Erwerbstätigkeit

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Angesichts von Fachkräftemangel und wachsendem Bedarf an Arbeitskräften gerät die Erwerbstätigkeit in einzelnen Branchen oder von bestimmten Gruppen in den Fokus. Wo bietet der Arbeitsmarkt zusätzliches Potenzial? Wie ist es um die Erwerbstätigkeit von älteren Menschen oder Frauen bestellt? Wer arbeitet in Teilzeit und könnte möglicherweise mehr arbeiten? Und wer arbeitet nicht, wäre aber für den Arbeitsmarkt aktivierbar? Ergebnisse dazu finden Sie in diesem Kapitel.

Alterung der Erwerbstätigen in den Wirtschaftszweigen unterschiedlich verbreitet

Der Anteil der Erwerbstätigen ab 55 Jahren informiert nicht nur über die Altersstruktur in einem Wirtschaftszweig, sondern auch über den Ersatzbedarf in dieser Branche im kommenden Jahrzehnt. Mit Blick auf die Gesamt­wirtschaft war 2023 gut jeder vierte Erwerbstätige (26 %) 55 Jahre oder älter. In einigen Wirtschaftszweigen lag der Anteil älterer Erwerbstätiger jedoch deutlich höher. Hierzu zählten neben der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei (39 %) sowie dem Grundstücks- und Wohnungswesen (37 %) auch die sonstigen Dienstleistungen (33 %), die auch den Bereich Kunst und Unterhaltung umfassen. Relativ jung waren die Erwerbstätigen im Wirtschafts­abschnitt Information und Kommunikation: Hier waren nur gut 19 % der erwerbstätigen Personen 55 Jahre und älter.

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Moderater Trend zu mehr Teilzeit hält an

Teilzeitbeschäftigung kann ein Maß dafür sein, in welchem Umfang Erwerbstätige ihre Arbeitskraft einbringen beziehungsweise wieviel zusätzliches Potenzial in dieser Gruppe noch vorhanden ist. Auf der anderen Seite ermöglicht eine Teilzeitbeschäftigung unter Umständen erst die Aufnahme einer Arbeit, weil sie so mit privaten Verpflichtungen, wie beispielsweise der Betreuung von Kindern oder kranken Angehörigen, vereinbart werden kann. Teilzeit kann auch Ausdruck einer stärkeren Präferenz für andere persönliche Schwerpunkte neben der Erwerbsarbeit sein.

2023 arbeitete jede zweite Frau (50 %) in Teilzeit, bei den Männern war es nur jeder achte (13 %). Beide Geschlechter verzeichneten seit 2011 eine anhaltende leichte Zunahme der Teilzeitbeschäftigung.

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Leichter Rückgang: Vollzeitbeschäftigte arbeiteten 2023 im Schnitt 39,8 Wochenstunden

Angesichts des steigenden Bedarfs an Fachkräften wird immer wieder über die Ausweitung der Arbeitszeit diskutiert. In den letzten Jahren ist diese bei den in Vollzeit abhängig Beschäftigten leicht zurückgegangen: von durchschnittlich 40,7 normalerweise geleisteten Arbeitsstunden pro Woche im Jahr 2011 auf 39,8 Stunden im Jahr 2023. Dagegen zeigte sich bei der geleisteten Arbeitszeit von abhängig Teilzeitbeschäftigten eine Zunahme: Diese arbeiteten im letzten Jahr durchschnittlich 21,2 Wochenstunden und damit mehr als 2011 mit 18,2 Stunden pro Woche.

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Die Entwicklung zeigt sich bei Männern und Frauen gleichermaßen, sie ist jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt.

