Presse Öffentliche Schulden übersteigen Ende des 1. Quartals 2021 erstmals 2,2 Billionen Euro

Schulden des Öffentlichen Gesamthaushalts um 1,5 % gegenüber dem Vorquartal auf 2 205 Milliarden Euro gestiegen

Pressemitteilung Nr. 301 vom 28. Juni 2021

WIESBADEN – Der Öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) war beim nicht-öffentlichen Bereich zum Ende des 1. Quartals 2021 mit 2 205,4 Milliarden Euro verschuldet. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 26 532 Euro. Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und der sonstige inländische und ausländische Bereich, zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland.

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Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, stieg die öffentliche Verschuldung gegenüber dem 4. Quartal 2020 um 1,5 % oder 33,6 Milliarden Euro, was insbesondere bei Bund und Ländern weiterhin auf Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Gegenüber dem 1. Quartal 2020 nahm die Verschuldung um 12,8 % oder 250,0 Milliarden Euro zu. 

Schulden des Bundes wachsen um 2,0 % 

Der Schuldenanstieg des Öffentlichen Gesamthaushalts ist mit Ausnahme der Sozialversicherung auf einen Zuwachs bei allen Ebenen zurückzuführen. Den größten Anteil verzeichnete der Bund mit einer Steigerung um 2,0 % beziehungsweise 28,0 Milliarden Euro auf 1 431,4 Milliarden Euro, nachdem dieser zum Ende des 4. Quartals 2020 noch einen Rückgang der Schulden um 1,9 % beziehungsweise 26,8 Milliarden Euro gegenüber dem 3. Quartal 2020 aufwies. Gegenüber dem 1. Quartal 2020 stiegen die Schulden des Bundes um 17,3 % beziehungsweise 211,1 Milliarden Euro. 

Schulden der Länder nehmen geringfügig um 0,6 % zu 

Die Länder waren zum Ende des 1. Quartals 2021 mit 639,9 Milliarden Euro verschuldet, was einem Zuwachs von 0,6 % beziehungsweise 4,1 Milliarden Euro gegenüber dem 4. Quartal 2020 entspricht. Dabei ist die Entwicklung in den einzelnen Ländern heterogen: Während Berlin und Sachsen-Anhalt (jeweils +3,9 %) sowie Nordrhein-Westfalen (+3,4 %) die höchsten Schuldenanstiege aufwiesen, verzeichneten Bremen (-12,8 %), Schleswig-Holstein (-3,3 %) und Bayern (-2,7 %) die stärksten Rückgänge.
In Bremen ist der Rückgang vor allem auf die gegenüber dem Vorquartal geringeren Schuldenaufnahmen für die Bereitstellung von Barsicherheiten für Derivat-Geschäfte zurückzuführen. 

Gegenüber dem Vorjahresquartal stiegen die Schulden der Länder um 6,2 % beziehungsweise 37,5 Milliarden Euro. Der prozentual starke Anstieg in Sachsen (+259,7 %) resultiert aus Neuaufnahmen des Corona-Bewältigungsfonds in Höhe von 2,0 Milliarden Euro sowie einer Umschichtung der Kreditaufnahmen vom bislang vornehmlich genutzten öffentlichen Bereich (z. B. bei verbundenen Unternehmen) zum nicht-öffentlichen Bereich. 

Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände steigen um 1,5 Milliarden Euro 

Die Gemeinden und Gemeindeverbände wiesen zum Ende des 1. Quartals 2021 einen Schuldenstand von 134,0 Milliarden Euro aus. Der Anstieg gegenüber dem Vorquartal betrug 1,1 % beziehungsweise 1,5 Milliarden Euro. Bis auf die Gemeinden und Gemeindeverbände im Saarland (-5,1 %), in Sachsen (-3,1 %), Thüringen (-0,3 %) und Nordrhein-Westfalen (-0,1 %) stiegen die Schulden auf kommunaler Ebene in allen anderen Ländern. Prozentual am stärksten waren die Anstiege dabei in Baden-Württemberg (+5,3 %), Schleswig-Holstein (+4,3 %) und Sachsen-Anhalt (+3,6 %).

