Pressemitteilung Nr. N 003 vom 29. Januar 2020
WIESBADEN – Der bevorstehende Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (Brexit) zum 31. Januar 2020 hat komplexe Folgen: Über den europäischen Binnenmarkt sind viele deutsche Unternehmen seit Jahrzehnten eng mit dem Vereinigten Königreich verbunden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hatten 9 % der ausländisch kontrollierten Unternehmen in Deutschland im Jahr 2017 Muttergesellschaften im Vereinigten Königreich.
Diese 3 270 Unternehmen beschäftigten in Deutschland rund 312 000 Personen, die einen Umsatz von rund 192 Milliarden Euro sowie eine Bruttowertschöpfung von 46 Milliarden Euro erwirtschafteten. Damit hatten diese Unternehmen im Jahr 2017 einen Anteil von 9,8 % an der Bruttowertschöpfung aller im Ausland ansässigen Unternehmen in Deutschland. Zum Vergleich: Der Anteil an der Wertschöpfung war damit ungefähr so hoch wie bei Unternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden (10,6 %) oder Frankreich (9,4 %).
Laut Zahlen der Bundesbank wurden umgekehrt im Jahr 2017 rund 1 700 Unternehmen im Vereinigten Königreich von deutschen Investoren kontrolliert. In diesen Unternehmen waren rund 353 000 Personen tätig, die einen Jahresumsatz in Höhe von 228 Milliarden Euro erwirtschafteten.
Welt ohne Deutschland | Vereinigtes Königreich | |||
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Unternehmen Anzahl | Tätige Personen 2 | Unternehmen Anzahl | Tätige Personen 2 | |
1: Strukturerhebungen in ausgew. Wirtschaftszweigen (ohne Finanz- und Versicherungsdienstleistungen) 2: Werte zum Teil imputiert. | ||||
2017 | 36 187 | 3 552 091 | 3 268 | 311 557 |
2016 | 32 531 | 3 254 493 | 2 963 | 315 830 |
2015 | 27 698 | 3 063 222 | 2 584 | 287 301 |
2014 | 28 076 | 3 240 640 | 2 614 | 273 971 |
Nr. der Klassi- fikation 3 | Wirtschafts- gliederung | Vereinigtes Königreich Großbritannien | ||||
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Inward-FATS 1 2017 | ||||||
Unter- nehmen | Tätige Personen 2 | Umsatz 2 | Bruttowert- schöpfung zu Faktor- kosten 2 | Bruttoinvesti- tionen in Sach- anlagen 2 | ||
Anzahl | in Tausend Euro | |||||
Auswertung der Strukturerhebungen in den Wirtschaftszweigabschnitten B - N (ohne K), S95. 1: Inward-FATS-Ergebnissse gem. Verordnung (EG) Nr. 716/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Juni 2007 zu gemeinschaftlichen Statistiken über die Struktur und Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten (Amtsblatt der EU Nr. L 171). 2: Werte zum Teil imputiert. 3: Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008). | ||||||
G | Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen | 707 | 47 392 | 22 770 902 | 4 605 086 | 477 425 |
M | Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen | 705 | 29 163 | 8 458 966 | 4 806 060 | 323 510 |
C | Verarbeitendes Gewerbe | 433 | 95 758 | 97 564 493 | 15 810 212 | 1 551 748 |
N | Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen | 431 | 53 245 | 10 818 678 | 6 441 014 | 581 577 |
J | Information und Kommunikation | 402 | 32 009 | 20 791 411 | 8 967 140 | 1 684 427 |
Das Europaparlament soll das Vertragswerk zum Brexit am heutigen Mittwoch, 29. Januar, absegnen.
Am 31. Januar 2020 um 24 Uhr tritt dann das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union (EU) aus, drei Jahre und sieben Monate nachdem die britische Bevölkerung für den EU-Austritt gestimmt hatte. Seither verliert der Außenhandel mit dem Vereinigten Königreich zunehmend an Bedeutung. Insbesondere die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich sinken seit dem Referendum im Jahr 2016 kontinuierlich, wie das Statistische Bundesamt im Oktober mitteilte.
Transnationale Verflechtungen: 6 von 10 Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland sind 2017 in der EU ansässig
Auslandskontrollierte Unternehmen in Deutschland sind vorrangig mit Muttergesellschaften aus den Mitgliedstaaten der EU verflochten. Rund 61 % der deutschen auslandskontrollierten Unternehmen in der gewerblichen Wirtschaft, Banken und Versicherungen ausgenommen, gehörten 2017 einem Unternehmensverbund an, dessen Muttergesellschaft ihren Sitz im EU-Ausland hatte. Diese Unternehmen beschäftigten 57 % der tätigen Personen, erwirtschafteten eine Bruttowertschöpfung in Höhe von 57 % und tätigten knapp 62 % aller Bruttoinvestitionen, jeweils bezogen auf alle im Ausland ansässigen Unternehmen.
Methodische Hinweise:
Die „Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten“ beinhaltet die Bruttoerträge durch betriebliche Aktivitäten, angepasst im Hinblick auf betriebliche Subventionen und indirekte Steuern; Wertberichtigungen, wie zum Beispiel Abschreibungen, werden nicht abgezogen.
Die rechtliche Grundlage der Statistik über auslandskontrollierte Unternehmen bildet die europäische FATS-Verordnung Nr. 716/2007 (FATS = Foreign Affiliates Statistics). Demnach wird ein inländisch in Deutschland ansässiges Unternehmen von einer Muttergesellschaft aus dem Ausland kontrolliert, wenn dieses im Besitz von mehr als 50 % der Stimmrechte der Anteilseigner ist und die Unternehmenspolitik bestimmen kann.
Daten über auslandskontrollierte Unternehmen werden gemäß EU-Verordnung in zwei unterschiedlichen Statistiken dargestellt: zum einen in der Statistik über auslandskontrollierte Unternehmen in Deutschland (sogenannte Inward-FATS) zum anderen in der Statistik über Tochterunternehmen deutscher Investoren im Ausland (sogenannte Outward-FATS). Die Statistik zu Inward-FATS wird jährlich vom Statistischen Bundesamt erstellt, die Statistik zu Outward-FATS von der Deutschen Bundesbank.
Weitere Informationen:
- Brexit Monitor
- Auslandskontrollierte Unternehmen (Inward FATS)
- Deutsche Bundesbank: Kenngrößen zu Unternehmenseinheiten im Ausland, die deutsche Investoren kontrollieren (Outward FATS)