Pressemitteilung Nr. 366 vom 22. September 2020
- Nominallöhne 4,0 % unter dem Wert des Vorjahresquartals
- Kurzarbeit federt Einkommensverluste teilweise ab
WIESBADEN – Der Nominallohnindex lag in Deutschland im 2. Quartal 2020 um 4,0 % niedriger als im Vorjahresquartal. Dieser Index bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen ab. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, legten die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um knapp 0,8 % zu. Dies ergibt einen realen (preisbereinigten) Verdienstrückgang von 4,7 %. Es ist die historisch stärkste Abnahme der Nominal- und auch der Reallöhne im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2007 und somit stärker als in der Finanzmarktkrise 2008/2009.
Corona-Pandemie führt zu Verkürzung der Arbeitszeit
Der Einsatz von Kurzarbeit sowie die Geschäftsschließungen aufgrund der Corona-Pandemie führten zu einer starken negativen Lohnentwicklung im 2. Quartal 2020. Das Kurzarbeitergeld ist hierbei allerdings nicht berücksichtigt; es hat die Einkommensverluste für viele Beschäftigte abgefedert. Bezogen auf die Nominallöhne ist erstmalig seit dem 2. Quartal 2009 wieder eine negative Entwicklung in Deutschland festzustellen, die mit -4,0 % noch deutlicher als zu Zeiten der Finanzmarktkrise ausfällt (2. Quartal 2009: -0,7 %). Der Hauptgrund liegt hier vor allem in der stärkeren Verkürzung der Arbeitszeit. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank für vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im 2. Quartal 2020 die bezahlte Wochenarbeitszeit in der Gesamtwirtschaft um 6,2 % auf durchschnittlich 36,8 Stunden. Im 2. Quartal 2009 hatte der Rückgang bei 2,1 % gelegen.
Stärkere Verdiensteinbußen in den unteren Leistungsgruppen
Die unteren Leistungsgruppen waren vom Rückgang der Arbeitszeit und somit von geringeren Verdiensten im 2. Quartal 2020 am stärksten betroffen. Bei den un- und angelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Vollzeit sanken die bezahlten Arbeitsstunden um 9,8 % beziehungsweise 9,4 %. Die Verdienste gemessen am Nominallohnindex reduzierten sich für diese beiden Leistungsgruppen um 7,4 % beziehungsweise 8,9 %. Im Vergleich dazu gingen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in leitender Stellung sowohl die Verdienste gemessen am Nominallohnindex (-2,0 %) als auch die Wochenarbeitszeit (-3,0 %) unterdurchschnittlich zurück. Da die unteren Leistungsgruppen im Durchschnitt weniger verdienen, fällt ihr eigentlich dominanterer Arbeitszeit- und Lohnrückgang für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Nominallöhne weniger stark ins Gewicht.
Unterschiedliche Verdienstentwicklungen in Ost und West seit 2007
Seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2007 sind die Nominallöhne bis zum Jahr 2019 insgesamt um 33,0 % gestiegen. In den neuen Ländern stiegen die Löhne mit +41,0 % dabei stärker als im früheren Bundesgebiet mit +32,1 %. Trotz des vergleichsweise starken Zuwachses in den ostdeutschen Bundesländern besteht weiterhin ein großes Lohngefälle zwischen West und Ost im Jahr 2019: Der durchschnittliche Bruttojahresverdienst einschließlich Sonderzahlungen lag bei vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Westen bei 54 550 Euro. Vollzeitbeschäftigte im Osten verdienten im Durchschnitt 41 534 Euro und damit fast ein Viertel (24 %) weniger als Vollzeitbeschäftigte im Westen. Im gesamtdeutschen Durchschnitt kamen vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf einen Bruttojahresverdienst von 52 803 Euro.
Berichtszeitraum | Reallohnindex1 | Nominallohnindex1 | Verbraucherpreisindex |
---|---|---|---|
Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in % | |||
1 Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich. Q = Quartal | |||
Q1 2008 | -0,2 | 2,8 | 2,9 |
Q2 2008 | 0,9 | 3,8 | 2,9 |
Q3 2008 | -0,2 | 2,9 | 3,1 |
Q4 2008 | 1,1 | 2,6 | 1,5 |
Q1 2009 | -0,2 | 0,6 | 0,9 |
Q2 2009 | -0,9 | -0,7 | 0,2 |
Q3 2009 | 0,9 | 0,5 | -0,3 |
Q4 2009 | -0,3 | 0,2 | 0,4 |
Q1 2010 | 1,0 | 1,7 | 0,8 |
Q2 2010 | 1,9 | 3,1 | 1,2 |
Q3 2010 | 1,2 | 2,4 | 1,1 |
Q4 2010 | 1,5 | 2,9 | 1,4 |
Q1 2011 | 1,8 | 3,8 | 1,9 |
Q2 2011 | 2,0 | 4,0 | 2,0 |
Q3 2011 | 0,8 | 3,0 | 2,3 |
Q4 2011 | 0,1 | 2,4 | 2,2 |
