Presse Erwerbstätigkeit im 4. Quartal 2020: Leichter Anstieg gegenüber dem Vorquartal

Erwerbstätigenzahl weiter deutlich unter Vorkrisenniveau 

Pressemitteilung Nr. 072 vom 18. Februar 2021

Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland, 4. Quartal 2020
0,0 % zum Vorquartal (saisonbereinigt)
+0,3 % zum Vorquartal (nicht saisonbereinigt)
-1,6 % zum Vorjahresquartal

WIESBADEN – Im 4. Quartal 2020 waren rund 44,8 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum 3. Quartal 2020 saisonbereinigt leicht um 21 000 Personen (0,0 %). Sie liegt aber weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau: Im Vergleich zum 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, ging die Zahl der Erwerbstätigen im 4. Quartal 2020 saisonbereinigt um 1,6 % oder 744 000 Personen zurück.

Lädt...

 

Ohne Saisonbereinigung stieg die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem 3. Quartal 2020 um 145 000 oder 0,3 %. Ein Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen im 4. Quartal eines Jahres gegenüber dem Vorquartal ist üblich. Im Zuge der Corona-Pandemie fällt der Zuwachs in diesem Jahr jedoch deutlich schwächer aus als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre in einem 4. Quartal (+225 000 Personen; +0,5 %). 

Rückgang der Erwerbstätigkeit um 1,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal 

Verglichen mit dem 4. Quartal 2019 sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,6 % (747 000 Personen). Im 2. und im 3. Quartal 2020 hatte die Vorjahresveränderungsrate bei -1,4 % beziehungsweise ebenfalls bei -1,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal gelegen. Im 1. Quartal 2020 waren die Beschäftigtenzahlen dagegen noch gestiegen (+0,3% gegenüber dem 1. Quartal 2019). 

Es ist zu beachten, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen führen. Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkt sich dabei allerdings nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung zu den Erwerbstätigen zählen und nicht als Erwerbslose. 

Dienstleistungsbereiche erneut mit stärkstem Rückgang 

Im 4. Quartal 2020 trugen überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Rückgang der Gesamterwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (-496 000 Personen; -1,5 %). Die größten absoluten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit -341 000 Personen (-3,3 %) sowie die Unternehmensdienstleister, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört (-191 000 Personen; -3,1 %). Auch bei den Sonstigen Dienstleistungen (u. a. Verbände und Interessensvertretungen) ging die Zahl der Erwerbstätigen nach Zuwächsen bis zum Jahresende 2019 stark zurück (-90 000 Personen; -3,0 %), während sich bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend weiter fortsetzte (-15 000 Personen; -1,4 %). Beschäftigungsgewinne waren hingegen bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung, Gesundheit mit +141 000 Personen (+1,2 %), sowie im Bereich Information und Kommunikation (+4 000 Personen; +0,3 %) zu verzeichnen. 

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im 4. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr fort (-242 000 Personen; -2,9 %). Im Baugewerbe konnten hingegen weiterhin Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+18 000 Personen; +0,7 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen dagegen erheblich, und zwar um 27 000 Personen (-4,7 %). 

Weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige 

Der Rückgang der Erwerbstätigkeit geht zu fast drei Vierteln auf die sinkende Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurück, die sich im 4. Quartal 2020 im Vergleich zum 4. Quartal 2019 um 553 000 (-1,3 %) auf 40,9 Millionen Personen verringerte. Diese Entwicklung basierte sowohl auf großen Rückgängen bei der Anzahl der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten) als auch der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Verringerung selbstständiger Tätigkeit setzte sich im 4. Quartal 2020 verstärkt fort: Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 194 000 Personen(-4,7 %) auf 3,9 Millionen. 

Arbeitsvolumen sinkt um 4,3 % 

Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätiger Person verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 4. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,7 % auf 337,3 Stunden. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person – sank im gleichen Zeitraum um 4,3 % auf 15,1 Milliarden Stunden. Hier zeigt sich insbesondere der Effekt der Inanspruchnahme von Kurzarbeit seit der zweiten Märzhälfte, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt. 

Erwerbstätigenzahlen in der EU 

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 16. Februar 2021 sank im 4. Quartal 2020 in den 27 Ländern der Europäischen Union (EU) und im Euroraum die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal durchschnittlich stärker als in Deutschland. So betrug der Rückgang in der EU 1,7 % und im Euroraum 2,0 %. 

Hinweis zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen:

Neben der Erstberechnung der Erwerbstätigenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden für das 4. Quartal 2020 wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab dem 1. Quartal 2020 im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) neu berechnet. Aus der Neuberechnung resultieren für die vierteljährlichen Erwerbstätigenzahlen Vorjahresveränderungsraten, die gegenüber den früheren Angaben im 2. Quartal um 0,1 und im 3. Quartal um 0,2 Prozentpunkte nach unten abweichen. Das in der Pressemitteilung Nr. 001 vom 4. Januar 2021 veröffentlichte Jahresergebnis mit 44,8 Millionen Erwerbstätigen und die Vorjahresentwicklungsrate von -1,1 % bleiben bei der Neuberechnung unverändert, weil die geringe Korrektur der Quartalsergebnisse keine Auswirkung auf das gerundete Jahresergebnis hat.

Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden
Jahr, Quartal 1Erwerbstätige 2Geleistete Arbeitsstunden 3
InsgesamtArbeit-
nehmer/-innen
Selbst-
ständige 5
Insgesamtje
Erwerbstätigen
saisonbereinigter Wert 4Originalwert
Personen in 1 000Millionen StundenStunden
1: Für Erwerbstätige: Jahres- beziehungsweise Quartalsdurchschnitte.
2:  Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen; Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept).
3:  Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg.
4:  Saisonbereinigung nach X13-ARIMA unter JDemetra+.
5:  Einschließlich mithelfender Familienangehöriger.
Q = Quartal
2017-44 26239 9894 27361 4831 389,1
2018-44 86840 6454 22362 2291 386,9
2019-45 26941 1174 15262 5961 382,8
2020 -44 78240 7843 99859 6361 331,7
2018Q144 67544 39840 1564 24215 687353,3
Q244 81344 79040 5634 22714 814330,7
Q344 93745 02840 8044 22415 888352,8
Q445 05345 25741 0554 20215 841350,0

2019

Q145 18444 92040 7334 18715 978355,7
Q245 27045 24041 0774 16314 750326,0
Q345 29145 37641 2294 14716 074354,2
Q445 33245 53841 4294 10915 795346,8
2020Q145 32145 06640 9924 07415 723348,9
Q244 65944 62540 6024 02313 412300,5
Q344 56744 64640 6663 98015 391344,7
Q444 58844 79140 8763 91515 110337,3
 Veränderung gegenüber Vorquartal in %Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
2017-1,41,7-1,60,9-0,5
2018-1,41,6-1,21,2-0,2
2019-0,91,2-1,70,6-0,3
2020 --1,1-0,8-3,7-4,7-3,7
2018Q10,41,51,8-1,20,1-1,4
Q20,31,41,7-1,12,20,8
Q30,31,31,6-1,11,0-0,3
Q40,31,21,5-1,21,60,4
2019Q10,31,21,4-1,31,90,7
Q20,21,01,3-1,5-0,4-1,4
Q30,00,81,0-1,81,20,4
Q40,10,60,9-2,2-0,3-0,9
2020 Q10,00,30,6-2,7-1,6-1,9
Q2-1,5-1,4-1,2-3,4-9,1-7,8
Q3-0,2-1,6-1,4-4,0-4,3-2,7
Q40,0-1,6-1,3-4,7-4,3-2,7
Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland nach Wirtschaftsbereichen 1
Wirtschaftsbereich 22018201920202020
Q1Q2Q3Q4
1: Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Inlandskonzept);
Jahres- und Quartalsdurchschnitte.
2: Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).
Q = Quartal
Personen in 1000
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei608599578555617597546
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe8 3118 3608 1698 2558 1728 1298 119
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe7 7197 7587 5617 6477 5677 5207 507
Baugewerbe2 5152 5522 5702 5392 5582 5832 601
Handel, Verkehr, Gastgewerbe10 17910 25710 03010 1739 96010 0039 976
Information und Kommunikation1 3261 3751 3911 3951 3881 3891 397
Finanz- und Versicherungsdienstleister1 1091 0961 0861 0891 0831 0811 086
Grundstücks- und Wohnungswesen477481478479477478478
Unternehmensdienstleister6 2276 2016 0446 1336 0116 0036 036
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit11 10511 31311 47311 45111 41111 42811 603
Sonstige Dienstleister3 0113 0352 9632 9972 9482 9552 949
Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei-1,1-1,5-3,5-1,9-3,3-3,6-4,7
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe1,70,6-2,3-1,1-2,2-3,0-2,9
darunter: 
Verarbeitendes Gewerbe1,60,5-2,5-1,4-2,4-3,3-3,1
Baugewerbe1,51,50,71,40,60,50,7
Handel, Verkehr, Gastgewerbe1,30,8-2,20,1-2,8-2,7-3,3
Information und Kommunikation3,43,71,22,61,30,70,3
Finanz- und Versicherungsdienstleister-1,9-1,2-0,9-0,8-0,9-1,5-1,4
Grundstücks- und Wohnungswesen0,80,8-0,60,2-0,8-0,8-0,8
Unternehmensdienstleister1,4-0,4-2,5-0,6-2,9-3,6-3,1
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit1,71,91,42,01,31,21,2
Sonstige Dienstleister0,20,8-2,4-0,5-3,3-3,0-3,0

Methodische Hinweise:
In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich der kurzfristige Trend der konjunkturellen Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist weitgehend von saisonalen Schwankungen unabhängig. In der aktuellen Corona-Krise kann es durch die zeitweise starken Rückgänge und Anstiege zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen. Wichtig sind beide Betrachtungsweisen: Wie ist der konjunkturelle Trend gemessen am Vormonats-/Vorquartalsvergleich, und wie hoch ist der aktuelle Stand im Vergleich zum Vorjahresniveau? Um zusätzlich einen direkten Vergleich zum Vorkrisenniveau zu ermöglichen, wird ab sofort in allen Pressemitteilungen zu Konjunkturindikatoren, die saisonbereinigt vorliegen, ein Vergleich zum Februar 2020 beziehungsweise zum 4. Quartal 2019 dargestellt.

Krisenmonitor ermöglicht Vergleich zwischen Corona-Krise und Finanz- und Wirtschaftskrise

Die Erwerbstätigenzahlen sind auch Teil des „Krisenmonitors“ (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Der Krisenmonitor ergänzt die Sonderseite Corona-Statistiken die seit Anfang April statistische Informationen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bündelt.

Das Statistische Bundesamt ist jetzt auch auf Instagram. Folgen Sie uns!

Detaillierte Ergebnisse und lange Zeitreihen zu den Erwerbstätigen für Deutschland können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabellen VGR des Bundes (81000-0012 und 81000-0016) und Arbeitsmarkt (13321) abgerufen werden.

Kontaktfür weitere Auskünfte

Arbeitsmarkt

Telefon: +49 611 75 2932

Zum Kontaktformular

Zum Thema