Presse Arbeitszeitwünsche 2018: 2,2 Millionen Erwerbstätige wollen mehr arbeiten, 1,4 Millionen weniger

Beschäftigte in Vollzeit arbeiten im Schnitt 41,4 Stunden, in Teilzeit 20,0 Stunden pro Woche

Pressemitteilung Nr. 020 vom 16. Januar 2020

WIESBADEN – 2018 wünschten sich rund 2,2 Millionen Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren eine längere Arbeitszeit (Unterbeschäftigte), während gut 1,4 Millionen kürzer arbeiten wollten (Überbeschäftigte). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatten unterbeschäftigte Personen im Durchschnitt eine gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit von 28,9 Stunden und wünschten sich Mehrarbeit von 10,6 Stunden. Überbeschäftigte arbeiteten dagegen durchschnittlich 41,6 Stunden pro Woche und wünschten sich eine Verkürzung um 10,8 Stunden.

Deutliche geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede

Vollzeitbeschäftigte hatten insgesamt eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 41,4 Stunden, während Teilzeitbeschäftigte durchschnittlich 20,0 Stunden pro Woche arbeiteten. Zwischen den Geschlechtern sowie regional gibt es jedoch deutliche Unterschiede: So ist die durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeit bei den vollzeitbeschäftigten Männern im Westen mit 42,0 Stunden höher als im Osten mit 41,5 Stunden. Auch bei den vollzeitbeschäftigten Frauen liegt die Wochenarbeitszeit mit 40,3 Stunden im Westen höher als im Osten mit 40,1 Stunden. Teilzeitbeschäftigte Frauen weisen dagegen in Westdeutschland mit 20,0 Stunden eine niedrigere gewöhnliche Wochenarbeitszeit auf als die teilzeitbeschäftigten Frauen in Ostdeutschland, deren Wochenarbeitszeit bei 24,4 Stunden liegt. Westdeutsche Männer in Teilzeitbeschäftigung haben ebenfalls eine niedrigere Wochenarbeitszeit von 17,1 Stunden im Vergleich zu 20,0 Stunden bei den ostdeutschen Männern in Teilzeit.

Vollzeittätige mit Wunsch nach einer Verringerung der Arbeitszeit wollen entsprechend ihre Wochenstunden im Westen stärker reduzieren als im Osten (Männer West/Ost:-11,5 Stunden/-10,3 Stunden; Frauen West/Ost: -11,2 Stunden/-9,5 Stunden).

Bei den Teilzeittätigen mit einem Wunsch nach Mehrarbeit zeigt sich diese Tendenz dagegen nicht: Das Ausmaß der gewünschten Erhöhung der Arbeitsstunden ist hier im Westen nicht höher als im Osten (Männer West/Ost: jeweils +16,9 Stunden; Frauen West/Ost: +12,0 Stunden/+12,7 Stunden). Im Westen äußern teilzeitbeschäftigte Frauen insgesamt seltener und im Ausmaß weniger stark den Wunsch nach einer Erhöhung der Arbeitszeit, auch wenn ihre gewöhnliche Wochenarbeitszeit niedriger als die der teilzeitbeschäftigten Frauen im Osten ist.

Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung 2018
15- bis 74-Jährige 1 DeutschlandWest4Ost4
InsgesamtMännerFrauenInsgesamtMännerFrauenInsgesamtMännerFrauen

 

1: Personen in Privathaushalten.
2: Selbsteinschätzung der Befragten.
3: Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit in Haupt- und – falls vorhanden – Nebentätigkeit.
4: West: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein; Ost: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.