Der Schuldenrückgang der saarländischen Gemeinden und Gemeindeverbände ist zum Großteil dadurch begründet, dass im Rahmen des Saarlandpaktes seit dem 1. Januar 2020  bis zum 31. März 2021 rund 500 Millionen Euro an kommunalen Kassenkrediten vom Land übernommen wurden. In Baden-Württemberg ist der Anstieg besonders auf eine Änderung des Berichtskreises zurückzuführen.
Gegenüber dem 1. Quartal 2020 war ein Anstieg bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden von 1,1 % (beziehungsweise 1,4 Milliarden Euro) zu verzeichnen. 

Die Sozialversicherung wies zum Ende des 1. Quartals 2021 einen Schuldenstand in Höhe von 54 Millionen Euro aus. 

Methodische Hinweise:
Die in der vierteljährlichen Schuldenstatistik nachgewiesenen Schuldenstände können von den haushaltsmäßigen Schuldenständen abweichen. 

Die Verschuldung der Länder enthält auch die empfangenen Barsicherheiten aus Derivatgeschäften der Länderkernhaushalte (zum Beispiel Nordrhein-Westfalen für das 1. Quartal 2021 in Höhe von 998,9 Millionen Euro, für das 4. Quartal 2020 in Höhe von 827,6 Millionen Euro). 

Die Schulden der Kernhaushalte der Sozialversicherung wurden auf Basis des Ergebnisses der jährlichen Schuldenstatistik zum 31. Dezember 2019 mit 52 Millionen Euro fortgeschrieben.

Weitere methodische Hinweise und Daten, einschließlich der Erläuterungen zu Abweichungen der haushaltsrechtlichen Darstellung von der amtlichen Statistik, enthält die Fachserie 14 Reihe 5.2 „Vorläufiger Schuldenstand des Öffentlichen Gesamthaushalts“. Wichtige Informationen sind im Qualitätsbericht der Fachserie zu finden.

Schulden des Öffentlichen Gesamthaushalts beim nicht-öffentlichen Bereich 1
– vorläufige Ergebnisse –
Körperschaftsgruppen/LänderInsgesamtVeränderung gegen-
über 31.12.2020
Veränderung gegen-
über 31.03.2020
31.03.202131.12.202031.03.2020
in Millionen Euroin %
1: Einschließlich Extrahaushalte.
2: Kernhaushalte der Sozialversicherung zum Stand 31.12.2019.
Insgesamt2 205 4022 171 7981 955 379+1,5+12,8
Bund1 431 4191 403 4171 220 278+2,0+17,3
Länder639 941635 832602 399+0,6+6,2
Gemeinden/Gemeindeverbände133 988132 496132 578+1,1+1,1
Sozialversicherung 25454123-0,0-56,2
Länder
Baden-Württemberg47 52947 98943 552-1,0+9,1
Bayern17 36117 84015 444-2,7+12,4
Brandenburg18 83618 60216 533+1,3+13,9
Hessen45 26945 88242 382-1,3+6,8
Mecklenburg-Vorpommern8 4928 4457 621+0,6+11,4
Niedersachsen66 54064 94960 051+2,4+10,8
Nordrhein-Westfalen184 481178 499177 670+3,4+3,8
Rheinland-Pfalz31 42830 85329 687+1,9+5,9
Saarland14 48914 51413 975-0,2+3,7
Sachsen4 9925 0531 388-1,2+259,7
Sachsen-Anhalt22 03821 22122 063+3,9-0,1
Schleswig-Holstein30 90831 97630 330-3,3+1,9
Thüringen16 05615 65014 924+2,6+7,6
Berlin62 02559 72355 222+3,9+12,3
Bremen34 28039 29638 172-12,8-10,2
Hamburg35 21635 33933 387-0,3+5,5
Gemeinden/Gemeindeverbände
Baden-Württemberg9 8309 3348 513+5,3+15,5
Bayern14 13013 66512 532+3,4+12,7
Brandenburg1 5531 5491 770+0,3-12,2
Hessen14 54414 12613 817+3,0+5,3
Mecklenburg-Vorpommern1 6241 6031 689+1,4-3,8
Niedersachsen13 45113 37412 814+0,6+5,0
Nordrhein-Westfalen51 16451 21652 820-0,1-3,1
Rheinland-Pfalz13 07313 05413 439+0,1-2,7
Saarland2 9493 1063 356-5,1-12,1
Sachsen2 2632 3342 393-3,1-5,4
Sachsen-Anhalt2 5902 5002 617+3,6-1,0
Schleswig-Holstein4 6454 4554 510+4,3+3,0
Thüringen2 1722 1802 309-0,3-5,9

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