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Sowohl Zahl der Voll- als auch der Teilzeitbeschäftigten legt zu

Die seit 2011 wachsende Zahl an Erwerbstätigen bei gleichzeitig steigender Teilzeitquote könnte ein Zeichen sein, dass Vollzeitstellen durch Teilzeitbeschäftigung ersetzt werden. Das hätte zwar den positiven Effekt einer gerechteren Verteilung der Arbeit auf mehr Personen und einer breiteren ökonomischen Inklusion der Bevölkerung, aber es würde nicht bedeuten, dass in der Summe das Arbeitsvolumen steigt. Ein Blick auf die Entwicklung der Zahl abhängig beschäftigter Männer und Frauen in Voll- und Teilzeit seit 2011 zeigt jedoch, dass sowohl die Zahl der Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigten zugenommen haben.
2023 waren gut 17,7 Millionen Männer und knapp 9,5 Millionen Frauen in Vollzeit­beschäftigung und damit 1,6 Millionen bzw. zusammen 2,2 Millionen mehr als noch 2011. Noch stärker stieg in der Summe die Teilzeit­beschäftigung. Für Männer legte sie seit 2011 um 1,0 Million zu und für Frauen sogar um gut 1,8 Millionen. Das heißt, auch wenn die Vollzeitbeschäftigung seit 2011 deutlich gestiegen ist (+9 %), trägt die Teilzeit­beschäftigung mehr zum gesamten Beschäftigungs­wachstum bei (+30 %).

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Die Aktivierung von Teilzeitkräften bietet unterschiedliches Potenzial in Mangelberufen

Fachkräftemangel ist zuerst ein berufsfeldspezifisches Problem, wenn nicht ausreichend Personen mit entsprechender Berufsqualifikation auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind. Berufe mit entsprechenden Engpässen werden z. B. von der Bundesagentur für Arbeit ermittelt und finden sich mit Blick auf die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland in einer sogenannten Positivliste. Neben der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland wird dabei häufig von der Erschließung zusätzlicher Potenziale über die stärkere Aktivierung von Teilzeitbeschäftigten gesprochen. Allerdings wiesen 2023 die meisten Mangelberufe für nichtakademische Fachkräfte einen stark unterdurchschnittlichen Teilzeitanteil auf. Eine Ausnahme bildet der Bereich der Gesundheits- und Altenpflege: Hier lagen die Teilzeitanteile mit 39 % und 43 % deutlich über dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen von knapp 31 %. Gründe hierfür sind nicht nur der sehr hohe Anteil weiblicher Arbeitskräfte, sondern auch die außerordentliche Arbeitsbelastung im Pflegebereich. Das verdeutlicht, dass aufgrund der Umstände in einem Berufsfeld eine Steigerung des Arbeitsvolumens über die Aktivierung von Teilzeitkräften nicht immer möglich ist.

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Fachkräfte in Engpassberufen werden sehr unterschiedlich entlohnt

Fachkräfte werden deutschlandweit gesucht. Dies gilt auch für Beschäftigte in vielen Ausbildungsberufen. Deren Verdienste fallen sehr unterschiedlich aus. Im Schnitt verdienten im April 2023 Vollzeitbeschäftigte mit anerkannter Berufsausbildung 3 714 Euro brutto. In einigen Engpassberufen, in denen die Bundesagentur für Arbeit einen besonderen Fachkräftemangel ausmacht, konnten deutlich höhere Verdienste erzielt werden. So erhielten vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in der Altenpflege durchschnittlich 3 920 Euro und somit rund 200 Euro mehr. Vollzeit-Fachkräfte in der Krankenpflege verdienten mit 4 067 Euro sogar rund 350 Euro mehr. Doch nicht alle Ausbildungsberufe, in denen Fachkräftemangel herrscht, wurden überdurchschnittlich entlohnt. Fachkräfte für Sanitär-, Heizung-, und Klimatechnik verdienten beispielsweise rund 300 Euro unter Durchschnitt (3 412 Euro), während die Verdienste von Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrern rund 630 Euro (3 088 Euro) und von Fachkräften in der Landwirtschaft mit sogar rund 1 100 Euro (2 609 Euro) unter dem Durchschnitt lagen.