Anzahl der Personen in 1 000
Erwerbstätige41 73522 27619 46033 89418 14215 7527 8414 1333 708
Vollzeittätige230 06819 77510 29324 21516 1778 0385 8533 5992 254
Teilzeittätige211 6662 5009 1669 6781 9657 7131 9885341 453
Unterbeschäftigte2 1911 0831 1091 726877850465206259
Vollzeittätige297872125783061821214810346
Teilzeittätige21 213362851896258638317103214
Überbeschäftigte1 4177936231 174671503243123120
Vollzeittätige21 2667655011 045646399221119101
Teilzeittätige2151281231292510422319
Wochenarbeitsstunden3
Erwerbstätige35,439,231,035,139,330,336,538,833,9
Vollzeittätige 241,441,940,241,442,040,341,041,540,1
Teilzeittätige 220,017,720,719,417,120,023,220,024,4
Unterbeschäftigte28,933,324,629,334,024,427,430,025,3
Vollzeittätige240,140,539,040,340,639,239,439,938,1
Teilzeittätige219,818,820,219,118,219,521,820,222,6
Überbeschäftigte41,643,738,941,643,738,841,543,339,6
Vollzeittätige243,444,342,043,544,442,142,743,741,6
Teilzeittätige226,425,726,525,925,226,129,029,828,9
Gewünschte Veränderung der Wochenarbeitsstunden
Erwerbstätige0,20,10,30,10,10,20,40,30,5
Vollzeittätige2-0,2-0,2-0,4-0,3-0,2-0,4-0,2-0,1-0,3
Teilzeittätige21,32,31,01,12,10,92,23,21,8
Unterbeschäftigte10,610,410,910,310,010,611,712,011,5
Vollzeittätige26,97,16,36,97,16,46,87,16,1
Teilzeittätige213,616,912,213,416,912,014,016,912,7
Überbeschäftigte-10,8-11,3-10,2-11,0-11,5-10,5-9,7-10,3-9,1
Vollzeittätige2-11,2-11,3-10,9-11,4-11,5-11,2-10,0-10,3-9,5
Teilzeittätige2-7,9-9,4-7,5-8,0-9,3-7,8-6,9-9,9-6,4

Methodische Hinweise:

Dargestellt werden Ergebnisse des Mikrozensus beziehungsweise der Arbeitskräfteerhebung. Bei der Frage nach den Arbeitszeitwünschen sollten die Befragten berücksichtigen, dass Mehrarbeit mit einem entsprechend höheren Verdienst und Minderarbeit mit einem entsprechend geringeren Verdienst einherginge.

Definitionen von Arbeitszeit, Unterbeschäftigung und Überbeschäftigung:

  • Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstunden beziehen sich auf eine typische, eher längere Referenzperiode. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 erfolgt die Erfassung über folgende Frage:
    „Wie viele Stunden arbeiten Sie normalerweise pro Woche, einschließlich regelmäßiger Mehrstunden und Bereitschaftszeiten?“

Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch nach zusätzlichen Arbeitsstunden haben und für diese auch zur Verfügung stehen. Dieser Wunsch wird im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 über die folgenden zwei Fragen ermittelt:

  • „Würden Sie gerne mit entsprechend höherem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit erhöhen?“


    Info: Zur wöchentlichen Arbeitszeit zählen sowohl Haupt- als auch Nebentätigkeiten.

  • „Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten?“

Überbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch haben, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren, und dafür ein verringertes Einkommen hinnehmen. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2018 lautet die zugehörige Frage:

  • „Würden Sie gerne mit entsprechend niedrigerem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit verringern?“

Die Erfassung von Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünschen mithilfe von Personen- oder Haushaltsbefragungen kann – trotz ähnlicher Frageformulierungen – zu ganz unterschiedlichen Resultaten führen. Dies zeigt beispielsweise der Vergleich von Mikrozensus und Sozio-oekonomischem Panel (SOEP). Ergebnisse einer Studie hierzu enthält der Artikel „Arbeitszeiten und Arbeitszeitwünsche: Unterschiede zwischen Mikrozensus und SOEP“, der in „WISTA – Wirtschaft und Statistik“, Heft 4/2017 veröffentlicht ist.

Ausführliche Untersuchungen in ausgewählten vergangenen Berichtsjahren zu Unter- und Überbeschäftigten sind im WISTA Themen-Archiv: Arbeitsmarkt zu finden.

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