Q1 2012 | 0,0 | 2,1 | 2,1 |
Q2 2012 | 0,6 | 2,5 | 1,8 |
Q3 2012 | 1,0 | 3,0 | 2,0 |
Q4 2012 | 0,8 | 2,7 | 2,0 |
Q1 2013 | 0,0 | 1,5 | 1,5 |
Q2 2013 | -0,1 | 1,4 | 1,5 |
Q3 2013 | -0,3 | 1,3 | 1,6 |
Q4 2013 | -0,1 | 1,3 | 1,3 |
Q1 2014 | 1,3 | 2,7 | 1,3 |
Q2 2014 | 1,4 | 2,6 | 1,1 |
Q3 2014 | 1,7 | 2,7 | 0,9 |
Q4 2014 | 2,2 | 2,7 | 0,5 |
Q1 2015 | 2,8 | 2,6 | -0,1 |
Q2 2015 | 2,3 | 3,2 | 0,9 |
Q3 2015 | 1,7 | 2,5 | 0,7 |
Q4 2015 | 2,1 | 2,5 | 0,4 |
Q1 2016 | 2,5 | 2,9 | 0,3 |
Q2 2016 | 1,8 | 2,0 | 0,2 |
Q3 2016 | 1,8 | 2,3 | 0,5 |
Q4 2016 | 1,2 | 2,3 | 1,1 |
Q1 2017 | 0,9 | 2,7 | 1,7 |
Q2 2017 | 1,4 | 2,9 | 1,4 |
Q3 2017 | 0,9 | 2,5 | 1,6 |
Q4 2017 | 0,7 | 2,2 | 1,4 |
Q1 2018 | 1,4 | 2,7 | 1,3 |
Q2 2018 | 0,8 | 2,5 | 1,8 |
Q3 2018 | 1,6 | 3,6 | 1,9 |
Q4 2018 | 1,4 | 3,3 | 2,0 |
Q1 2019 | 1,2 | 2,5 | 1,4 |
Q2 2019 | 1,3 | 3,0 | 1,6 |
Q3 2019 | 1,9 | 3,4 | 1,5 |
Q4 2019 | 0,7 | 2,0 | 1,2 |
Q1 2020 | 0,4 | 2,1 | 1,6 |
Q2 2020 | -4,7 | -4,0 | 0,8 |
Berichtszeitraum | Reallohnindex 1 | Nominallohnindex 1 | Verbraucherpreisindex |
---|---|---|---|
Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in % | |||
1 Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich. | |||
Jahr 2008 | 0,4 | 3,0 | 2,6 |
Jahr 2009 | -0,1 | 0,2 | 0,3 |
Jahr 2010 | 1,4 | 2,6 | 1,1 |
Jahr 2011 | 1,2 | 3,3 | 2,1 |
Jahr 2012 | 0,5 | 2,5 | 2,0 |
Jahr 2013 | -0,1 | 1,4 | 1,4 |
Jahr 2014 | 1,8 | 2,7 | 1,0 |
Jahr 2015 | 2,1 | 2,7 | 0,5 |
Jahr 2016 | 1,8 | 2,3 | 0,5 |
Jahr 2017 | 1,0 | 2,5 | 1,5 |
Jahr 2018 | 1,3 | 3,1 | 1,8 |
Jahr 2019 | 1,2 | 2,6 | 1,4 |
Gliederungsart | Veränderung 2019 gegenüber 2007 | Veränderung 2. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal |
---|---|---|
in % | ||
1 Ohne geringfügig Beschäftigte. | ||
Insgesamt | 33,0 | -4,0 |
Nach Gebietsstand | ||
Früheres Bundesgebiet (einschließlich Berlin) | 32,1 | -4,2 |
Neue Länder | 41,0 | -1,9 |
Nach Beschäftigungsart | ||
Vollzeitbeschäftigte | 32,1 | -4,3 |
Teilzeitbeschäftigte | 38,7 | -2,1 |
Geringfügig Beschäftigte | 36,0 | -4,8 |
Nach Geschlecht | ||
Männer | 31,4 | -4,7 |
Frauen | 36,0 | -2,4 |
Nach Leistungsgruppen 1 | ||
Arbeitnehmer/-innen in leitender Stellung | 40,3 | -2,0 |
Herausgehobene Fachkräfte | 32,7 | -2,4 |
Fachkräfte | 30,2 | -4,8 |
Angelernte Arbeitnehmer/-innen | 28,8 | -8,9 |
Ungelernte Arbeitnehmer/-innen | 34,1 | -7,4 |
nachrichtlich: | ||
Verbraucherpreisindex | 17,5 | 0,8 |
Methodische Hinweise:
Der Nominallohnindex bildet die Veränderung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen der in Vollzeit, in Teilzeit und geringfügig Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ab. Er erfasst die Verdienstentwicklung bei gleicher Beschäftigtenstruktur wie im Vorjahr. Der Nominallohnindex umfasst nur die von Arbeitgeberseite gezahlten Verdienste und kein Kurzarbeitergeld. Beschäftigte, die ausschließlich Kurzarbeitergeld erhalten haben, sind nicht berücksichtigt. Der Reallohnindex stellt die Veränderung der Verdienste der Preisentwicklung gegenüber. Er gibt somit Hinweise zur Entwicklung der Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Detaillierte Informationen über die Höhe der Bruttostunden- und Bruttomonatsverdienste nach Wirtschaftszweigen, Beschäftigungsumfang, Leistungsgruppen sowie Geschlecht bietet die Fachserie 16, Reihe 2.1 (Quartalsergebnisse) sowie Reihe 2.3 (Jahresergebnisse).
Die Zeitreihen zu den Real- und Nominallöhnen stehen auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes zur Verfügung.
Detaillierte Daten und lange Zeitreihen zu den Bruttoverdiensten in Deutschland können über die Tabelle Bruttoverdienste, Wochenarbeitszeit (62321-0001) in der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden. In der Datenbank lassen sich auch Zeitreihen zum monatlichen Index der Tarifverdienste (62231-0001) abrufen.
Informationen zu regionalen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen östlichen und westlichen Bundesländern 30 Jahre nach der deutschen Vereinigung finden Sie in unserem Statistik-Dossier sowie auf unserer Themenseite Deutsche Einheit.
Die Ergebnisse zur Vierteljährlichen Verdiensterhebung sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite Corona-Statistiken im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.