Presse Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial im Jahr 2019 um 5,0 % gesunken

Rückgang bei Erwerbslosen, Unterbeschäftigten und Stiller Reserve

Pressemitteilung Nr. 397 vom 9. Oktober 2020

WIESBADEN – Im Jahr 2019 wünschten sich knapp 4,4 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 74 Jahren Arbeit oder eine Erhöhung ihrer Arbeitszeit. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Ergebnissen der Arbeitskräfteerhebung weiter mitteilt, sank das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial im Vergleich zum Vorjahr um 5,0 % (-231 000 Personen). Ob und in wieweit dieser Trend sich weiterhin fortsetzen oder durch die Corona-Krise im Jahr 2020 unterbrochen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. 

Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial setzte sich im Jahr 2019 aus knapp 1,4 Millionen Erwerbslosen, rund 2,1 Millionen Unterbeschäftigten und 899 000 Personen in Stiller Reserve zusammen. Im Vorjahresvergleich sanken sowohl die Zahl der Erwerbslosen (-95 000) als auch die Zahl der Unterbeschäftigten (-109 000) deutlich. Die Zahl der Personen in Stiller Reserve ging nur leicht zurück (-26 000 Personen). 

Zahl der Unterbeschäftigten ist gesunken, die der Überbeschäftigten gestiegen 

Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch nach Erhöhung ihrer Arbeitszeit haben und dafür auch zur Verfügung stehen. Im Jahr 2019 waren in Deutschland 4,9 % der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren nach eigenen Angaben unterbeschäftigt. 9,3 % der Teilzeitbeschäftigten und 3,2 % der Vollzeitbeschäftigten wünschten sich eine Erhöhung ihrer Arbeitszeit. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass Unterbeschäftigte in Vollzeit ihre Arbeitszeit meist nur um wenige Stunden erhöhen wollen.

Den 2,1 Millionen Unterbeschäftigten standen fast 1,5 Millionen Erwerbstätige gegenüber, die weniger arbeiten wollten. Diese so genannten Überbeschäftigten haben den Wunsch, ihre Arbeitszeit bei entsprechend verringertem Einkommen zu reduzieren. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Überbeschäftigten weiter: 2019 gab es einen Zuwachs um 47 000 Personen, 2018 hatte es einen leichten Anstieg in Höhe von 23 000 Personen gegeben. 

Anteil von Sonstigen Nichterwerbspersonen mit Arbeitswunsch hat im Vergleich zum Vorjahr leicht zugenommen 

Bei den Nichterwerbspersonen wird zwischen der Stillen Reserve, Sonstigen Nichterwerbspersonen mit Arbeitswunsch und Sonstigen Nichterwerbspersonen ohne Arbeitswunsch unterschieden.

Personen in Stiller Reserve haben überhaupt keine Arbeit, gelten nach den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation jedoch nicht als erwerbslos. Zur Stillen Reserve gehören Personen, die zwar Arbeit suchen, jedoch kurzfristig (innerhalb von zwei Wochen) für eine Arbeitsaufnahme nicht zur Verfügung stehen. Dazu zählen auch Personen, die aus verschiedenen Gründen aktuell keine Arbeit suchen, aber grundsätzlich gerne arbeiten würden und dafür auch verfügbar sind. Im Jahr 2019 gehörten 4,9 % der Nichterwerbspersonen im Alter von 15 bis 74 Jahren zur Stillen Reserve. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Anteil unverändert. Dagegen hatte sich der Anteil der Sonstigen Nichterwerbspersonen mit generellem Arbeitswunsch im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr mit 6,5 % leicht erhöht (2018: 6,4 %).

Sonstige Nichterwerbspersonen mit generellem Arbeitswunsch zeigen eine geringere Arbeitsmarktnähe als Personen der Stillen Reserve, da sie weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind. Sie werden nicht zum ungenutzten Arbeitskräftepotenzial der hier verwendeten international vereinbarten Definition gezählt, sollten aber allein aufgrund ihrer Größenordnung von knapp 1,2 Millionen Personen bei der Analyse nicht außer Acht gelassen werden.

Arbeitskräfteerhebung: Erwerbstätige und ungenutztes Arbeitskräftepotenzial1
15- bis 74-Jährige20192018Veränderung
InsgesamtMännerFrauenInsgesamtvon 2019 zu 2018
in 1 000in 1 000in %
1 15- bis 74-jährige Personen in Privathaushalten.
2 Die Angabe zur Teilzeittätigkeit bezieht sich auf die Selbsteinschätzung der Befragten.
3 Nichterwerbspersonen sind die Summe aus Stiller Reserve und Sonstigen Nichterwerbspersonen.
4 Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial ist die Summe aus Erwerbslosen, Unterbeschäftigten und Stiller Reserve.
5 Anteil der Erwerbstätigen an allen Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren.
6 Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose).
7 Anteil der Unter- beziehungsweise Überbeschäftigten an den Erwerbstätigen.
8 Anteil der Summe aus Erwerbslosen, Unterbeschäftigten und Personen in Stiller Reserve an der Gesamtheit aus Erwerbstätigen, Erwerbslosen und Stiller Reserve.
Bevölkerung 161 93031 07830 85261 987-57-0,1
Erwerbstätige42 22122 50419 71741 7354861,2
Vollzeittätige 230 25519 90710 34830 0681870,6
Teilzeittätige 211 9652 5979 36811 6653002,6
Erwerbslose1 3738185541 468-95-6,5
Unterbeschäftigte2 0821 0481 0342 191-109-5,0
Vollzeittätige 2971714256978-7-0,7
Teilzeittätige 21 1113347781 213-102-8,4
Überbeschäftigte1 4648256401 417473,3
Vollzeittätige 21 3057955091 266393,1
Teilzeittätige 21603013015196,0
Stille Reserve899451448925-26-2,8
Suchend, aber kurzfristig nicht verfügbar437236202449-12-2,7
Verfügbar, aber nicht suchend462216246477-15-3,1
Sonstige Nichterwerbspersonen mit Arbeitswunsch1 1864797081 208-22-1,8
Sonstige Nichterwerbspersonen ohne Arbeitswunsch16 2506 8259 42516 650-400-2,4
Nichterwerbspersonen 318 3367 75510 58118 784-448-2,4
Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial insgesamt 44 3542 3172 0364 585-231-5,0

in %

in %-Punkten

in %

Erwerbstätigenquote 568,272,463,967,30,91,3
Teilzeitquote28,311,547,528,00,31,1
Erwerbslosenquote 63,13,52,73,4-0,3-8,8
Unterbeschäftigtenquote 74,94,75,25,2-0,3-5,8
Vollzeittätige3,23,62,53,3-0,1-3,0
Teilzeittätige9,312,98,310,4-1,1-10,6
Überbeschäftigtenquote 73,53,73,23,40,12,9
Anteil der Stillen Reserve an den Nichterwerbspersonen4,95,84,24,90,00,0
Anteil sonstige Nichterwerbspersonen mit Arbeitswunsch an den Nichterwerbspersonen6,56,26,76,40,11,6
Anteil ungenutztes Arbeitskräftepotenzial an der Bevölkerung7,47,87,07,40,00,0
Quote des ungenutzten Arbeitskräftepotenzials 810,410,310,510,40,00,0

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