 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Den höchsten prozentualen Anstieg gegenüber dem Jahresende 2020 hatten die Gemeinden und Gemeindeverbände in Bayern mit 6,6 % zu verzeichnen, gefolgt von Baden-Württemberg (+5,9 %) und Schleswig-Holstein (+3,6 %). Die stärksten prozentualen Rückgänge gab es im Saarland (-5,8 %), in Brandenburg (-4,0 %) und in Sachsen (-3,2 %). Der Schuldenrückgang im Saarland ist im Wesentlichen dadurch begründet, dass im Rahmen des Saarlandpaktes seit dem 1. Januar 2020 bis zum 30. Juni 2021 insgesamt 537,2 Millionen Euro an kommunalen Kassenkrediten vom Land übernommen wurden. Allerdings ist hier zu beachten, dass nur Daten der kaufmännisch buchenden Einheiten der Gemeindeebene für das 2. Quartal 2021 vorlagen und daher für die kameral/doppisch buchenden Einheiten die Werte aus dem 1. Quartal 2021 übernommen wurden.

Die Sozialversicherung wies im 1. Halbjahr 2021 einen Schuldenstand in Höhe von 41 Millionen Euro aus.

Schulden des Öffentlichen Gesamthaushalts beim nicht-öffentlichen Bereich 1
– vorläufige Ergebnisse –
Körperschaftsgruppen/LänderInsgesamtVeränderung gegen-
über 31.03.2021
Veränderung gegen-
über 31.12.2020
30.06.202131.03.202131.12.2020
in Millionen Euroin %
1: Einschließlich Extrahaushalte.
2: Kernhaushalte der Sozialversicherung zum Stand 31.12.2020.
3: Für die kaufmännisch buchenden Extrahaushalte wurden für das 2. Quartal 2021 die Werte vom 1. Quartal 2021 übernommen.
4: Für die kameral/doppisch buchenden Einheiten wurden für das 2. Quartal 2021 die Werte vom 1. Quartal 2021 übernommen.
Insgesamt2 251 8302 205 4932 172 888+2,1+3,6
Bund1 477 5091 431 5051 403 481+3,2+5,3
Länder639 879639 941636 022-0,0+0,6
Gemeinden/Gemeindeverbände134 402133 993133 340+0,3+0,8
Sozialversicherung 2415444-24,0-7,3
Länder
Baden-Württemberg47 41947 52948 080-0,2-1,4
Bayern17 44117 36117 839+0,5-2,2
Brandenburg17 81118 83618 602-5,4-4,3
Hessen44 52445 26945 882-1,6-3,0
Mecklenburg-Vorpommern8 4828 4928 445-0,1+0,4
Niedersachsen68 22866 54064 949+2,5+5,0
Nordrhein-Westfalen186 455184 481178 552+1,1+4,4
Rheinland-Pfalz30 87731 42830 852-1,8+0,1
Saarland14 63014 48914 514+1,0+0,8
Sachsen5 6074 9925 053+12,3+11,0
Sachsen-Anhalt21 64922 03821 221-1,8+2,0
Schleswig-Holstein31 54630 90831 974+2,1-1,3
Thüringen16 17716 05615 650+0,8+3,4
Berlin61 72762 02559 723-0,5+3,4
Bremen32 57634 28039 293-5,0-17,1
Hamburg34 73135 21635 393-1,4-1,9
Gemeinden/Gemeindeverbände
Baden-Württemberg9 8899 8309 338+0,6+5,9
Bayern14 76614 13013 848+4,5+6,6
Brandenburg1 4851 5531 547-4,4-4,0
Hessen14 34314 55014 200-1,4+1,0
Mecklenburg-Vorpommern 31 6181 6241 622-0,4-0,3
Niedersachsen13 61313 45113 578+1,2+0,3
Nordrhein-Westfalen51 13751 16451 558-0,1-0,8
Rheinland-Pfalz13 08013 07413 024+0,0+0,4
Saarland 42 9302 9493 110-0,7-5,8
Sachsen2 2602 2632 336-0,1-3,2
Sachsen-Anhalt2 4882 5882 508-3,8-0,8
Schleswig-Holstein4 6564 6454 494+0,2+3,6
Thüringen2 1372 1722 176-1,6-1,8

Methodische Hinweise:

Die in der vierteljährlichen Schuldenstatistik nachgewiesenen Schuldenstände können von den haushaltsmäßigen Schuldenständen abweichen.

Die Verschuldung der Länder enthält auch die empfangenen Barsicherheiten aus Derivatgeschäften der Länderkernhaushalte (zum Beispiel Nordrhein-Westfalen für das 2. Quartal 2021 in Höhe von 949,1 Millionen Euro, für das 1. Quartal 2021 in Höhe von 998,9 Millionen Euro).

Für das 2. Quartal 2021 wurden für die kaufmännisch buchenden Extrahaushalte von Mecklenburg-Vorpommern sowie für kameral/ doppisch buchende Einheiten der Gemeindeebene des Saarlandes die Werte vom 1. Quartal 2021 übernommen.

Die Schulden der Kernhaushalte der Sozialversicherung wurden auf Basis des Ergebnisses der jährlichen Schuldenstatistik zum 31. Dezember 2020 mit 39 Millionen Euro fortgeschrieben.

Weitere methodische Hinweise und Daten, einschließlich der Erläuterungen zu Abweichungen der haushaltsrechtlichen Darstellung von der amtlichen Statistik, enthält die Fachserie 14 Reihe 5.2 „Vorläufiger Schuldenstand des Öffentlichen Gesamthaushalts“. Wichtige Informationen sind im Qualitätsbericht der Fachserie zu finden.

Kontaktfür weitere Auskünfte

Öffentliche Schulden, öffentliches Vermögen

Telefon: +49 611 75 3588

Zum Kontaktformular