Presse 3. Quartal 2020: 0,1 % weniger Erwerbstätige als im Vorquartal

Rückgang der Beschäftigung schwächt sich ab

Pressemitteilung Nr. 457 vom 17. November 2020

Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland, 3. Quartal 2020:
-0,1 % zum Vorquartal (saisonbereinigt)
+0,1 % zum Vorquartal (nicht saisonbereinigt)
-1,4 % zum Vorjahresquartal 

WIESBADEN – Im 3. Quartal 2020 waren rund 44,7 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ging die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum 2. Quartal 2020 saisonbereinigt um 48 000 Personen oder 0,1 % zurück. Damit hat sich der Rückgang der Beschäftigung nach dem außerordentlich starken Rückgang im 2. Quartal 2020 (-627 000 Personen; -1,4 %) deutlich abgeschwächt. Im Vergleich zum 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, ging die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2020 saisonbereinigt um 1,5 % oder 688 000 Personen zurück.

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Ohne Saisonbereinigung stieg die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorquartal um 66 000 oder 0,1 %. Üblicherweise steigt die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal eines Jahres an. Im Zuge der Corona-Pandemie fällt der Zuwachs in diesem Jahr jedoch deutlich schwächer aus als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre in einem 3. Quartal (+240 000 Personen; +0,5 %). 

Rückgang der Erwerbstätigkeit um 1,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal

Verglichen mit dem 3. Quartal 2019 sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,4 % (654 000 Personen). Im 2. Quartal 2020 hatte die Vorjahresveränderungsrate bei -1,3 % gelegen. In den vorherigen Quartalen waren die Beschäftigtenzahlen noch gestiegen. 

Es ist zu beachten, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen führen. Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkt sich dabei allerdings nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung zu den Erwerbstätigen zählen und nicht als Erwerbslose. 

Dienstleistungsbereiche erneut mit stärkstem Rückgang 

Im 3. Quartal 2020 trugen überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Rückgang der Gesamterwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (‑419 000 Personen; -1,2 %). Die größten absoluten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit -260 000 Personen (-2,5 %) sowie die Unternehmensdienstleister, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört (-190 000 Personen; -3,1 %). Auch bei den Sonstigen Dienstleistungen ging die Zahl der Erwerbstätigen stark zurück (-90 000 Personen; -3,0 %), während sich bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend weiter fortsetzte (-14 000 Personen; -1,3 %). Beschäftigungsgewinne waren hingegen bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung, Gesundheit mit +129 000 Personen (+1,1 %), sowie im Bereich Information und Kommunikation (+10 000 Personen; +0,7 %) zu verzeichnen. 

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr verstärkt fort (-236 000 Personen; -2,8 %). Im Baugewerbe konnten hingegen weiterhin Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+21 000 Personen; +0,8 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen um 20 000 Personen (-3,2 %). 

Weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige 

Der Rückgang der Erwerbstätigkeit geht zu fast drei Vierteln auf die sinkende Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurück, die sich im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum 3. Quartal 2019 um 486 000 (-1,2 %) auf 40,74 Millionen Personen verringerte. Diese Entwicklung basierte sowohl auf Rückgängen bei der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als auch der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten). Die Verringerung selbstständiger Tätigkeit setzte sich im 3. Quartal 2020 verstärkt fort: Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 168 000 Personen (-4,1 %) auf 3,98 Millionen. 

Arbeitsvolumen sinkt um 4,0 % 

Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätige Person verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,6 % auf 344,9 Stunden. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätige Person – sank im gleichen Zeitraum um 4,0 % auf 15,4 Milliarden Stunden. Hier zeigt sich insbesondere der Effekt der Inanspruchnahme von Kurzarbeit ab der zweiten Märzhälfte, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt. 

Erwerbstätigenzahlen in der EU

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 13. November 2020 sank im 3. Quartal 2020 in den 27 Ländern der Europäischen Union (EU) und im Euroraum die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal stärker als in Deutschland. So betrug der Rückgang in der EU 1,8 % und im Euroraum 2,0 %. 

Hinweis zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen 

Neben der Erstberechnung der Erwerbstätigenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden für das 3. Quartal 2020 wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab dem 1. Quartal 2020 im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) neu berechnet. Aus der Neuberechnung resultieren für die vierteljährlichen Erwerbstätigenzahlen keine Änderungen der Vorjahresveränderungsraten.

Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden
Jahr,
Quartal 1
Erwerbstätige 2Geleistete Arbeitsstunden 3
InsgesamtArbeit-
nehmer/
- innen
Selbst-
Ständige 5
Insgesamtje
Erwerbstätigen
saisonbereinigter Wert 4Originalwert
Personen in 1 000Millionen StundenStunden
1 Für Erwerbstätige: Jahres- beziehungsweise Quartalsdurchschnitte.
2 Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen; Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept).
3 Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg.
4 Saisonbereinigung nach X13-ARIMA unter JDemetra+.
5 Einschließlich mithelfender Familienangehöriger.
Q = Quartal 
201744 26239 9894 27361 4831 389,1
201844 86840 6454 22362 2291 386,9
201945 26941 1174 15262 5961 382,8
2017Q144 02343 73239 4384 29415 675358,4
Q244 18544 16639 8924 27414 496328,2
Q344 35144 45040 1794 27115 725353,8
Q444 49444 69940 4484 25115 587348,7
2018Q144 67544 39840 1564 24215 687353,3
Q244 81444 79040 5634 22714 814330,7
Q344 93845 02840 8044 22415 888352,8
Q445 05245 25741 0554 20215 841350,0
2019Q145 18344 92040 7334 18715 978355,7
Q245 27145 24041 0774 16314 750326,0
Q345 29245 37641 2294 14716 074354,2
Q445 33245 53841 4294 10915 795346,8
2020Q145 31945 06640 9914 07515 717348,8
Q244 69244 65640 6334 02313 437300,9
Q344 64444 72240 7433 97915 425344,9
Veränderung gegenüber Vorquartal in %Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
20171,41,7-1,60,9-0,5
20181,41,6-1,21,2-0,2
20190,91,2-1,70,6-0,3
2017Q10,31,41,7-1,72,51,0
Q20,41,41,7-1,7-0,5-1,8
Q30,41,41,7-1,60,8-0,5
Q40,31,41,7-1,40,7-0,7
2018Q10,41,51,8-1,20,1-1,4
Q20,31,41,7-1,12,20,8
Q30,31,31,6-1,11,0-0,3
Q40,31,21,5-1,21,60,4
2019Q10,31,21,4-1,31,90,7
Q20,21,01,3-1,5-0,4-1,4
Q30,00,81,0-1,81,20,4
Q40,10,60,9-2,2-0,3-0,9
2020Q10,00,30,6-2,7-1,6-1,9
Q2-1,4-1,3-1,1-3,4-8,9-7,7
Q3-0,1-1,4-1,2-4,1-4,0-2,6
Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland nach Wirtschaftsbereichen 1
Wirtschaftsbereich 2201920192020
Q1Q2Q3Q4Q1Q2Q3
1 Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Inlandskonzept);
Jahres- und Quartalsdurchschnitte.
2 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).
Q = Quartal 
Personen in 1000
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei599566638619573555619599
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe8 3608 3508 3568 3828 3618 2548 1768 146
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe7 7587 7547 7547 7767 7497 6227 5467 513
Baugewerbe2 5522 5042 5442 5692 5832 5402 5612 590
Handel, Verkehr, Gastgewerbe10 25710 16010 24710 28410 31710 1699 96710 024
Information und Kommunikation1 3751 3601 3701 3801 3931 3941 3881 390
Finanz- und Versicherungsdienstleister1 0961 0981 0931 0971 1011 0911 0841 083
Grundstücks- und Wohnungswesen481478481482482480479478
Unternehmensdienstleister6 2016 1676 1936 2276 2276 1366 0236 037
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit11 31311 22411 26911 29011 46211 45111 41011 419
Sonstige Dienstleister3 0353 0133 0493 0463 0392 9962 9492 956
Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei-1,5-0,7-2,3-1,4-1,5-1,9-3,0-3,2
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe0,61,41,10,4-0,4-1,1-2,2-2,8
darunter: 
Verarbeitendes Gewerbe0,51,41,00,3-0,6-1,7-2,7-3,4
Baugewerbe1,51,71,51,11,11,40,70,8
Handel, Verkehr, Gastgewerbe0,81,10,80,50,40,1-2,7-2,5
Information und Kommunikation3,74,23,93,83,02,51,30,7
Finanz- und Versicherungsdienstleister-1,2-1,3-1,2-0,8-0,7-0,6-0,8-1,3
Grundstücks- und Wohnungswesen0,81,11,30,80,20,4-0,4-0,8
Unternehmensdienstleister-0,40,1-0,4-0,7-0,5-0,5-2,7-3,1
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit1,91,61,81,92,02,01,31,1
Sonstige Dienstleister0,80,91,11,00,5-0,6-3,3-3,0

Detaillierte Ergebnisse und lange Zeitreihen zu den Erwerbstätigen für Deutschland können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabellen VGR des Bundes (81000-0012 und 81000-0016) und Arbeitsmarkt (13321) abgerufen werden.

Methodische Hinweise
In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich der kurzfristige Trend der konjunkturellen Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen unabhängig. In der aktuellen Corona-Krise kann es durch die starken Rückgänge insbesondere im März/April 2020 und die sich seitdem langsam wiedereinstellende Erholung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen. Wichtig sind beide Betrachtungsweisen: Wie ist der konjunkturelle Trend gemessen am Vormonats-/Vorquartalsvergleich, und wie weit ist der Aufholprozess im Vergleich zum Vorjahresniveau? Um zusätzlich einen direkten Vergleich zum Vorkrisenniveau zu ermöglichen, wird ab sofort in allen Pressemitteilungen zu Konjunkturindikatoren, die saisonbereinigt vorliegen, ein Vergleich zum Februar 2020 beziehungsweise zum 4. Quartal 2019 dargestellt.

Deutsche EU-Ratspräsidentschaft im Bereich Statistik
Das Statistische Bundesamt leitet im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft unter dem Vorsitz von Präsident Dr. Georg Thiel die Ratsarbeitsgruppe Statistik. Über unsere Aktivitäten im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft informieren wir auf der Sonderseite www.destatis.de/eu2020.

Europäische Statistiken finden Sie in unserem Datenangebot "Europa in Zahlen".

Krisenmonitor ermöglicht Vergleich zwischen Corona-Krise und Finanz- und Wirtschaftskrise
Die Erwerbstätigenzahlen sind auch Teil des „Krisenmonitors“ (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Der Krisenmonitor ergänzt die Sonderseite Corona-Statistiken die seit Anfang April statistische Informationen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bündelt.

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