Presse Reisebranche: 61 % weniger Umsatz in den ersten drei Quartalen 2020

Pressemitteilung Nr. N 005 vom 21. Januar 2021

  • Von April bis Juni 2020 lagen die Umsätze der Reiseanbieter um 91 % unter denen des Vorjahreszeitraums
  • Übernachtungen ausländischer Gäste gingen im Sommerhalbjahr 2020 um 68 % zurück
  • Rückgang der Gästeübernachtungen fällt von Mai bis Oktober 2020 in einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich aus: -5 % in Mecklenburg-Vorpommern, -68 % in Berlin

WIESBADEN – Die anhaltenden Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beeinträchtigen das Geschäft der Reisebranche und haben sich im vergangenen Jahr stark auf deren Umsätze ausgewirkt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lagen die Umsätze der Reisebüros, -veranstalter und Reservierungsdienstleister von Januar bis September 2020 kalender- und saisonbereinigt um 61 % unter denen des Vorjahreszeitraums. Besonders groß war der Umsatzeinbruch im 2. Quartal des vergangenen Jahres, in das ein großer Teil des ersten coronabedingten Lockdowns fiel: Von April bis Juni 2020 setzte die Branche 91 % weniger um als im Vorjahreszeitraum. Im 3. Quartal hat sich der Rückgang etwas abgeschwächt: Von Juli bis September 2020 setzten die Reiseanbieter noch 75 % weniger um als von Juli bis September 2019.

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Übernachtungen ausländischer Gäste gingen im Sommerhalbjahr 2020 um 68 % zurück 

Wie stark sich die Corona-Krise auf den Tourismus auswirkt, zeigt auch die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland im für den Wirtschaftsbereich besonders wichtigen Sommerhalbjahr. Von Mai bis Oktober 2020 gab es in den Beherbergungsbetrieben hierzulande insgesamt 209,6 Millionen Gästeübernachtungen; das waren 31 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Besonders bemerkbar machten sich die coronabedingten Reisebeschränkungen bei den Gästen aus dem Ausland. Hier ging die Zahl der Übernachtungen im Sommerhalbjahr 2020 um 68 % auf 17,2 Millionen zurück. 

Weniger Übernachtungen in Hotels, mehr in Ferienwohnungen und auf Campingplätzen 

Dabei waren die Beherbergungsbetriebe je nach Größe und Ausrichtung unterschiedlich stark vom Ausbleiben der Gäste betroffen. So mussten beispielsweise Hotels, Gasthöfe und Pensionen im Sommerhalbjahr 2020 einen Rückgang der Übernachtungen um 40 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum verkraften, weil dort inländische Gäste (-31 %) sowie ausländische (-72 %) fernblieben. Dagegen konnten die Anbieter von Ferienhäusern und -wohnungen ein leichtes Plus an Übernachtungen von 1 % verzeichnen, weil sie zwar weniger ausländische Gäste beherbergten (1,8 Millionen Übernachtungen, -41 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum), aber dafür mehr aus dem Inland (33,3 Millionen Übernachtungen, +5 %). Ein ähnliches Bild zeigen die Übernachtungszahlen der Campingplätze in Deutschland: Sie konnten von Mai bis Oktober 2020 das Fernbleiben ausländischer Gäste (rund 2,1 Millionen Übernachtungen, -50 %) durch ein Plus von inländischen Gästen kompensieren (31,0 Millionen Übernachtungen, +15 %) und verzeichneten so insgesamt einen Anstieg der Gästeübernachtungen um 6 %. 

In Mecklenburg-Vorpommern nahmen die Übernachtungen am wenigsten ab, in Berlin am stärksten 

Ein Grund für diese unterschiedlichen Entwicklungen könnte der Ausfall großer Messen und Dienstreisen einerseits sowie die Entscheidung vieler Menschen gegen eine Fernreise und für einen Sommerurlaub im Inland sein. Auch der Wunsch, größere Menschenansammlungen zu meiden, könnte hierbei eine Rolle gespielt haben. So zeigen sich auch auf regionaler Ebene große Unterschiede bei den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Beherbergungsbetriebe: In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die sich als Küstenländer für den inländischen Sommerurlaub anboten, ging die Zahl der Gästeübernachtungen am wenigsten zurück (-5 % beziehungsweise -6 %). Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg, die zum großen Teil Ziel ausländischer Gäste sind, verzeichneten dagegen ein Minus von Gästeübernachtungen von 68 % beziehungsweise 54 %.