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17 % der Nichterwerbspersonen wünschen sich Arbeit

Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial findet sich nicht nur bei den Erwerbslosen, sondern auch unter den Nichterwerbspersonen. So äußern beispielsweise Personen in der sogenannten Stillen Reserve zwar einen generellen Wunsch nach Arbeit, gelten aber nach den strengen Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation ILO nicht als erwerbslos, weil sie kurzfristig nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar sind oder momentan nicht aktiv nach Arbeit suchen. Zusammen mit den Erwerbslosenzahlen zeigen die Angaben zur Stillen Reserve, in welchem Ausmaß eine Steigerung der personenbezogenen Erwerbsbeteiligung dazu beitragen kann, den Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel zu verringern.

Im Jahr 2023 umfasste die Stille Reserve am Arbeitsmarkt knapp 3,2 Millionen Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren. Das waren rund 17 % aller Nichterwerbspersonen. Die Gründe für die Nichtverfügbarkeit beziehungsweise die Nichtsuche sind vielfältig.

Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der Besetzung von IT-Stellen

Wer Informatik studiert oder eine IT-Ausbildung abgeschlossen hat, hat derzeit gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene IT-Stellen zu besetzen. Jedes achte (12 %) Unternehmen – erfasst sind rechtliche Einheiten mit mindestens zehn Beschäftigten – hatte im Jahr 2023 Stellen für IT-Fachkräfte ausgeschrieben. Laut ihren Angaben bei der Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) hatten knapp drei Viertel (72 %) dieser Unternehmen Schwierigkeiten, die Stellen zu besetzen. Dabei hakte es nicht nur an mangelnder Qualifikation oder zu hohen Gehaltsvorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber: Häufig meldeten sich keine oder zu wenige Interessentinnen und Interessenten auf die Ausschreibungen. So nannten 80 % der betroffenen Unternehmen "fehlende Bewerbungen" als Problem bei der Stellenbesetzung.

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Im Jahr 2024 beschäftigte knapp ein Viertel (23 %) der Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten eigene IT-Fachkräfte. 26 % der Unternehmen dieser Größe hatten im Vorjahr für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interne oder externe IT-Fortbildungen angeboten. Das waren weniger als 2021 (27 %) und 2018 (32 %), aber mehr als 2019 (24 %).

63 % der landwirtschaftlichen Einzelunternehmen ohne geregelte Hofnachfolge

Fachkräfte fehlen auch in der Landwirtschaft: Viele landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland haben Schwierigkeiten, eine Nachfolge für ihren Hof zu finden. Nach Ergebnissen der Landwirtschafts­zählung 2020 gab es insgesamt rund 228 000 Einzelunternehmen in Deutschland. Bei etwa der Hälfte dieser Betriebe (110 000) war die Betriebsleitung bereits 55 Jahre oder älter. Die Weiterführung des Betriebes war bei knapp zwei Dritteln (63 %) dieser Betriebe noch nicht geklärt. Insbesondere in kleineren Betrieben mit wenig landwirtschaftlich genutzter Fläche war die Hofnachfolge trotz des fortgeschrittenen Alters der Betriebsinhaberin oder des Betriebsinhabers noch unklar.

Weitere Ergebnisse zur Hofnachfolge auf Kreisebene finden Sie in unserer Storymap.

Was einen "guten Job" ausmacht – Daten zur Qualität der Arbeit

Im Ringen um Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zunehmend die Zufriedenheit und Motivation ihrer Beschäftigten im Blick behalten – und ein gutes Umfeld schaffen, um neue Arbeitskräfte gewinnen zu können. Dafür spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle: von gelebter Gleichstellung über Mitbestimmungsrechte und flexible Arbeitszeiten bis zur Identifikation mit der eigenen Tätigkeit. Daten zu diesen und ähnlichen Fragen sind auf unserer Themenseite "Qualität der Arbeit" gebündelt, aufgeschlüsselt nach sieben Themenbereichen, von A wie "Arbeitssicherheit" bis Z wie "Zusammenarbeit".

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