Presse Arbeitszeitwünsche 2019: Knapp 2,1 Millionen Erwerbstätige wollten mehr, 1,5 Millionen wollten weniger arbeiten

Beschäftigte in Vollzeit arbeiteten im Schnitt 41,3 Stunden, in Teilzeit 20,2 Stunden pro Woche

Pressemitteilung Nr. 468 vom 25. November 2020

WIESBADEN – Knapp 2,1 Millionen Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren wünschten sich im Jahr 2019 eine längere Arbeitszeit (Unterbeschäftigte), während fast 1,5 Millionen kürzer arbeiten wollten (Überbeschäftigte). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatten unterbeschäftigte Personen im Durchschnitt eine gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit von 29,3 Stunden in der Woche und würden im Durchschnitt gerne 10,3 Stunden mehr arbeiten. Überbeschäftigte arbeiteten dagegen durchschnittlich 41,5 Stunden pro Woche und wünschten sich eine Verkürzung um 10,7 Stunden.

Anstieg der Wochenarbeitszeit von Teilzeittätigen senkt die Unterbeschäftigung

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Teilzeit­be­schäf­tigten im Jahr 2019 um 0,2 Stunden (beziehungsweise 12 Minuten) erhöht. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, die sich mehr Arbeit wünschten, ist um 102 000 Personen gesunken. Insgesamt stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigten im Vorjahresvergleich um 300 000.

Deutliche geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede

Vollzeitbeschäftigte hatten insgesamt eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 41,3 Stunden, während Teilzeitbeschäftigte durchschnittlich 20,2 Stunden pro Woche arbeiteten. Zwischen den Geschlechtern sowie regional gab es jedoch deutliche Unter­schiede: So war die durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeit bei den vollzeit­be­schäftigten Männern in Westdeutschland mit 42,0 Stunden höher als in Ostdeutschland mit 41,4 Stunden. Auch bei den vollzeitbeschäftigten Frauen lag die Wochenarbeitszeit mit 40,2 Stunden im Westen höher als im Osten mit 40,0 Stunden.

Teilzeitbeschäftigte Frauen wiesen dagegen in Westdeutschland mit 20,2 Stunden eine niedrigere gewöhnliche Wochenarbeitszeit auf als die teilzeitbeschäftigten Frauen in Ostdeutschland, deren Wochenarbeitszeit bei 24,6 Stunden lag. Westdeutsche Männer in Teilzeitbeschäftigung hatten ebenfalls eine niedrigere Wochenarbeitszeit von 17,2 Stunden im Vergleich zu 20,4 Stunden bei den ostdeutschen Männern in Teilzeit.

Vollzeittätige mit Wunsch nach einer Verringerung der Arbeitszeit wollten entsprechend ihre Wochenstunden im Westen stärker reduzieren als im Osten (Männer West/Ost:-11,3 Stunden/-10,3 Stunden; Frauen West/Ost: -11,1 Stunden/-9,8 Stunden).

Bei den Teilzeittätigen, die sich mehr Arbeitszeit wünschten, sind die Tendenzen in den West-Ost-Unterschieden zusätzlich vom Geschlecht abhängig: Das Ausmaß der gewünschten Erhöhung der Arbeitsstunden war hier im Westen bei den Männern höher als im Osten, bei den Frauen niedriger (Männer West/Ost: jeweils +17,1 Stunden/+16,2 Stunden; Frauen West/Ost: +11,5 Stunden/+12,1 Stunden). Im Westen äußerten teilzeitbeschäftigte Frauen insgesamt seltener und in geringerem Ausmaß den Wunsch nach einer Erhöhung der Arbeitszeit, auch wenn ihre gewöhnliche Wochenarbeitszeit niedriger als die der teilzeitbeschäftigten Frauen im Osten war.

Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung 2019
15 bis 74-Jährige1DeutschlandWest4Ost4
InsgesamtMännerFrauenInsgesamtMännerFrauenInsgesamtMännerFrauen
BestandVeränderung
zum Vorjahr
1: Personen in Privathaushalten.
2: Selbsteinschätzung der Befragten.
3: Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit in Haupt- und – falls vorhanden – Nebentätigkeit.
4: West: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein;
Ost: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.
 Anzahl der Personen in 1 000
Erwerbstätige42 22148622 50419 71734 31418 34615 9687 9074 1583 749
Vollzeittätige230 25518719 90710 34824 39716 3118 0865 8583 5962 262
Teilzeittätige211 9653002 5979 3689 9162 0347 8822 0495621 487
Unterbeschäftigte2 082-1091 0481 0341 647853794435194241
Vollzeittätige2971-871425682661321414410143
Teilzeittätige21 111-10233477882124158029193198
Überbeschäftigte1 464488256401 200688512265137127
Vollzeittätige21 305397955091 064663401241132109
Teilzeittätige21609301301362411124519
 Wochenarbeitsstunden3
Erwerbstätige35,3-0,139,131,035,139,230,336,438,633,9
Vollzeittätige241,3-0,141,940,241,442,040,240,941,440,0
Teilzeittätige220,20,217,920,919,617,220,223,420,424,6
Unterbeschäftigte29,30,433,425,129,734,124,927,930,625,7
Vollzeittätige240,0-0,140,339,040,140,439,239,439,838,5
Teilzeittätige220,00,218,720,519,218,019,722,220,523,0
Überbeschäftigte41,5-0,143,538,841,543,738,541,542,840,0
Vollzeittätige243,3-0,144,242,043,444,342,042,843,541,9
Teilzeittätige226,40,025,826,626,025,726,128,726,429,3
 Gewünschte Veränderung der Wochenarbeitsstunden
Erwerbstätige0,1-0,10,10,20,10,00,20,30,20,4
Vollzeittätige2-0,30,0-0,2-0,4-0,3-0,2-0,4-0,2-0,2-0,4
Teilzeittätige21,1-0,22,10,91,01,90,71,82,61,5
Unterbeschäftigte10,3-0,310,210,410,19,910,211,211,411,1
Vollzeittätige26,90,07,06,56,97,06,66,77,06,0
Teilzeittätige213,2-0,416,811,713,117,111,513,416,212,1
Überbeschäftigte-10,70,1-11,1-10,2-10,9-11,3-10,3-9,9-10,2-9,5
Vollzeittätige2-11,00,2-11,2-10,8-11,3-11,4-11,1-10,1-10,3-9,8
Teilzeittätige2-7,70,2-7,9-7,6-7,7-8,0-7,7-7,4-7,6-7,4

Methodische Hinweise:

Diese Ergebnisse gehen aus dem Mikrozensus beziehungsweise der Arbeitskräfteerhebung hervor. Bei der Frage nach den Arbeitszeitwünschen sollten die Befragten berücksichtigen, dass Mehrarbeit mit einem entsprechend höheren Verdienst und Minderarbeit mit einem entsprechend geringeren Verdienst einherginge.

Definitionen von Arbeitszeit, Unterbeschäftigung und Überbeschäftigung:

Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstunden beziehen sich auf eine typische, eher längere Referenzperiode. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 erfolgt die Erfassung über folgende Frage:

  • „Wie viele Stunden arbeiten Sie normalerweise pro Woche, einschließlich regelmäßiger Mehrstunden und Bereitschaftszeiten?“

Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch nach zusätzlichen Arbeitsstunden haben und für diese auch zur Verfügung stehen. Dieser Wunsch wird im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 über die folgenden zwei Fragen ermittelt:

  • „Würden Sie gerne mit entsprechend höherem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit erhöhen?“

    Info: Zur wöchentlichen Arbeitszeit zählen sowohl Haupt- als auch Nebentätigkeiten.
  • „Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten?“

Überbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch haben, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren, und dafür ein verringertes Einkommen hinnehmen. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 lautet die zugehörige Frage:

  • „Würden Sie gerne mit entsprechend niedrigerem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit verringern?“

Die Erfassung von Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünschen mithilfe von Personen- oder Haushaltsbefragungen kann – trotz ähnlicher Frageformulierungen – zu ganz unterschiedlichen Resultaten führen. Dies zeigt beispielsweise der Vergleich von Mikrozensus und Sozio-oekonomischem Panel (SOEP). Ergebnisse einer Studie hierzu enthält der Artikel „Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünsche: Unterschiede zwischen Mikrozensus und SOEP“, der in „WISTA – Wirtschaft und Statistik“, Heft 4/2017 veröffentlicht ist.

Ausführliche Untersuchungen in ausgewählten vergangenen Berichtsjahren zu Unter- und Überbeschäftigten sind im WISTA Themen-Archiv: Arbeitsmarkt zu finden.

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