 

Ankünfte, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer der Gäste im Sommerhalbjahr 2020 in Beherbergungsbetrieben
nach Ländern und dem ständigen Wohnsitz der Gäste
Land
-
Ständiger Wohnsitz
der Gäste
innerhalb/außerhalb
von Deutschland
Sommerhalbjahr Mai bis Oktober  2020
AnkünfteÜbernachtungenDurchschnittliche
Aufenthaltsdauer 1
insgesamtVeränderung
gegenüber
dem
Vorjahreszeitraum
insgesamtVeränderung
gegenüber
dem
Vorjahreszeitraum
  %Anzahl %Anzahl
1: Rechnerischer Wert: Übernachtungen/Ankünfte pro Person.
Bundesgebiet insgesamt65 504 054-42,3209 643 574-31,33,2
Deutschland58 920 585-34,6192 465 692-23,53,3
Ausland6 583 469-72,017 177 882-67,92,6
Baden-Württemberg7 955 795-42,922 761 030-34,12,9
Deutschland6 657 857-36,719 649 957-26,83,0
Ausland1 297 938-62,13 111 073-59,62,4
Bayern12 985 107-46,040 125 983-34,43,1
Deutschland 11 582 418-35,436 699 921-24,63,2
Ausland1 402 689-77,1 3 426 062-72,62,4
Berlin2 378 693-68,56 051 166-67,92,5
Deutschland 1 944 788-57,14 773 551-53,52,5
Ausland433 905-85,61 277 615-85,12,9
Brandenburg2 430 478-27,87 493 132-18,23,1
Deutschland 2 343 112-23,77 231 521-14,83,1
Ausland87 366-70,5261 611-61,23,0
Bremen414 299-50,6869 853-44,42,1
Deutschland 367 730-45,3773 271-38,62,1
Ausland46 569-72,096 582-68,22,1
Hamburg1 778 701-57,73 995 051-54,02,2
Deutschland1 544 251-52,23 426 163-47,22,2
Ausland234 450-75,8568 888-74,12,4
Hessen3 762 534-57,910 129 203-49,22,7
Deutschland3 312 772-50,38 998 404-41,82,7
Ausland449 762-80,21 130 799-74,72,5
Mecklenburg-Vorpommern5 057 421-12,223 802 046-4,64,7
Deutschland4 921 692-9,923 377 880-3,04,7
Ausland135 729-54,6424 166-50,23,1
Niedersachsen6 165 839-35,622 280 719-25,93,6
Deutschland5 798 491-32,221 149 025-23,23,6
Ausland367 348-63,71 131 694-55,33,1
Nordrhein-Westfalen6 193 650-53,016 251 822-44,42,6
Deutschland5 362 394-47,914 228 350-38,62,7
Ausland831 256-71,12 023 472-66,62,4
Rheinland-Pfalz4 227 681-28,511 830 048-22,32,8
Deutschland3 587 021-21,69 776 807-14,02,7
Ausland640 660-52,22 053 241-46,83,2
Saarland405 844-38,01 276 467-31,63,1
Deutschland355 481-34,41 142 507-27,03,2
Ausland50 363-55,1133 960-55,82,7
Sachsen3 354 203-32,29 315 258-23,82,8
Deutschland3 146 002-27,18 765 180-19,22,8
Ausland208 201-67,0550 078-59,72,6
Sachsen-Anhalt1 610 155-27,44 234 467-20,32,6
Deutschland1 533 864-24,84 034 037-18,32,6
Ausland76 291-57,6200 430-46,82,6
Schleswig Holstein5 101 566-15,824 593 256-5,54,8
Deutschland4 843 574-10,523 958 583-2,74,9
Ausland257 992-59,7634 673-55,32,5
Thüringen1 682 088-31,14 634 073-26,12,8
Deutschland1 619 138-28,64 480 535-23,62,8
Ausland62 950-63,3153 538-62,22,4

Bergregionen spielen für Tourismus in Wintermonaten wichtige Rolle 

Das Sommerhalbjahr ist für den inländischen Tourismus zwar besonders wichtig, in den Bergregionen werden allerdings auch in den Wintermonaten üblicherweise viele Millionen Gäste begrüßt. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie gab es allein im Dezember 2019 in den Reisegebieten der deutschen Mittelgebirgs- und Alpenregionen 9,2 Millionen Gästeübernachtungen - das waren 30 % aller Übernachtungen in Deutschland in diesem Monat. Im Januar 2020 waren es 8,7 Millionen und 32 % aller Übernachtungen in Deutschland. Zum Vergleich: Im für den inländischen Tourismus bedeutsamsten Monat Juli wurden 2019 für diese Gebiete 16,5 Millionen Übernachtungen von Gästen in den Beherbergungsbetrieben verzeichnet. Besonders wichtig sind die Wintermonate für den Tourismus in Bayern: In den Monaten Dezember 2019 und Januar 2020 fanden etwa ein Drittel der Gästeübernachtungen in den deutschen Bergregionen in diesem Bundesland statt.

Methodischer Hinweis:
Alle Angaben beziehen sich auf Beherbergungsbetriebe (Hotels, Gasthöfe und Pensionen, Ferienunterkünfte und ähnliche Beherbergungsstätten, Campingplätze und sonstige tourismusrelevante Unterkünfte) mit mindestens zehn Schlafgelegenheiten.

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